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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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übernachten sie hier. Ich habe selten die Gelegenheit, solch anregende Unterhaltungen zu führen wie mit Ihnen. Sie haben ein erstaunliches Leben geführt, wenn ich das so sagen darf.«
    Antonia hatte den Nachmittag ebenfalls genossen und fand den jungen Pfarrer charmant. Darum wollte sie ihm diese Bitte nicht abschlagen. Ihre Meinung über ihn änderte sich schlagartig, als er auf ihre Zusage hin aufstand und nahe zu ihr trat.
    »Wie schön, Liebste. Keine Angst, hier sind wir ganz ungestört.«
    »Was soll das?« Antonia nahm eine abwehrende Haltung an und machte einen Schritt rückwärts.
    »Nun, ich denke, du weißt, was ich mir die ganze Zeit wünsche.« Er streckte sie Arme aus und zog sie an sich. Zu verblüfft über diese Geste erlaubte Antonia es ihm, und schon hatte er seine Lippen auf die ihren gedrückt, um sie gierig zu küssen. Für einen Bruchteil eines Augenblicks wollte sie nachgeben, aber dann wurde ihr das Ungeheuerliche bewusst. Sie machte sich starr in seinen Armen, hob den rechten Fuß und trat dem Pfarrer mit dem Absatz so fest auf den Spann, dass er sie mit einem Schmerzensschrei losließ.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, fauchte sie ihn an. »Was hat Ihnen denn eingegeben, ich wäre an dererlei Spielchen interessiert?«
    »Aber du bist doch... Als Marketenderin weißt du doch...!«
    »Ich weiß, aber das heißt noch lange nicht, dass ich jedermann zur Verfügung stehe. Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Hilfe, Herr Pfarrer, und ich werde meinen Dank dem Opferstock von Altenkleusheim erstatten. Aber mehr, Herr Pfarrer, habe ich nicht zu geben. Leben Sie wohl, Herr Pfarrer!«, spuckte sie wütend und knallte die Tür hinter sich zu. Sie stapfte mit weit ausholenden Schritten davon.
     
    Sie kochte noch immer vor Wut, als sie im Hof des Gasthauses ankam. Maddy, die wieder einige Stopfarbeiten ausführte, legte das Hemd, an dem sie arbeitete, nieder und fragte: »Ärger?«
    »Ja.«
    »Leichen?«
    »Fast.«
    »Mhm.« Sie nahm die Stopferei wieder auf, denn anscheinend brauchte Antonia noch etwas Zeit, bis sie bereit war, über ihren Zorn zu sprechen.
    Sie tat es erst, als sie nach Einbruch der Dunkelheit in dem Wagen lagen. Das schöne Frühlingswetter war umgeschlagen, der Himmel hatte sich bezogen, und ein leichter Nieselregen ging nieder. Aber unter der Plane war es warm genug und trocken. Antonia berichtete Maddy, was sie erfahren hatte und auch, worüber sie sich geärgert hatte.
    »Er war mir ja eigentlich gar nicht so unsympathisch, Maddy. Ich bin am meisten wütend über mich selbst. Ich dachte immer, mir könnte so etwas nicht passieren.«
    »Ach nein, Toni? Glaubst du, eine Hose und ein Männerrock schützen dich vor derartigen Übergriffen?«
    »Nein, so dumm bin ich nicht. Aber ich war der Meinung, mein Verhalten mache deutlich klar, dass ich nicht auf eine Verführung aus bin.«
    »Aber manche Menschen denken da leider anders. Du hast ihm von deinem Leben in der Marketenderzeit erzählt, und damit bist du in seinen Augen eine Sündige. Denk an die dummen Unterstellungen von Marie Stammel.«
    »Stimmt, da liegt wohl das Problem. Ich habe nicht daran gedacht, wie ›anständige‹ Männer das sehen. Und viel schlimmer, Maddy, einen kurzen Moment lang hat es mir sogar gefallen.«
    Ihre Zofe lachte leise. »Dich hat noch niemand geküsst?«
    »Nicht so, nein. Wer auch? Die Männer, mit denen ich es bisher zu tun hatte, haben in der Weise kein Interesse an mir gehabt. Ich bin nicht hübsch, ich lächele nicht höflich bei ihren dämlichen Schmeicheleien, ich sinke nicht anmutig in Ohnmacht und gebe ihnen das Gefühl, stark und überlegen zu sein.«
    »Das brauchst du gar nicht. Begierde kann aus ganz anderen Gründen erwachen.«
    »Ja, ja. Ich weiß ganz gut, Maddy, was sich zwischen Mann und Frau abspielen kann. Ich habe sie in den Zelten und hinter Büschen schnaufen und stöhnen gehört, und meistens hat es ihnen wohl Spaß gemacht. Zumindest meiner Mutter Elisabeth. Sie nahm sich nach dem Tod ihres Mannes schon mal einen Liebhaber, und wenn es in der Nacht ein bisschen wild zuging, dann sah sie am nächsten Morgen immer ganz fröhlich aus.«
    »Ja, angeblich ist das bei manchen so. Ich weiß nichts davon. Ich fand es schrecklich. Aber einige der Mädchen beteuern, wenn ein Mann ein guter Liebhaber ist, sei es ganz angenehm. Aber du hast Unrecht, wenn du meinst, die Männer hätten kein Interesse an dir. Was ist denn mit dem jungen Franzosen?«
    »François? Er hat mir einen

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