Kreuz des Südens
wie Roop jemals eingefallen, dass, wenn wir unsere Arbeit nicht machen können, auch er darunter leidet? Was ist, wenn sein Airbag gestohlen wird?«
»Darüber habe ich gelesen. Wieso sagen Sie denn ABBAs dazu?«
»Was ist, wenn er vor einem Geldautomaten mit einer Waffe bedroht und ausgeraubt wird?«, fuhr Hammer fort.
»Das sind entsetzliche Fälle«, sagte Miss Sink mit einem Schaudern. »Wie ich lese, gab es gestern wieder einen. Natürlich, sehen Sie mal, um welche Tageszeit das war. Was holen sich die Leute auch nachts, wenn niemand da ist, Geld aus dem Automaten.«
Popeye wurde wieder lebhaft. Sie stellte sich auf ihre Hinterbeine und fing an herumzutanzen. Die Vorderpfoten hielt sie unerklärlicherweise so, als ob sie Miss Sink umarmen wollte. »Was ist mit dem Hund los?«, fragte Miss Sink. »Als ob sie mir was erzählen wollte.«
»Popeye ist sehr intelligent. Sie ist intuitiv. Offen gesagt, ist sie so gescheit, dass es mir fast Angst macht«, gestand Hammer.
»Und dass Sie's wissen«, fuhr Miss Sink fort, »ich glaube, dass die Geldautomaten und das Internet die 666 aus der Offenbarung sind, das Tier, das ins Armageddon führt.«
Popeye sprang wieder Miss Sink an. Popeye knurrte. Sie hüpfte zu Miss Sink rüber und versuchte erneut, die alte Frau zu umarmen. Miss Sink klatschte sich zur Warnung mit der Zeitung auf die Hand. Popeye schoss hinter die Beine ihrer Besitzerin und umwickelte sie dabei mit der Leine. Popeye zitterte. »Ist ja gut, mein kleines Baby.« Hammer war aufgebracht und wütend. Sie ging in die Hocke, legte die Arme um ihren Hund und drückte Popeye an sich. Dann gab sie ihr noch einen Hundekuchen.
»Bitte tun Sie das nie wieder«, sagte sie streng zu Miss Sink.
»Das nächste Mal klatsch ich ihr auf ihren kleinen Hintern«, versprach Miss Sink.
»Das werden Sie schön bleiben lassen«, sagte Hammer in ihrer trockenen Legen-Sie-sich-nicht-mit-mir-an-Stimme.
»Dieser Hund wird noch jemanden beißen«, giftete Miss Sink.
»Warten Sie's ab. Und dann wird man ganz schön über Sie herfallen. Heutzutage verklagen einen die Leute, ohne mit der Wimper zu zucken.« Sie versuchte mit den Fingern zu schnippen, was ihr jedoch misslang. Popeye knurrte.
»So, jetzt muss ich rein und die anderen Vorstandsmitglieder unterrichten. Ich nehme mal an, Ihnen davon zu erzählen ist dasselbe, wie die Polizei anzurufen«, sagte Miss Sink. Sie ging wieder Richtung Haus zurück, ihre Schritte klapperten auf der dorischen Veranda, ihre Katze schoss hinter einer Hecke hervor.
18
Trotz Bubbas unglaublichen Anstrengungen und ungeachtet seiner gestrichenen acht Stunden unermüdlicher Plackerei in Bucht 8 hatte er 3901 Zigaretten zu wenig produziert. Er war am Boden zerstört. Es war die letzte Schicht vom Wettbewerb des Monats gewesen. Zum zweiten Mal hintereinander hatte Bucht 5 gewonnen.
»Nimm's nicht so schwer«, sagte Fleck.
»Tu ich aber«, sagte Bubba verzagt.
Vor der Cafeteria hielten sie kurz an. Bubba führte seinen Ausweis in den Zigarettenautomaten ein und zog das Päckchen, das sämtliche Arbeiter täglich umsonst erhielten. Bubba nahm wie gewöhnlich Merit Ultima. Fleck ebenfalls und verkaufte seine Packung an Bubba zum leicht reduzierten Preis von acht Dollar, fünfundzwanzig Cent. Fleck rauchte Winston, die nicht von Philip Morris hergestellt wurden. Zum ersten Mal ärgerte es Bubba, dass Fleck ihm das Freipäckchen nicht umsonst gab, da es ihn ja auch nichts kostete. Es ärgerte Bubba auch, dass Fleck auf einmal mit Gig Dan Golf spielte. »Ich vermute, dass Gig einen langen Tag hatte«, sagte Bubba, als er und Fleck das Gebäude verließen.
»Er sah ziemlich müde aus, als er ging«, bestätigte Fleck. »Schade, dass du so spät warst.«
»Wär ich nicht, wenn das Arschloch Tiller nicht wieder krank gefeiert hätte.«
Fleck enthielt sich eines Kommentars.
»Komisch, dass er immer in der Nacht krank wird, wenn der Wettbewerb zu Ende geht«, sagte Bubba beiläufig.
»Vielleicht kann er einfach nicht verlieren«, meinte Fleck.
»Komisch auch, dass in meiner verdammten Maschine immer alles kaputt geht in der letzten Nacht des Wettbewerbs. Weißt du, wie oft das Papier für die Filter gerissen ist? Oder wie viele Blasen ich im Kleber hatte? Und ein stumpfes Messer obendrein. Jetzt hab ich kurz vor Schichtende sauber gemacht, und weißt du, was ich gefunden habe? Staub in der Maschine und Klebstoffklumpen oben am Klebstoffroller«, sagte Bubba. Fleck blieb bei seinem leuchtend roten
Weitere Kostenlose Bücher