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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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etwas, worüber wir beide besser nicht miteinander sprechen sollten.«
    »Sie sind vulgär frech, Mr. Feeler.«
    »Feeley.«
    »Es verachtet mich, dass Leute von Ihre Generation nicht respektieren ein Ding, das in die Vergangenheit zurückgegangen ist. Und wichtig ist, ist nicht Vergangenheit, selbst wenn angefangen hat vor Ihnen. Ich stehe hier als Beweis.« Feeley runzelte die Stirn. »Wie wär's, wenn Sie mich noch mal anrufen, ich glaub, wir haben eine schlechte Verbindung.«
    »Das ich nicht mache«, sagte sie knapp. Er nahm den Ball unter den Arm.
    »Was habe ich getan?«
    »Wir wissen alles beide, was Sie haben getan.« Er dribbelte, machte einen Hakenwurf, der Ball flog unter dem Netz durch.
    »Tut mir leid«, sagte Feeley, »ich hab mit dem Job an Mr. Davis' Standbild nichts zu tun. Allerdings muss ich sagen, dass es mal an der Zeit war, dass ihm jemand zeigte, wo er hingehört.«
    »Wie Sie können wagen?«
    Feeley grinste breit, dribbelte den Ball vor und zurück, von einer Hand zur anderen, und traf seinen Fuß. »Angeklagt des Verrats, aber nie verurteilt. Erster und letzter Präsident der Konföderation. Ha!« Wieder ging ein Wurf daneben. »Eigentlich müsste er einem ja Leid tun. Minderwertige Eisenbahnanlagen, keine Navy, keine Pulverfabrik, keine Werften, von Waffen und Ausrüstung ganz zu schweigen.« Ein Sprungwurf segelte über das Brett. »Im Kongress haben sie sich bekriegt wie Hund und Katze.« Feeley traf beim Gehen mit dem Ball wieder seinen Zeh. »General Lee kapitulierte, ohne Davis zu fragen.« Er lief dem Ball nach. »Jeff Davis wird verhaftet und in Ketten gelegt. Endet als Versicherungsvertreter in Memphis.«
    »Nicht Wahrheit.« Erhart war bitterböse.
    »So wahr wie das Amen in der Kirche, Ma'am.«
    »Wo Sie waren letzte Nacht?«, wollte sie wissen.
    »Genau hier, beim Üben.« Ein Lastsecond-Wurf über das halbe Spielfeld traf nur das Gestänge. »Ich war nicht auf dem Friedhof. Ich war noch nie auf diesem Friedhof.« Wieder lief er dem Ball nach, und als er ihn hatte, ließ er ihn sich auf seinem ausgestreckten Mittelfinger kreiseln. Erhart verstand falsch. »Zeigen Sie zu mir eine Obszönität?« Der Ball eierte vom Finger herunter, Feeley versuchte es wieder. Dann warf er den Ball um seinen Rücken herum in Richtung Korb und verfehlte wieder. »Unsinn.«
    »Ich anzeige Sie für große Lücke in Respekt«, sagte Erhart laut und aufgeregt. »Und Sie können von dann an Alibi suchen, und Sie werden sehen, was kommt und passiert.«
    »Schauen Sie, Ma'am«, Feeley klemmte sich wieder den Ball unter den Arm, »ich habe mit dieser Statue nichts zu tun. Aber ich versichere Ihnen, dass ich mir das ansehen werde.«
    Viele Leute in Richmond hatten dasselbe beschlossen. Clay Kitchen hatte auf seinem Friedhof noch nie so viele Autos ohne Licht gesehen. In seinen ganzen siebenundzwanzig Jahren als treuer Friedhofswärter hatte er noch nie ein solch unerhörtes Betragen erlebt.
    Die Leute waren fröhlich. Sie hatten die Scheiben heruntergekurbelt und genossen das ungewöhnlich warme Frühlingswetter. Aus den Autos dröhnten Rock'n'Roll, Jazz und Rap. Kitchen und West fuhren im Pickup vorbei und umgingen den Trubel, indem sie über die Lee Avenue zum Tatort fuhren. West sah aus dem Fenster und staunte über das Interesse. Als sie endlich die Statue sah, vergaß sie fast, dass sie Polizistin war. Um ein Haar hätte sie gerufen: Ach du Scheiße! Das ist ja nicht zu glauben! »Halten Sie hier an«, sagte sie zu Kitchen. »Ich möchte nicht, dass die Leute sehen, wie ich aus Ihrem Wagen steige.« Kitchen hatte dafür volles Verständnis. West war in Zivil. Sie hatte ihm zwar nicht gesagt, weshalb, aber er wusste Bescheid.
    Er kannte sich aus. Er wusste genau, dass Kriminelle häufig zum Tatort zurückkehrten, besonders, wenn es sich um Brandstifter handelte, oder um Täter, die sich entschuldigen wollten oder vergessen hatten, sich ein Souvenir mitzunehmen. Wann immer Polizisten an ruhigen Tagen durch den Friedhof patrouillierten, sprach er mit ihnen. Kitchen wusste von allerlei Geschichten.
    Er erinnerte sich an den Mann, der seiner Frau fast an die tausend Messerstiche zugefügt hatte und noch tagelang bei ihr schlief, ihr das Frühstück ans Bett brachte, mit ihr Fernsehen schaute und über die guten Zeiten sprach. Natürlich war das nicht dasselbe, wie zu einem Tatort zurückzukehren, weil der Mann ihn ja nie verlassen hatte, dachte Kitchen. Was er aber ganz genau wusste, war, dass oben im

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