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Kreuzberg

Kreuzberg

Titel: Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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auszuschließen«, sagt Beylich, »und so lange sollten unsere
Ermittlungen mit der Abteilung Lenz koordiniert werden.«
    »Eijeijei«,
macht Palitzsch und verzieht das Gesicht. »Die Inga ist nicht einfach zu
handeln, Männer.«
    »Wir werden
auf rein professioneller Ebene mit ihr zusammenarbeiten«, erwidert Beylich und
sieht auf die Uhr. »Sie wird Punkt zehn hier eintreffen, darauf hat sie
bestanden.«
    Ein Stöhnen
geht durch den Raum.
    »Gerichtsmedizin
und KT trafen gegen zwei Uhr am Fundort der Leiche ein«, führt Beylich
weiter aus, »wenig später auch die Kollegen Knoop und Hünerbein, die auf
unserer Seite die Leitung der Ermittlungen vor Ort übernahmen.«
    »Erste
Ergebnisse?« Palitzsch sieht fragend auf, und Beylich gibt das Wort an Jürgen
Damaschke weiter, den Chef der Spurensicherung.
    »Ja, die
Spurensituation ist vieldeutig«, erklärt er und versucht sich im Tonfall an
Beylich anzupassen, »was natürlich damit zusammenhängt, dass der Park tagsüber
von vielen Bürgern frequentiert wird. Es ist also nicht ganz einfach, die
relevanten Spuren zu filtern, wir sind noch dabei. Untersucht wurden im
Einzelnen das direkte Umfeld des Fundortes der Leiche sowie das Plateau vor der
Treppe am Viktoriadenkmal. Hier fanden sich interessante Spuren, die
möglicherweise auf eine körperliche Auseinandersetzung hindeuten, aber das wird
noch genauer analysiert. Außerdem haben wir Fingerabdrücke an und in einer
Telefonzelle genommen, von der wir annehmen, dass von dort aus folgender Anruf
getätigt wurde.«
    Damaschke
lässt sein Band laufen. Diesmal auf einem Kudelski-Nagra-Tonbandgerät mit
Rauschfilter. Die Stimmen sind viel klarer, und auch der Autoverkehr im
Hintergrund ist besser zu hören. Und sind da nicht auch noch weitere Stimmen?
Gespräche von der Imbissbude?
    Ich sperre
die Ohren auf.
    »Polizeinotruf, guten Morgen! – Hier liegt
’ne Tote. Viktoriapark am Kreuzberg, direkt am Wasserfall. Räumt sie besser
weg, bevor sich jemand erschreckt.«
    »Das ist ja
hochinteressant!« Palitzsch ist aufgesprungen und läuft aufgeregt mit seiner
Tasse Tee herum. »Das hört sich an, als wäre das ein Täter oder zumindest ein
Tatbeteiligter!«
    »Deshalb
haben wir die Telefonzelle in unsere Untersuchungen mit einbezogen«, sagt
Damaschke. »Auch hier ist die Spurenlage sehr vielfältig, da eine solche Zelle
ja von vielen benutzt wird. Wir werten das noch aus.«
    »Und woher
wissen Sie, dass von dieser Telefonzelle aus telefoniert wurde?«
    »Die ist am
nächsten dran«, melde ich mich zu Wort. »Sie haben ja die Autogeräusche auf dem
Band gehört, ähnlich klingt es auch an dieser Zelle.«
    »Aber genau
wissen Sie es nicht?«
    Ich hebe
die Hände. Wer weiß schon was genau? »Es ist eine Vermutung.«
    »Mhm, mhm,
mhm.« Palitzsch rührt hektisch in seinem Tee und setzt sich wieder.
    »Zum
Opfer.« Beylich setzt sich eine Lesebrille auf und sieht auf seinen Notizblock.
»Untersucht wurde die Tote durch den Rechtsmediziner Professor Dr. med.
Hubertus Graber noch am Fundort. Am Hinterkopf wies die Leiche eine
Kopfverletzung auf, die, von der Schwere her, zwischen null und ein Uhr zum Tod
geführt haben kann. Die Leiche wurde gegen Viertel nach zwei abtransportiert
und ins Institut für Rechtsmedizin zur näheren Untersuchung gebracht. Erste
Ergebnisse sollen heute um sechzehn Uhr vorliegen.«
    »Gut.«
Palitzsch sieht auf die Uhr. »Dann haben wir jetzt einen Vorlauf von knapp neun
Stunden.« Er strafft sich und rückt die silberne Krawattennadel zurecht. Das
tut er immer. Es verschafft ihm einen kurzen Moment des Nachdenkens, bevor er
die weiteren Aufgaben verteilt.
    »Damaschke,
Sie kümmern sich um Ihre Spuren, und vor allem …«, er tippt auf das
Nagra-Gerät, »… lassen Sie eine Stimmenanalyse erstellen. Vielleicht haben
wir den ja schon im Archiv. – Knoop, Sie werden …«
    »… im
Umfeld der Toten recherchieren«, beeile ich mich zu erklären, weil ich Inga
Lenz nicht noch mal begegnen will. »Laut Terminplaner hatte sie gestern
offenbar eine Steuervollzugnahme. Mich interessiert, bei wem. Der könnte ein
Motiv haben.«
    »Und ich
will mir die Wohnung der Toten vornehmen.« Auch Hünerbein greift hastig zu
seiner Jacke.
    »Gut«,
findet Palitzsch das und sieht fragend in die Runde, »aber wer übernimmt die
Koordination mit Inga Lenz? Die trifft doch hier gleich ein!«
    Na, eben,
denke ich und mache, dass ich wegkomme. Hünerbein folgt mir, und auch Damaschke
packt zügig seine Sachen

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