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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sich neben sie und hielt ihre Hand fest. »Jemand kam, ein Mann. Ein freundlicher Mann. In Uniform. Er brachte mich zu dem Offizier. Ja, so war das.«
    »Das wäre denkbar. Damals hat man den Dom als Pferdestall benutzt. Es wird ein Franzose gewesen sein, der dich oben gefunden hat. Wer wusste denn, dass ihr dort oben wart?«
    »Vermutlich der betreffende Kommandant. Man durfte ohne seine Erlaubnis nicht im Dom herumklettern. Und sicher auch die Soldaten, die uns haben hinaufsteigen sehen.«
    »Die sind vermutlich schon lange nicht mehr in Köln.«
    »Nein, es ist dreizehn Jahre her.« Susanne rieb sich die Augen und nahm ein gerüschtes Kissen in die Arme. Antonia hakte nach: »Gab es denn jemanden, mit dem dein Vater verfeindet war?«
    »Keine Ahnung. Er war der freundlichste Mensch der Welt. Aber da mögen andere Leute anders gedacht haben.«
    »Wenn jemand ihn gestoßen hat, dann kann das Vorsatz oder Unfall gewesen sein. Wenn es vorsätzlich geschah, war es Mord. Man mordet, wenn der andere etwas hat oder weiß, das für den Mörder wichtig oder gefährlich ist. Obwohl es Menschen gibt, die aus Spaß morden.«
    »O Gott.«
    »Doch, Susanne. Ich habe Soldaten Dörfer plündern sehen... Aber lassen wir das. Ich glaube, in diesem Fall trifft das nicht zu. Wir werden nicht mehr herausfinden, ob dein Vater für jemanden eine Gefahr darstellte oder etwas sehr Wertvolles besaß.«
    »Wertvolles besaß er nicht. Meine Mutter war von ihren Eltern verstoßen worden, und mein Vater war zu stolz, von seinen etwas anzunehmen. Wir lebten bescheiden von seinem Verdienst als Bildhauer.«
    »Ich glaube, es ist müßig, sich darüber zu viele Gedanken zu machen, Susanne. So, wie es aussieht, kann man nichts unternehmen. Wenn sich das Dunkel deiner Erinnerung irgendwann lichtet, dann weißt du mehr. Dann kann man noch immer fragen, ob sein Tod ein Unfall war. Selbst wenn er sich dort oben mit jemandem getroffen hat, kann eine ungeschickte Bewegung, ein Hinauslehnen oder so etwas dazu geführt haben, dass er den Halt verlor, abrutschte und fiel. Vielleicht war es ja genau der Soldat, der dich nach unten geleitete, der ihn wegen irgendetwas zur Rede gestellt hat.«
    Susanne nickte und schien beruhigt. »Lassen wir meinen armen Vater in Frieden ruhen. Ich wollte dir noch etwas anderes zeigen.« Sie krabbelte von ihrem Bett und zog eine Lade auf. Dann schlug sie die Mappe mit ihren Zeichnungen auf und legte Antonia ein Bild vor. »Ich hatte noch nicht viel Übung damals. Aber so ungefähr sieht Cornelius aus.«
    Interessiert betrachtete Antonia die Bleistiftzeichnung. »Ein ungewöhnliches Gesicht – die rechte Seite wirkt ganz anders als die linke. Die rechte Braue wölbt sich höher, der Mundwinkel zieht sich mehr nach unten, sogar die Nase neigt sich weiter nach rechts.«
    »Ja, er bot einen eigenwilligen Anblick. Von links ein etwas gelangweilter, von rechts ein ziemlich sardonischer Zeitgenosse. Ein Januskopf, nicht wahr? Ob er auch einen solchen zwiespältigen Charakter hat, weiß ich nicht. Allerdings hat er damals, als ich ihn traf, mehr der rechten Gesichtshälfte entsprochen.«
    »Acht Jahre ist das her – wer weiß, wie er jetzt aussieht. Es ist bestimmt ein hartes Leben im Bagno. Die Franzosen sind nicht zimperlich mit ihren Gefangenen.«
    »Diese zweigeteilte Eigenart wird sein Gesicht weiterhin haben.« Susanne seufzte leise. »Ach, was habe ich mich damals in ihn verliebt. Er dauerte mich so, und er nahm sein Schicksal so tapfer.«
    »Was würde passieren, wenn er heute vor dir stünde?«
    »Weiß ich nicht. Es käme darauf an, nicht wahr?«
    »Worauf?«
    »Auf mein Herz!«
    »Du bist viel zu romantisch. Er muss einige unangenehme Züge haben, dieser Cornelius. Ein Spieler, ein Lügner, ein Mann, der seinen Gönner durch den Dreck gezogen hat. Waldegg ist ihm zwar weiter zugetan, aber ich finde, er hat sich schrecklich benommen.«
    »Du musst ihn ja nicht mögen, du hast ja David. Der scheint ein richtiger Herr zu sein, nicht wahr?«
    »Ich habe überhaupt nichts mit David! Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Aber er hat dich geküsst!«
    »O Susanne!« Antonia verdrehte die Augen.
    Susanne aber hatte einen Stift genommen und ihren Block aufgeschlagen und warf mit schnellen, sicheren Strichen ein weiteres Porträt auf das Blatt. Doch sie verhielt mit einem Mal mitten in der Bewegung und musterte Antonia mit leicht zusammengekniffenen Augen. Dann zeichnete sie weiter, langsamer allerdings.
    »Antonia?«
    »Was ist?

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