Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
erklärt?«
»Würde dich das erfreuen?«
»Überaus. Beide suchen und finden nicht.«
»Nun, das ist es leider nicht. Aber ich habe mich mit dem Colonel Bertrand unterhalten. Ich habe ihn neulich gebeten, etwas für mich ausfindig zu machen.«
»Und was war das?«
»Ich wollte wissen, wie es Colonel Renardet geht.«
»Oh!« Susanne blieb stehen und fasste Antonia am Arm. »Wusste er etwas von ihm?«
»Ja. Er hat Preußisch-Eylau unversehrt überstanden. Er hat sich sogar einige Verdienste erworben, und der Kaiser hat ihn mit einem Gut in der Provence und einem Adelstitel beschenkt. Nun hat er Urlaub von der Truppe genommen, um sich um seinen Besitz und seine Familie zu kümmern.« Susanne war weitergegangen, nun aber mit gesenktem Kopf. »Du weißt doch, dass er verheiratet ist.«
»Natürlich. Aber wichtiger ist, dass er gesund ist, nicht wahr?«
»Viel wichtiger.«
»Es heißt, seine Beförderung zum General steht bevor.«
»Ein erfolgreicher Mann. Ich gönne es ihm.«
»Ja, ich auch. Genau wie du wünsche ich mir, ich würde ihn noch einmal wiedersehen. Obwohl er sich sicher ziemlich über mich wundern würde.«
»Wahrscheinlich würde er Weib und Gut vergessen und vor dir auf die Knie sinken.«
Antonia gab nur ein kleines, schnaubendes Geräusch von sich. »Ich verschwende keine Träume darauf. Das ist deine Aufgabe. Wir sehen uns übermorgen wieder, Susanne. Komm gut nach Hause.«
Ihre Wege trennte sich vor dem Dom, und Antonia ging mit schnellen Schritten auf ihr Heim zu.
Als sie das gesattelte Pferd neben der Tür stehen sah, stutzte sie. Noch mehr verblüffte sie die an der Hauswand sitzende Gestalt, über deren ausgestreckte Beine sie fast gestolpert wäre. Dem Aussehen nach handelte es sich um einen Landstreicher, aber das Pferd wollte dazu nicht passen.
»Was machen Sie hier?«, fragte sie den Mann barsch.
Er hob den Kopf und wischte sich die Haare aus der Stirn. Eine Alarmglocke schrillte in Antonias Kopf.
»Ich habe versucht, Einlass zu finden. Aber man hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.« Mühsam kam er auf die Füße und schwankte dabei bedenklich.
»Welch Wunder! Ein Trunkenbold kann kaum damit rechnen, in ein achtbares Haus eingeladen zu werden.«
»Ich bin nicht betrunken«, erklärte er, musste sich aber am Türrahmen festhalten, um nicht wieder zusammenzusacken. Er mochte zerzaust, unrasiert und schmutzig aussehen, aber die eine hochgezogene Braue, dieses eigenartig zweigeteilte Gesicht, verrieten Antonia, um wen es sich handelte. Trotzdem fragte sie noch einmal nach.
»Wen wollen Sie denn sprechen?«
»Meinen Paten, Hermann von Waldegg. So der denn hier wohnt.«
»Cornelius von der Leyen?«
»Nur noch Cornelius, scheint’s.«
»Mhm!« Antonia ging an ihm vorbei, schloss die Tür auf und machte eine einladende Geste. »Gehen Sie rein, setzen Sie sich hier hin, und rühren Sie sich nicht, bevor ich nicht wieder zurück bin. Verstanden?«
»Jawohl!« Cornelius fragte sich flüchtig, welche Funktion dieses resolute Geschöpf im Haushalt des Domherrn haben mochte, war aber viel zu froh, einfach im Warmen sitzen zu können, als dass er seinen schmerzenden Kopf damit weiter belasten wollte. Er hörte ihre Stimme laut Anweisungen geben.
»Maddy, den Badeofen anheizen, dann das Zimmer neben dem meinen richten! Wir haben Besuch! Jakoba, mach deinen Fiebertrank zurecht und eine heiße Suppe. Ich muss eben zum Probsthof. Und lasst mir den Mann in der Diele in Frieden!« Sie rauschte an Cornelius vorbei und beschied ihn kurz: »Ihr Pferd bringe ich in die Stallungen nebenan. Da wird man sich darum kümmern.«
»Das kann ich...«
»Sie bleiben hier sitzen und rühren sich nicht.«
»Aber die Satteltaschen...«
»Kriegen Sie gleich.«
Er erhob sich dennoch, aber es war ihm zu schwindelig, um mehr zu tun, als durch die geöffnete Tür zu beobachten, wie sie fachgerecht den Sattel abnahm und ihn in den Eingang wuchtete. Dann führte sie das Pferd am Halfter fort. Wenig später war sie zurück.
»Sie werden den Stallburschen bezahlen müssen. Bei Gelegenheit. Jetzt ziehen wir erst einmal diese Stiefel aus.«
»Warum rufen Sie nicht Johann?«
»Der ist nicht da, aber ich bin durchaus in der Lage, Ihnen behilflich zu sein. Kommen Sie, das kriegen wir schon hin.« Sie drehte ihm den Rücken zu, raffte die Röcke, klemmte sich den gestiefelten Fuß zwischen die Knie und packte mutig die verschmutzte Ferse an, um daran zu ziehen. Der erste Stiefel polterte zu Boden. »Das
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