Kreuz des Südens
genau an der Monument Avenue, wo es irgendwann jemandem aufgefallen wäre, wenn einer sich dort länger aufgehalten hätte. Ich sehe also nicht, wie man ihm ein neues Outfit hätte verpassen können. Genauso die anderen auf der Monument Avenue. Arthur Ashe hält einen Tennisschläger, die anderen Typen sitzen auf Pferden. Polospieler würden vielleicht gehen.«
»Ich will wissen, was Sie in dieser Sache machen wollen?«, sagte Erhart zu Hammer. Ein plötzlicher Windstoß fuhr durch die Bäume und ließ die Kreuze des Südens zu Davis' Füßen flattern. »Wo waren ihre Polizisten, als hereinkam ein Vandale und wie Michelangelo geht in Sixtinische Kapelle?«
»Der Friedhof ist Privatbesitz«, erinnerte sie Fling.
»Wenn eine Serienmörder kommt in meine Privatbesitz, ist das auch na und?«, fragte Erhart verärgert.
»Nicht, wenn wir wissen, dass es sich um einen Serienmörder handelt«, klärte sie Fling auf.
»Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass wir sehr wohl den Friedhof überwachen«, sagte Hammer.
»Das sogar noch schlimmsten«, sagte Erhart. »Bestimmt Sie gewesen gestern Nacht woanders.«
»Unsere Einsatzwagen haben viel zu tun in dieser Gegend, Lelia. Oregon Hills ist ein heißes Pflaster. Da kommen viele Anrufe rein«, sagte Hammer. »Wenn es bei diesen Anrufen um Menschen in Not geht, hat das Vorrang.«
»Als ob ich das wüsste!«, sagte Erhart empört.
»Es ist immer schwer zu sagen, was jetzt Stadt ist und was nicht.« Fling versuchte, seine Falschinformation zu überspielen.
»Und, Mrs. Erhart, um nochmal drauf zurückzukommen, was ich vorhin sagte. Sie sollten das nicht zu ernst nehmen, es kann sich doch auch einfach um eine zufällige Wahl handeln, denn für jemanden, der nichts Gutes im Schilde führt, ist dieser Ort doch ziemlich abgelegen.«
»Das man kann auch sagen einfacher«, sagte Erhart. Hammer dachte, sie würde ein Gespräch unter Außerirdischen belauschen.
»Wann wegen Bobby Feeley?«, fragte sie im Tonfall einer Schuldzuweisung.
»Wir arbeiten daran, Lelia«, sagte Hammer.
»Er trägt zwölf«, beharrte sie. »Das muss bedeuten etwas.«
»Wir ermitteln sehr intensiv in dieser Angelegenheit«, sagte Hammer, die eindeutig der Meinung war, dass die Statue durch ihr neues Outfit stark gewonnen hätte.
»Wahrscheinlich hat er überall gegangen für Alibi, und Sie jetzt nehmen das als Tatsache.« Erhart ließ nicht locker.
»Ich glaube, er hat sich gestern Abend nicht gut gefühlt und ist auch nicht ausgegangen«, sagte Fling. »Dafür gibt es Zeugen.«
Hammer warf Fling, der soeben sensible Informationen über den Fall preisgegeben hatte, einen wütenden Blick zu.
»Nun, wir werden reden darüber auf meine Sitzung. Und noch etwas, Judy, ich habe gelegt früher, um sieben Uhr morgens.«
Erhart begann, den Tatort zu fotografieren. »In Commonwealth Club, private Speisesaal. Wenn Sie nicht wissen, wo ist, die Leute Sie fragen an der Türe, wo man Mantel eintauscht.«
»Bisschen warm für 'nen Mantel«, meinte Fling.
Während des ganzen vergangenen Jahrhunderts waren Lelia Howell Erharts angebliche Vorfahren in stattlichen Gräbern und Grüften mit Obelisken, Urnensteinen und Kreuzen beigesetzt worden. Bewacht wurde die Anlage von Trauerengeln aus Carraramarmor und einem schmiedeeisernen, mit Ornamenten verzierten Hund.
Es war allgemein bekannt, dass zu ihrem Familienstammbaum auch Jefferson Davis' Frau, Varina Howell, gehörte. Leider waren alle Versuche von Genealogen gescheitert, Erharts Abstammungslinie bis zu irgendeiner Gegend, die auch nur in der Nähe des Staates Mississippi gelegen hätte, wo Mrs. Davis herstammte, zurückzuverfolgen.
Erhart war zutiefst verletzt und gedemütigt. Sie nahm diesen Vandalismus persönlich und konnte nicht anders, als zu glauben, der Anschlag hätte ihr selbst gegolten. Und daher hätte sie auch das Recht, dieses Monster, das das getan hatte, zu finden und lebenslänglich einzusperren. Erhart brauchte keine Polizei. Wozu taugte die überhaupt?
Das Einzige, das zählte und Dinge bewegen konnte, waren Beziehungen. Und davon hatte Erhart mehr als genug. Sie war verheiratet mit Dr. Carter »Bull« Erhart, der Millionär und Zahnarzt war, und angeblich ein Nachfahre des konföderierten Generals Franklin »Bull« Paxton. Bull Erhart war ein Absolvent der University of Richmond. Er war Mitglied des Ehrenkomitees. Er hatte der Universität bereits Hunderttausende von Dollar gespendet, und kaum jemals versäumte er ein
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