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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Basketballspiel.
    Es hatte Lelia Erhart wenig Anstrengung gekostet, Bo Raval, den Cheftrainer der Spiders, anzurufen und genau herauszufinden, wo sie sich Bobby Feeley schnappen konnte. Vermutlich in der Sporthalle, hatte man ihr gesagt. Lelia bog von der Three Chopt Road in die Boatwright und hielt sich dann geradeaus bis zum Universitätsgelände. Dort fuhr sie auf den Privatparkplatz, wo Mitglieder des Spiders-Clubs während der Spiele ihren Wagen ließen. Sie stellte ihren Mercedes quer zur Parkrichtung und belegte damit zwei Plätze, weit genug von diesen billigeren Autos entfernt, die ihr einen Kratzer in die Tür machen könnten. Mit entschlossener Miene stieg sie die Stufen zum Eingang des Robinson Center hinauf.
    Die Halle war leer und hallte wider vom Echo der Erinnerungen an die vielen gewonnenen und verlorenen Spiele, die sie ohne Freude besucht hatte. Bis sie sich eines Tages ganz geweigert hatte, mit ihrem Mann hierher zu kommen. Nicht, dass sie sich plötzlich für Football interessiert hätte. Sie verweigerte sich generell dem Sport und wollte auch im Fernsehen nicht mehr daran teilhaben. Sollte Bull sich doch selbst sein Bier und das Popcorn aus der Mikrowelle holen. Sollte er doch mit der Fernbedienung machen, was er wollte, den lieben Gott spielen, alles unter Kontrolle halten, entscheiden, sie kümmerte sich nicht darum.
    Hinter einer Tür hörte sie das einsame, entschlossene Geräusch eines springenden Basketballs. Erhart betrat die Milhouser Halle, wo Bobby Feeley gerade Freiwürfe übte. Er war wie erwartet sehr groß, hatte ausgeprägte Muskeln, einen kahl rasierten Kopf und, wie alle Basketballspieler, einen Goldring im Ohr. Seine Haut glänzte vor Schweiß, das graue T- Shirt klebte am Rücken und am Bauch, die Shorts beulten sich bis zu den Knien hinunter und schlackerten, wenn er sich bewegte. Feeley achtete nicht auf Erhart, er warf und traf den Ring. »Scheiße«, sagte er.
    Sie sagte nichts, er dribbelte, täuschte an, lief, ruderte mit den Ellbogen, drehte sich, täuschte wieder an, machte einen raschen Durchbruch, sprang, versuchte einen Slamdunk, traf wieder den Ring. »Fuck!«, sagte er.
    »Entschuldigung«, machte Erhart auf sich aufmerksam. Feeley ließ den Ball auf und ab springen, sah sie an. »Sind Sie Bobby Feeley?«
    Mit ihren hochhackigen mit Schmetterlingen beschlagenen Schuhen trat sie auf den Hallenboden.
    »Das ist keine gute Idee«, sagte er.
    »Bitte?«
    »Ihre Schuhe.« »Wer ist falsch mit denen?« »Das sind keine Turnschuhe.« »Sie tragen auch keine Turnschuhe an.« Er ließ den Ball springen, zog die Stirn in Falten. »Wie nennen Sie die?«, fragte er.
    »Basketballschuhe«, sagte sie.
    »Aha. Eine Puristin. In Ordnung«, sagte Feeley, der Literatur im Zusatzfach studierte. »Aber sie dürfen trotzdem mit diesen Schuhen hier nicht rein. Entweder ziehen Sie sie aus, oder ich fürchte, Sie müssen woanders hingehen.« Erhart schlüpfte aus den Schuhen und näherte sich ihm auf Strümpfen.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«, fragte Feeley, entführte den Ball, die Ellbogen gefährlich zur Seite abgewinkelt, um einem imaginären Gegner auszuweichen.
    »Sie sind Nummer zwölf«, sagte Erhart.
    »Nicht das schon wieder«, rief Feeley und dribbelte. »Worum geht es eigentlich. Glaubt Ihr alle, ich hätte nichts Besseres als so was Pubertäres zu tun, wie auf einem Friedhof Graffitis zu malen?«
    Er dribbelte den Ball zwischen den Beinen hindurch und warf beim Sprungwurf erneut vorbei.
    »Ist nicht dasselbe Graffiti wie man kann sehen auf U-Bahn. Ist nicht der Kreisch und Schmock, den man kann sehen auf Haus.« Feeley hörte auf zu dribbeln, wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte zu interpretieren.
    »Ich glaube, Sie meinen Schrei wie bei Edvard Munchs Der Schrei. Und vielleicht meinen Sie Schmu? Schmock ist was anderes. Schmock ist kein schönes Wort, auch wenn die meisten, die mit Jiddisch nicht vertraut sind, das nicht wissen.«
    »Demnächst Sie wollen sprühen Farbe auf Mount Rushmore, auf Präsidentenköpfe, wie damit wär's?«, fragte sie ungehalten.
    »Wer?«, fragte Feeley.
    »Haben doch Basketballuniform, Nummer zwölf und alles, auf Vorfahre von mir!«
    »Sie sind mit Jefferson Davis verwandt?« Feeley lief los, sprang hoch, um zu dunken. Der Ball prallte von der Rückwand des Korbes ab.
    »Ich bin verwandt mit Vinny«, stellte Erhart fest.
    »Vinny wie Vinny Pooh?«
    »Varina.«
    »Ich dachte, das sei ein Ort; oder vielleicht meinen Sie

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