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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Norden vor ein paar Jahren eine Frau ihren Mann in eine Häckselmaschine geworfen hatte und mehrere Tage später zurückkam, um die Stücke im Garten zu verbrennen. Offenbar hatte ein Nachbar Verdacht geschöpft.
    Die Menschenmenge drängelte immer näher an das Standbild heran, drohte unter der Absperrung hindurchzukriechen oder gar das Band zu zerreißen. West sprach in ihr Funkgerät und forderte Verstärkung an. Die Lage auf dem Friedhof glich einem Aufstand, hunderte von Menschen waren zusammengekommen. Viele hatten getrunken und taten es vermutlich immer noch.
    »Drei«, tönte Patty Passman aus dem Funkgerät. »Ist die Angelegenheit 10-18?«
    West unterdrückte ihre Verärgerung. Menschen drängten und schoben sie. Passman hinterfragte regelmäßig Wests Funkrufe. Jetzt hatte sie sogar noch den Nerv, wissen zu wollen, ob es dringend war. Nein, keine Sorgen. Wann immer Sie dazu kommen, hätte sie am liebsten geantwortet. Nachdem man mich zu Tode getrampelt hat.
    »Drei, 10-10. Im Augenblick.« »Drei, was ist ihr genauer 10-20?«
    »Ich stehe genau vor der Statue«, sagte West präzise. »Hey! Wer ist die Schnecke mit dem Funkgerät?«, schrie einer der Männer.
    »Hier laufen verdeckte Polizisten rum!«
    »FBI.« »CIA.«
    »Jippi jai!«
    »Willst du meine Fingerabdrücke, Süße?« Der Geruch nach Alkohol war intensiv. Die Körper pressten sich gegen sie, und sie blickte in höhnische Gesichter. Sie konnte sich kaum noch bewegen. Leute rempelten sie an, betatschten sie, lachten. Gerade wollte sie wieder in ihr Funkgerät sprechen, als sie auf dem Sockel der Statue plötzlich einen kleinen blauen Fisch entdeckte, genau unter Davis' linkem Nike-Sportschuh. Von hinten schlich sich ein kleiner Junge an und tat so, als ob er ihr die Pistole klauen wollte. Sie hob ihn an seinem Gürtel in die Luft und schleuderte ihn von sich wie einen Beutel Müll. Der Junge lachte und rannte davon. »Drei, 10-18!«, rief West in das Mikrophon. Sie starrte auf den Fisch, und ihre Gedanken überschlugen sich. »Ist irgendeine Einheit in der Nähe des Hollywood-Friedhofs? Eine Kollegin benötigt Hilfe«, sagte Passman in aller Seelenruhe über den Funk.
    »Zurücktreten!«, schrie West in die Menge. »Zurücktreten!« Sie stand mit dem Rücken zum Absperrband, die Meute drängte weiter wie entfesselt.
    West holte ihr Pfefferspray hervor und zielte. Die Leute hielten verdutzt inne.
    »Was zum Teufel ist in Sie gefahren?«, schrie West. »Treten Sie sofort zurück!«
    Die Menge wich einen Zentimeter zurück, Gesichter zuckten unentschlossen, Fäuste waren geballt, Schweiß lief in Strömen, und die Luft brodelte vor aufgestauter Gewalt, die jederzeit auszubrechen drohte.
    »Was ist hier eigentlich los?«, schrie West erneut. Ein Jugendlicher im Tommy-Hilfiger-Hemd, Strickmütze und Baggy-Jeans, eines der Hosenbeine aufgekrempelt, das andere unten, machte sich zum Sprecher.
    »Niemand lässt uns hier rein«, sagte er. »Irgendwann hat man mal die Schnauze voll, verstehen Sie? Und dann passiert eines Tages so was, und dann knallt 'ne Sicherung durch.«
    »Hier wird's kein Durchdrehen geben«, sagte West bestimmt.
    »Wie heißt du?«
    »Jerome.«
    »Sieht aus, als würden diese Leute auf dich hören, Jerome.«
    »Ich kenne zwar keinen von denen, aber sieht so aus.«
    »Ich möchte, dass du mir hilfst, sie ruhig zu halten«, sagte West.
    »Okay.«
    Jerome dreht sich um und sah der Menge ins Gesicht.
    »RUHE!«, schrie er. »JEDER GEHT JETZT EINEN
    VERDAMMTEN SCHRITT NACH HINTEN UND MACHT DIESER LADY VERFLUCHT NOCHMAL PLATZ, VERSTANDEN?«
    Alle traten zurück.
    »Jetzt hörn Sie mal zu.« Jerome schlüpfte in seine neue Rolle, und es fiel ihm nicht schwer. »Ihr wisst ja gar nicht, wie das ist«, sagte er zu West.
    »Sag's ihr!«, schrie eine junge Frau.
    »Denkt ihr, dass uns jemand hier drin haben will?«, stachelte er die Menge auf.
    »Scheiße, nein!«, schrie die Menge.
    »Glaubt ihr, jemand möchte, dass wir mal vorbeischauen?«
    »Scheiße, nein!«, brüllten die Leute.
    »Du-denkst-du-gehst-nach-Hollywood-aber-niemand-wird-dich-lassen-man-wird-dich-fassen-dein-Arsch-fliegt-ins-Gras-vom-Friedhof-in-der-...« Jerome begann zu rappen. Die Menge feuerte ihn an.
    »Das Monument - das Mom dir nennt - ist gut - nur Mut sei auf der Hut.« Jerome stolzierte vor den Leuten. »Und hast du's gesehen - kannst gleich wieder gehen - du kommst nicht rein -also lass es schon sein - wir sind die Kerle mit Hut - haben nix verloren im Hollywood.«

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