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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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fällt nicht in meine Zuständigkeit. Ich nehme nur an, dass derjenige, der das entdeckt hat, doch wohl die Polizei angerufen haben würde. Gut, ich habe den Anruf selbst erst vor ein paar Minuten bekommen. Sie glauben, dass es ein Basketballspieler der Richmond University war.«
    »Wer sind sie?«
    »Das müssen Sie Lelia Erhart fragen. Sie hat mich angerufen.« Hammers Unmut wuchs.
    »Und woher weiß Lelia das?«, fragte Hammer.
    »Sie ist die Präsidentin von Hollywood«, antwortete Miss Sink, als ob es nur ein Hollywood gäbe. »Die Stadt ist ruiniert. Wenn wir mehr Polizisten da draußen hätten, die ihren Job ernst nähmen, würde so etwas nicht passieren. Von dem Verfall dieses Viertels ganz zu schweigen. Vor allem hier.«
    Hammer fürchtete, dass sie dieser keifenden pferdegesichtigen Alten eines Tages noch sagen würde, sie solle zur Hölle fahren.
    »Die ganzen Leute, die hier neuerdings auftauchen -«, stänkerte Miss Sink weiter, »als ob wir hier eins von diesen Neubauvierteln mit McDonald's und Fassaden aus Holzimitat wären.«
    Miss Sink hatte sich früher immer sicher und abgeschirmt gefühlt in ihrer berühmten, von Bäumen gesäumten Straße, wo 1775 Patrick Henry in der St. John's Episcopal Church gestanden und gerufen hatte: »... Gebt mir die Freiheit oder den Tod!« Es war genau hier, nur ein paar Häuser weiter, wo Elmira Royster Shelton und Edgar Allan Poe sich wieder begegnet waren und ihre Liebesbeziehung erneut aufgenommen hatten, kurz bevor er starb.
    Obwohl Miss Sink weder Episkopalin noch jemals verlobt gewesen war und auch keine unheimlichen Geschichten las, verehrte sie die Geschichte und die Berühmtheiten, die daran Anteil hatten. Oder anders ausgedrückt: Miss Sink konnte nichts so sehr empören, als wenn irgendein Außenstehender die heile Welt ihres historischen Viertels störte. Dazu gehörte auch Judy Hammer, die nicht aus Richmond stammte, sondern aus Arkansas, das, soweit es Miss Sink betraf, nicht zum wahren Süden zählte. Popeye entleerte ihre Blase in einen blühenden gelben Forsythienbusch. Dann schnüffelte sie an Tulpen, am Laternenpfahl, bereit, weiteres Territorium zu reklamieren.
    »Übrigens ist die Kriminalität in unserem Viertel um sechs Prozent gesunken, Miss Sink«, erinnerte sie Hammer, ohne zu erwähnen, dass sie überall sonst blühte. »Zum Teil dank der Bemühungen unserer Gemeinde, teils dank wachsamer Bürger wie Sie, die die Augen und die Ohren unserer Straßen sind.«
    »Sechs Prozent, dass ich nicht lache.« Miss Sink stampfte mit ihrem rosafarbenen Slipper auf und riss die Plastikhülle von der Zeitung. »Dann sagen Sie mir, wie es passieren konnte, dass jemand den Fontänenaufsatz im Libby-Hill-Park stehlen konnte?«
    »Er wurde wieder gefunden und steht nun genau da, wo er immer war, Miss Sink.«
    »Egal. Gestohlen ist gestohlen. Direkt unter unseren Füßen weg. Wie ein Teppich. Ein kompletter eiserner Fontänenaufsatz, und niemand hat was gesehen. So viel zu Augen und Ohren.« Sie griff in ihre Rocktasche und zog ein Tuch heraus. »Ganz zu schweigen von den Steinen, die auf Gaslampen und Autos geworfen werden. Die meisten meiner Freunde und meine Familie liegen auf dem Hollywood-Friedhof.« Miss Sink tupfte sich die Nase ab und glotzte Hammers hässlichen kleinen Hund an. Dann schlug sie die Zeitung auf, um zu sehen, was sonst noch los war in der Stadt. Die Headline prangte in fetten schwarzen Lettern über dem Falz.
    Fischsterie!
    Mysteriöser Virus legt Polizei-Computernetzwerk lahm Hammer riss Miss Sink die Zeitung aus der Hand. »Entschuldigen Sie mal!«, empörte sich Miss Sink, »das war unverschämt.«
    Hammer scherte sich einen Dreck darum. Ungläubig las sie die Geschichte. Sie enthielt sogar eine gezeichnete Wiedergabe der kleinen blauen Fische, die laut dem Artikel im Verdacht standen, Träger des Virus zu sein.
    »O mein Gott. Also hat es auch New York getroffen«, sagte Hammer und las weiter. »Es ist überall. Dieser gottverdammte Roop. Den Medien ist wieder alles völlig egal. Es wird die Sache nur schlimmer machen. Wie kann man nur irgendeinen dahergelaufenen Hacker mit Schlagzeilen belohnen. Ganz großartig. Was ist nur aus den Leuten geworden, die mal die Absicht hatten, zusammenzuarbeiten. Als ich hier anfing, konnte man in den örtlichen Medien noch eine Geschichte platzieren, und sie brachten Sachen, die der Polizei auch wirklich halfen. Kann man sich sowas heute noch vorstellen?« Hammer schimpfte weiter. »Ist es Egoisten

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