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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sorgen. Der Apotheker erhielt eine auskömmliche Miete, Pater Emanuel hingegen konnte über die Betreuung durch den Kammerdiener und die Beköstigung durch die vorzügliche Küche des Hauses verfügen. Toni besuchte ihn fast täglich, und zu ihrer Freude bat er sie, jetzt, da die Wege zu schlammig und das trügerische Frühlingswetter regnerisch waren, ihm aus den Büchern vorzulesen, die sie gemeinsam aus der kleinen Bibliothek des Hauses auswählten. Auch aus den Zeitungen, die ihnen der Hausherr gerne zur Verfügung stellte, las sie Pater Emanuel vor, und gemeinsam diskutierten sie die Neuigkeiten. Im April erstaunte Toni die Meldung, Teile des Kölner Domschatzes sollten auf Anweisung des französischen Machthabers Napoleon wieder zurück zum Dom transportiert werden.
    »Nun ja, Toni, wir haben in unserem Kloster geheimnisvolle Gäste gehabt. Aber wir waren zu vollkommenem Stillschweigen verpflichtet. Jetzt scheint man aber über diese besondere Einquartierung sprechen zu dürfen.«
    Toni, immer aufgeschlossen, wenn es um Geheimnisse ging, fragte mit einem begehrlichen Leuchten in den Augen: »Wen haben Sie denn beherbergt?«
    »Die Heiligen Drei Könige.«
    »Wirklich?« Die legendären Gestalten, die Schutzpatrone Kölns, waren Toni selbstverständlich vertraut, fast wie Familienangehörige. Elisabeth hatte ihr oft genug von ihrer Herkunft, ihrem Wunderwirken und vor allem den schönen Feiern und Prozessionen zu ihren Ehren erzählt.
    »Nun, natürlich. Als die französische Armee vor den Toren eurer Stadt stand, hat das Domkapitel, das sind die Männer, die sich um die Kathedrale und ihre Schätze kümmern, beschlossen, die wichtigsten Kostbarkeiten heimlich zu uns nach Wedinghausen zu bringen, damit sie nicht den Plünderungen anheim fielen. Über vierhundert Kisten und Verschläge, Fuhre um Fuhre, trafen bei uns ein. Goldenes Gerät, Schreine, Reliquiare und unzählige wertvolle Handschriften brachten sie uns. Damals, vor neun Jahren, konnte ich noch recht gut sehen, und – ach, es war eine Pracht! Die zwei größten, schwersten Kisten aber enthielten den goldenen Dreikönigsschrein. Mit ihm kamen die Domherren aus Köln.« Pater Emanuel seufzte.
    »Was ist mit ihnen geschehen?«, wollte Toni ungeduldig wissen.
    »Mit den Domherren?«
    »Nein, mit den Königen.«
    »Man hat sie eingemauert, im Hochaltar der Abteikirche. Das war auch gut so. Denn, weißt du, als eure Soldaten hier eintrafen, im vergangenen Herbst, da haben sie die Kommissare des Landgrafen begleitet, und die haben unser ganzes Kloster auf den Kopf gestellt, um nach den Domschätzen zu suchen.«
    »Also war das doch kein Geheimnis?«
    »Offensichtlich nicht. Aber das Domkapitel hat sich ungeschickt benommen, weißt du. Kaum ein Jahr waren die Sachen hier, da packte sie die Angst, sie könnten in unserer Abtei nicht sicher sein, und sie verbrachten Teile davon weiter nach Bamberg, nach Paderborn und Prag. In Prag, hörte ich, hat man etliches davon verkaufen müssen, um die Kosten für das Domkapitel und den Erzbischof abzudecken. Bald darauf kamen viele Stücke aus den Archiven wieder zu uns zurück.«
    »Herrje!«, schnaufte Toni. Und mit ihrer jungen, aber bedauerlich guten Welterfahrung erklärte sie Pater Emanuel: »Das alles wussten natürlich die Händler und die Fuhrleute. Die wissen sowieso immer alles. Die und die Wirte.«
    »So wird es wohl sein.«
    »Kein Wunder, dass der Landgraf Ludewig sich so für dieses Zipfelchen Land interessiert hat. Mama und ich hatten so etwas vermutet. Die Könige haben die Kommissare aber nicht gefunden, oder?«
    »Nein, die Könige nicht. Sie werden bald auf die Reise zurück nach Köln gehen.«
    »Aber – warum hat man denn die anderen Sachen nicht vor dem Landgrafen in Sicherheit gebracht, Pater Emanuel? Es war doch bestimmt bekannt, dass er seine Hand darauflegen würde.«
    »Man hat es ja versucht. Sechzehn Kisten, ein paar Fuhren also, wurden im August letzten Jahres nach Frankfurt geschickt, um sie dort im Bartholomäusstift einzulagern.«
    Nachdenklich kaute Toni auf ihrer Unterlippe. Dann brach es aus hier heraus: »Sind sie von Fuhrleuten aus Altenkleusheim transportiert worden?«
    »Schon möglich. Warum willst du das wissen?«
    »Als wir im September dort lagerten, da hieß es, Fuhrleute auf dem Weg nach Frankfurt seien überfallen worden.«
    »Das kann schon mal vorkommen, denke ich. Gesetzlose plündern gerne Fuhren aus.«
    »Ja, aber... Also...« Stockend erzählte Toni von ihrem Fund in

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