Kreuz des Südens
Hundepsychologen konsultiere?«, fragte Hammer verbittert. »Ich muss mir das nicht antun, Popeye. Ich habe versucht, vernünftig mit dir zu reden. Ich habe lang und breit mit dir diskutiert, wie wichtig es ist mitzumachen, damit es eine Freude ist, dich um mich zu haben. Ich habe dich häufig genug gefragt, ob dir vielleicht mal etwas Traumatisches zugestoßen ist, bevor ich dich aus dem Tierheim holte, irgendetwas, sodass du angefangen hast, nach Leuten zu schnappen und ihnen ins Gesicht zu springen. Aber was es auch sein mag, du sagst es mir nicht, und das ist nicht fair, Popeye. Du weißt, wie sehr mir alles zu Herzen geht. Du weißt, dass mein Leben hart ist und ich keinen zusätzlichen Stress brauchen kann. Du weißt, dass man mir den Prozess macht, wenn du jemanden beißt und derjenige dann so tun wird, als litte er unter Seelenqualen, Entstellung und sexuellem Versagen, nur weil die Leute wissen, dass ich Geld habe und schlechte Presse nicht brauchen kann. Jetzt sitz! Ich meine es ernst.«
Hammer ging in die Hocke und hielt einen Hundekuchen in der Hand.
Popeye nahm ihre trotzige Haltung ein und stierte Hammer an.
»Sitz!«
Popeye rührte sich nicht. »Platz.«
Popeye reagierte nicht.
»Was ist nur in dich gefahren?«, fragte Hammer.
Die Wellen des Schocks breiteten sich rasend schnell aus und hatten alarmierende Wirkungen. Der Oberaufseher des Hollywood-Friedhofs benachrichtigte sofort die Präsidentin der Friedhofsgesellschaft, Lelia Erhart, die unmittelbar darauf jedes einzelne Mitglied des Ausschusses anrief, inklusive Ruby Sink, Geschäftsführerin der Gesellschaft und vor allem diejenige, die für eine rasche Verbreitung der Nachricht sorgen würde. Miss Sink hatte genau in dem Augenblick beschlossen, draußen vor der Tür die Zeitung zu holen, als Chief Hammer mit Popeye vorbeikam. Hammer ging rasch an dem einstöckigen ZiegelStadthaus mit der dorischen Veranda und den Türmchen und Fenstern vorüber. Miss Sink beeilte sich, hastete die Treppen hinunter und über das Kopfsteinpflaster.
»Kommen Sie zurück!«, rief Miss Sink laut.
Hammer schätzte es nicht, wenn man sie rumkommandierte. »Guten Morgen, Miss Sink«, sagte sie freundlich, ohne ihren Gang zu verlangsamen. »Ich muss mit Ihnen sprechen.«
Hammer blieb stehen, während Popeye versuchte, auf Kurs zu bleiben.
»Wunderbar, dass Sie gerade vorbeikommen«, sagte Miss Sink.
»Popeye, sei brav.« Hammer zog an der Leine. Popeye zog in die andere Richtung. »Popeye«, warnte Hammer.
»Was für ein schrecklicher Name für einen Hund«, sagte Miss Sink. »Stimmt was nicht mit seinen Augen?«
»Ganz normal für die Rasse.«
»Haben Sie den Schwanz kupieren lassen?«
»Nein«, antwortete Hammer.
Miss Sink beugte sich nach vorne, um einen besseren Blick auf den stummeligen, lächerlichen Schwanz, der nichts verbarg, werfen zu können. Popeye begann sich an einer sehr unschönen Stelle zu lecken, und plötzlich sprang sie hoch in die Luft und steckte Miss Sink ihre Zunge direkt in den Mund. Miss Sink wich entsetzt zurück und schrie. Sie rieb ihre Lippen und sah krank aus bei dem Gedanken, wo diese Zunge soeben gewesen war. Popeye schnappte nach dem Saum von Miss Sinks rosafarbenem Kleid und riss dabei die alte gebrechliche Frau fast von den Füßen.
»Popeye, du wirst dich sofort benehmen. Sitz!«, sagte Hammer scharf.
Popeye setzte sich. Hammer gab ihr einen Hundekuchen. Miss Sink war tief gedemütigt und für einen Moment sprachlos.
Sie rieb ihren Mund und untersuchte den Saum ihres Kleides.
»Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«, fragte Hammer.
»Ach, Sie wissen es noch gar nicht?« Miss Sink erhob ihre Stimme. Als sie sich nach ihrer Zeitung beugte, warf sie Popeye einen hasserfüllten Blick zu.
»Was weiß ich noch nicht?«, fragte Hammer, verärgert, dass Miss Sink etwas wissen könnte, das sie noch nicht wusste.
»Jemand hat den Hollywood-Friedhof verwüstet!« Miss Sinks Zorn ballte sich. »Die ganze Statue von Jefferson Davis ist mit Graffiti beschmiert.«
»Seit wann wissen Sie das?«, fragte Hammer und sah im Geiste bereits konföderierte Truppen marschieren.
»Ich will wissen, was die Polizei dagegen unternimmt«, sagte Miss Sink im Befehlston. »Wurden wir benachrichtigt?«, fragte Hammer. Miss Sink dachte einen Augenblick nach.
»Das ist das erste Mal, dass ich davon höre«, fuhr Hammer fort. Popeye interessierte sich jetzt für Miss Sinks Knöchel.
»Ich weiß nicht, ob jemand bei Ihnen angerufen hat. Das
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