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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Bubba war außer Atem, als er in Bucht acht ankam, wo er Produktionsleiter oder, förmlicher, Tech III war, die höchste Lohnstufe. Seine Verantwortung war gigantisch. Er war der alleinige Chef einer Fertigungseinheit, die darauf ausgerichtet war, in 24 Stunden 12842508 Zigaretten zu produzieren beziehungsweise 4280836 Stück während Bubbas Achtstundenschicht. Bei Philip Morris war keine Fertigungseinheit jemals unbeaufsichtigt, und Bubbas Vorgesetzter Gig Dan war gezwungen gewesen, die letzte Hälfte der zweiten Schicht und die ersten sechzehn Minuten der dritten auszuhelfen. Dan war erleichtert, aber dennoch stinksauer, als Bubba vor Schweiß triefend und schwer atmend ankam.
    »Was zum Teufel ist in dich gefahren, Bubba?«, fragte Dan so laut, dass man es durch den Ohrschutz hören konnte.
    »Die Cops haben mich rausgeholt«, log Bubba.
    »Einen Strafzettel zu bekommen hat viereinhalb Stunden gedauert?« Dan kaufte ihm das nicht ab.
    »Zuerst hat er mich ewig belehrt, und dann fiel der Funk aus oder so. Ich sag dir, ich war ganz schön genervt. Die schikanieren einen immer mehr. Wird Zeit, dass einige von uns da mal initiativ werden...«
    »Im Augenblick solltest du vor allem bei deiner Fertigung initiativ werden, Bubba!«
    Gig Dan schrie über den Maschinenlärm hinweg. »Unser Ziel heute waren 15 Millionen, und wir lagen bereits um 719164 Stück zurück, bevor du dir überlegt hast, dass du lieber noch ein bisschen an deinen Rosen schnuppern wolltest!«
    »Ich hab doch gar nicht.«, versuchte Bubba zu protestieren.
    »Rate mal, was los ist. Die letzte Auswertung zeigt, dass wir für diese Schicht bei 3822563,11 liegen, was noch 458272,0 unter dem liegt, was wir schaffen wollten, als wir schon unter unserem Soll waren. Und warum? Zweimal ist das Filterpapier gerissen, der Ausschuss ist dreimal so hoch, weil der Umfang der Zigaretten unter 24,5 mm fiel, das Gewicht nicht mal annähernd auf 900 mg kam und die Ventilation um acht Prozent geringer ausfiel. Und dann hatte auch noch der Kleber eine Blase, weil Luft in der Leitung war. Und warum? Nur weil du nicht da warst, um fünf lausige Zigaretten mit der Hand in den Sodimaten einzufüllen. Du hast die Qualität nicht überprüft und die Maschinen nicht kontrolliert, nur weil du verdammt noch mal zu beschäftigt warst mit der Polizei oder was auch immer du angeblich gemacht hast!«
    »Keine Angst«, sagte Bubba, »ich hol's wieder rein.«
    Auch Brazil kam zu spät, ohne dass es seine Schuld war. Im Dunkeln war er von seinem gefährdeten Wagen zur Park Avenue zurückgejoggt, und als er bei Wests Apartment ankam, ließ er sich einen Augenblick Zeit, um zu Atem zu kommen. Er klingelte, und sie war nicht im Geringsten freundlich, als sie ihn einließ.
    »Wo warst du so lange?«, fragte sie und stellte sich vor den Tisch im Foyer.
    »Auf der Suche nach einem Feinkostladen«, sagte Brazil trocken.
    »Wofür?«
    »Ein Feinkostladen, ein Restaurant, eine Bank. Irgendwas, wo ich parken konnte.« »Offenbar hast du Glück gehabt.«
    »Kommt drauf an, ob mein Wagen noch da steht, wenn wir hier fertig sind.«
    Merkwürdigerweise blieb sie vor dem Tisch stehen, und er dachte, es läge etwas drauf, von dem sie nicht wollte, dass er es sähe.
    »Wir sind in meinem Büro. Nach links, am Schlafzimmer vorbei.« Sie wartete vor dem Tisch, bis er sich in Bewegung setzte. Brazil bekam schon ein flaues Gefühl. Er wollte nicht sehen, was auf dem Tisch lag. Er ging am Schlafzimmer vorbei, ohne einen Blick hineinzuwerfen. Er betrat Wests Büro und blickte sich nicht um. Hammer saß am Schreibtisch, sie hatte ihre Lesebrille auf und starrte auf den Bildschirm mit der merkwürdigen Karte.
    »Was haben Sie der Frau im Jeep erzählt?«, fragte Hammer ihn als erstes. »Die, deren Parkplatz ich bekommen habe.«
    »Ich hab ihr gesagt, sie sei in einer Müllabfuhrzone.«
    »Wo?«, fragte West, als sie hereinkam.
    »Wo die ganze Nacht lang Müllwagen verkehren, um an die Abfallcontainer der Restaurants heranzukommen. Ich zeigte ihr meine Dienstmarke, und sie gab widerstandslos den Platz frei.«
    »Das hätten Sie vermutlich besser nicht getan«, sagte Hammer. »Haben Sie irgendwas zu trinken im Haus, Virginia?«
    »Was Richtiges?«
    »Ich bin mit dem Dienstwagen hier.«
    Brazil nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Hammer. »Wasser und Sprite«, sagte West. »Auch Perrier?«, fragte Hammer. »Nicht seit dem Benzol-Skandal.«
    »Das ist doch lächerlich, Virginia. Wenn Hühner die Vogelgrippe

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