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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mich eben angerufen hat?«
    Bubba sah hinauf zum Himmel und lächelte, trotz seines Schmerzes.
    West ging auf die Werkstatt zu, Brazil folgte ihr. Beide standen sie in der Einfahrt und sahen sich das Chaos an. Brazil trug Tag, Monat, Jahr sowie den Namen und die Anschrift des Opfers in das Anzeigenprotokoll ein, das auf seiner Schreibunterlage klemmte.
    »Was für ein Desaster«, sagte Brazil.
    »Unaussprechlich«, sagte Bubba.
    »Haben Sie eine Ahnung, wann der Einbruch stattgefunden hat?«, fragte West.
    »Irgendwann zwischen acht Uhr gestern Abend und sieben Uhr dreißig heute Morgen.«
    »Ich brauche Ihre Telefonnummer, zu Hause und geschäftlich.« Bubba gab sie ihm, Brazil notierte.
    »Ich kam von der Arbeit nach Hause und fand alles so vor«, sagte Bubba und war den Tränen nahe. »Ganz genau so. Ich habe nichts angerührt, ich habe nichts bewegt, ich bin also noch nicht hundert Prozent sicher, was alles fehlt.« Wests geschultes Augen strich über die einzelnen Werkzeuge wie zum Beispiel die Ständerbohrmaschine, Sandstrahler, Handschleifmaschine, Hobelbank, Motorhobel, Fräsmaschine, jede Menge Meißel, Bohr- und Schraubeinsätze, Kreisel-Drahtbürsten, Bolzenschneider, Senkkopf-Schraubset. Schutzkleidung jeder Art und mehr Handwerkzeuge, als Bob Vila in seinem Eisenwarenladen hatte.
    »Es ist erstaunlich, dass Sie so teures Werkzeug besitzen und der oder die Einbrecher nichts davon mitgenommen haben«, sagte West.
    »Er war hinter den Waffen her«, sagte Bubba. »Die fehlen nämlich.«
    Er deutete zu dem Schrank und auf das zerstörte Vorhängeschloss am Boden.
    »Haben Sie einen Seitenschneider?«, fragte West.
    »Toolsmith 18 Zoll.«
    »Ist er noch da?«, fragte Brazil. »Ich kann ihn von hier aus sehen«, antwortete Bubba. »Mit welcher Art von Schloss war der Gewehrschrank abgesperrt?«, fragte West.
    »Ein einfaches Vorhängeschloss.« »Aus gehärtetem Stahl?« Bubba sah betreten zu Boden.
    »Ich hatte mir schon vorgenommen, eines zu besorgen«, sagte er.
    »Es war also kein gehärteter Stahl«, stellte Brazil fest und schrieb es auf das Formular. Bubba schüttelte den Kopf.
    »Das ist sehr schade«, sagte West teilnahmsvoll. »Ich habe noch nie einen Seitenschneider gesehen, der ein großes Vorhängeschloss aus gehärtetem Stahl aufkriegt. Wenn man bedenkt, was im Schrank war, hätten Sie das Beste nehmen müssen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Bubba und schämte sich noch mehr. »Ich weiß, wie dumm ich war.«
    West ging hinein, um sich die Sachen näher anzusehen. Ihr fiel auf, dass Bubba auf sämtliche Teile mit weißer Farbe seine Initialen gemalt hatte. Sie stieg über Dutzende Hilf-dir-selbst-Bücher, von Klempnerarbeiten bis Haus- und TerrassenVerschönerung, von Innenanstrich und Tapezieren bis Obstbaumschnitt; Problemlösungen für den Heimwerker.
    Sie stieg über ein Dreißig-Fuß-Maßband der Marke Stanley und das Nicholas-Lederfutteral, einen Makita-Werkzeuggürtel, einen breiten McGuire-Nicholas-Sattelledergürtel, einen erstklassigen Hammerhalter aus Longhorn-Rindsleder, rote Nicholas-Qualitätshosenträger und einen einzelnen Knieschoner aus Gummi mit Doppelstrapsen. Der zweite war nirgendwo zu sehen.
    West sah überall ausschließlich allerbeste Qualität. Sie kannte sämtliche Marken und wusste, wie viel alles kostete. Sie war erstaunt. Sie war neidisch.
    »Sie haben keine Alarmanlage?«, fragte Brazil. »Das Betreten-verboten-Schild und die Glocke in der Einfahrt. Ich höre immer, wenn jemand hereinfährt.«
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass es die noch gibt«, sagte Brazil.
    »Muskrats Autowerkstatt hat noch eine Menge davon«, sagte Bubba.
    »Was ist mit Ihrem Hund?«, fragte West.
    »Half Shell jault Tag und Nacht. Das hört überhaupt niemand mehr.«
    »Also waren Half Shell und die Tankstellenglocke ihre einzigen Alarmsysteme?« West bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
    Bubba wusste, dass sie nicht beeindruckt war von ihm. Plötzlich wurde er sich bewusst, wie hübsch sie war. Bubba fühlte sich fett, schmutzig, unattraktiv und minderwertig. Er fühlte sich wie meistens im Leben. Deputy Chief West sah glatt durch ihn hindurch. Durch seine Waffen, sein Werkzeug, seine Leidenschaften. Sie sah Bubba als einen verfolgten kleinen Jungen mit einem schrecklichen Namen, sie sah eine Welt, die sich über ihn lustig machte. Bubba konnte das in ihren Augen erkennen. Plötzlich war ihm, als sei sie mit ihm zur Schule gegangen. »Kommen Sie hier aus der Gegend?«, fragte er

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