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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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stecken.«
    Mit einem Stöhnen ließ er sich endlich das Hemd ausziehen, gegen das Entfernen der Socken hatte er auch nichts einzuwenden, aber als Antonia ihm an den Hosenbund griff, murrte er noch einmal unwillig: »Das geht zu weit!«
    »Steh auf und stütz dich auf mich. Und wenn du kannst, zieh sie selbst aus.«
    »Lass mich alleine.«
    »Pest und Pocken! Du bist schlimmer als eine geweihte Jungfrau, die entdeckt, dass der Leibhaftige ihr am Unterrock zupft. Bruder, ich weiß, wie der Herrgott die Männer zusammengesetzt hat, mich wird auch deine Geschamigkeit nicht in Ohnmacht sinken lassen.«
    Trotz pochender Kopfschmerzen, Schwindel und Pein in allen Knochen musste Cornelius lachen. »Wie die ehrwürdige Schwester wünschen.« Er versuchte, sich mit einer Hand am Bettpfosten festzuhalten und mit der anderen die Hose auszuziehen. Es erwies sich nicht als die beste Lösung. Als er aus dem ersten Hosenbein fuhr, kippte er um und saß, noch immer lachend, auf dem Boden.
    »Hilf mir, ehrwürdige Schwester.«
    »Idiot!« Aber Antonia musste auch lachen und half ihm, die restlichen Kleidungsstücke abzulegen. Dann reichte sie ihm ein großes Leinentuch und führte ihn in das Badezimmer.
    Antonia hatte selbst die angenehmen Auswirkungen heißer Bäder kennengelernt, die sich vor allem bei Unterkühlung und beginnender Erkältung als sehr hilfreich erwiesen. Zwar musste das Wasser kannenweise nach oben getragen werden und in den Kessel gegossen werden, aber ein Ofen erwärmte es darin, so dass es heiß in eine große geflieste Wanne floss.
    In dieser Wanne streckte sich Cornelius nun aus und seufzte. Die Hitze linderte den Schmerz in seinen Gliedern, obwohl ihm die Schweißperlen auf der Stirn standen. Er verwehrte es Antonia nicht einmal, ihm mit kräftigen Fingern den Kopf zu waschen. Erst als sie ihm die Seife mit kaltem Wasser aus den Haaren spülte und ihm der Schaum in den Augen brannte, knurrte er: »Besser bagnard als baigneur.«
    »Lieber Bagno als Baignoir? Ich staune. Es gibt bestimmt Mittel und Wege, dich aus der Badewanne wieder ins Straflager zu versetzen. Wie ich hörte, ist Kommissär Frédéric Kormann seit wenigen Tagen zurück. Soll ich ihm eine Nachricht zukommen lassen?«
    Cornelius wischte sich mit einem Lappen über die Augen und starrte sie an.
    »Kommissär?«
    »Wohlfahrtsbureau. Wenn du dich nicht anständig benimmst, wirst du über kurz oder lang zu seiner Klientel gehören, Bruder!«
    »Ich hatte mich auf die Heimkehr gefreut! Wo ist, verdammt noch mal, mein Pate?«
    »In Bad Ems. Macht mit seiner Gemahlin eine Badekur.«
    Resigniert rutsche Cornelius tiefer in die Wanne. Antonia reichte ihm ungerührt einen Schwamm und eine Bürste.
    »Mach es alleine, aber sauf mir nicht ab dabei!«
    »Sag mal, bist du überhaupt ein Mädchen?«
    »Nur zu einem geringen Teil. Jetzt wasch dich gründlich! Unser Herr Vater kommt nächste Woche wieder nach Hause, bis dahin solltest du dich in einem repräsentablen Zustand befinden.« Sie drehte ihm den Rücken zu, hantierte mit den Tüchern und einigen Kleidungsstücken herum, verließ aber den dampfenden Raum nicht. Als das Plätschern verstummte, trat sie wieder an die Wanne.
    »Den Rücken schrubbe ich dir!«
    »Wenn ich mich wehren könnte, täte ich es.«
    »Weiß ich.« Sie seifte ihm die Schultern ein und bearbeitete seinen braungebrannten Rücken mit der Bürste. Dann betrachtete sie die Tätowierung. »Hübsches Geschöpf, da auf deinem Arm. Eine Freundin von dir?«
    Cornelius grunzte nur, als sie mit den Fingern die unter der Meerjungfrau liegende Narbe nachfuhr.
    »Muss unangenehm gewesen sein«, bemerkte sie leise. Cornelius’ Charakter mochte nicht blütenrein sein, aber sie erinnerte sich an Susannes Schilderung, wie sie ihn am Pranger getroffen hatte. Ein Hauch von Mitgefühl flog sie an.
    »Es ist vorbei«, antwortete er und sah zu ihr hin. Sie nickte.
    Das seifige Wasser floss mit einem Gurgeln ab. Antonia füllte eine Kanne mit lauwarmem Wasser, das sie über den Sitzenden goss. Dann legte sie ihm das Tuch über die Schultern, und er ließ sich ohne Widerworte aus der Wanne helfen. Das heiße Bad hatte seinen Gelenken und Muskeln gutgetan, es hatte ihm jedoch die letzte Kraft in den Beinen geraubt, und als sie ihn zum Bett führte, war er nur noch dankbar, dass sie ihm half, das weite, wunderbar saubere Nachthemd anzuziehen.
    »Danke«, murmelte er schläfrig, als sie die Decke über ihn zog. »Warum machst du das eigentlich, kleine

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