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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ertragen, einen Haufen Männerkleidung auf dem Boden und ein zerwühltes Bett zu sehen. Brazil riss fünf Meilen runter. Dann trainierte er mit Hanteln und machte Situps, bis sein Oberkörper brannte. Danach nahm er eine lange heiße Dusche, fühlte sich elend und wütend zugleich.
    Während er sich unter der Dusche rasierte und die Zähne putzte, beschloss er, dass es mit West so nicht länger weiterginge. Zum Teufel mit ihr. Immer wieder stellte er sich vor, wie es war, als er sie zum letzten Mal berührte. Es war am Weihnachtsabend, er hatte sie besucht und ihr ein Geschenk mitgebracht. Monatelang hatte er Geld gespart und ihr eine Halskette aus Gold und Platin gekauft, die sie wenige Tage nachdem sie nach Richmond gezogen waren aufgehört hatte zu tragen.
    Brazil fühlte sich ausgenutzt, angelogen und herabgewürdigt. Wenn sie ihn wirklich so sehr geliebt hätte, wie sie immer behauptet hatte, wie war es dann möglich, dass sie plötzlich mit diesem Jim zusammen war, und wie lange ging diese Sache überhaupt schon. Vielleicht hatte sie ihm von Anfang an etwas vorgemacht, ihn mit irgend so 'nem Jim bereits in Charlotte betrogen. Vielleicht hatte sie überall auf der Welt Jims. Brazil beschloss, sie anzurufen und von ihr eine Erklärung zu verlangen. Er frottierte seine Haare trocken und übte, was er ihr sagen würde. Er ließ sich Zeit beim Anziehen, während er mit sich debattierte.
    Der Hollywood-Friedhof erwachte üblicherweise in der Morgendämmerung zum Leben. Clay Kitchen, der Friedho fswärter, nahm seinen Beruf sehr ernst. Auch machte er gerne Überstunden. Er hatte herausgefunden, dass, wenn er jeden Morgen bereits um sieben kam, er es auf gut zehn Überstunden brachte, was sein zweiwöchentlich ausbezahltes Nettogehalt um zweihundertfünfundachtzig Dollar und achtzig Cent erhöhte. Kitchen fuhr langsam mit dem blauen Ford Ranger durch die Sektion der konföderierten Soldaten, wo achtzehntausend tapfere Männer und die Gattin von General Pickett bestattet waren. Die einfachen marmornen Grabsteine standen in perfekten Reihen eng aneinander, und es war schwer, um sie herum zu mähen. Kitchen hielt neben der dreißig Meter hohen Pyramide des Confederate Monument, die 1868 aus Granitblöcken aus dem Flussbett des St. James River erbaut worden war. Die einzigen Hilfsmittel, die damals zur Verfügung gestanden hatten, waren kräftige furchtlose Männer und ein Drehkran gewesen. Kitchen kannte die Geschichten. Es hatte Unfälle gegeben. Die Arbeiter waren nervös geworden. Die Baustelle hatte sich schon über ein Jahr hingezogen, jeder war es langsam leid. Ganz zum Schluss hatte einer der Arbeiter nach oben gemusst, um die Pyramidenspitze an die richtige Stelle zu bugsieren. Alle hatten sich geweigert. Vergiss es, ihr seid wohl wahnsinnig geworden. Da niemand sich bereit erklärte, soll sich angeblich am 6. November 1869 ein Insasse des nahe gelegenen Zuchthauses freiwillig gemeldet haben. Unter dem Beifall der Menge habe dieser die gefährliche Arbeit ohne Zwischenfälle zu Ende gebracht.
    Um die Basis der Pyramide wurde das Gras langsam etwas hoch und brauchte einen neuen Schnitt mit dem Kantenschneider. Doch das musste warten, bis Kitchen die fünfundfünfzig Hektar, die ihn auf Trab hielten, zu Ende inspiziert hatte. Er fuhr weiter die Confederate Avenue entlang, dann in die Eastvale und weiter in die Riverside, die ihn zur Hillside und auf den Presidents Circle brachte, zu Jeter und Ginter, und schließlich näherte er sich dem Davis Circle, wo er bereits von weitem das Problem erfasste.
    Jefferson Davis trug einen rotweißen Basketballdress. Der Hut, den er in der linken Hand hielt, hatte sich in einen merkwürdig anmutenden Basketball verwandelt. Seine Haut war nun schwarz, das marmorne Podest, auf dem er stand, sah aus wie der Boden einer Turnhalle.
    Schockiert, verwirrt und fassungslos gab Kitchen Gas. Kurz vor dem Ziel stieg er auf die Bremse, um sich die Sache näher anzusehen. Die Nummer auf dem Trikot war eine 12. Kitchen war Basketballfan. Ohne jeden Zweifel erkannte er sofort das Dress der Spiders der Universität von Richmond. Die Nummer 12 gehörte Bobby Feeley, der einer der leidenschaftlichsten Spieler war, die Kitchen je gesehen hatte. Kitchen riss sich das Sprechfunkgerät vom Gürtel und rief seinen Vorgesetzten. »Jemand hat Jefferson Davis in einen farbigen Basketballspieler verwandelt!«

17
    Niles wollte West nicht von der Seite weichen. Der Kater war nie einfach gewesen, aber eine

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