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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verkauft sich der Werther von Goethe noch immer gut.«
    »So viel zu Schwulst, ich weiß. Ach, übrigens habe ich Boisserée in Leipzig getroffen. Er wohnte auch im Paulinum, und wir unterhielten uns ein paar Mal in einer Studentenkneipe. Er tingelt mit seinen Domansichten umher und sucht Mäzene. Den Geheimrat hat er wohl überzeugt, und am Weimarer Hof präsentierte er die Stiche ebenfalls mit Erfolg. Er wollte danach nach Dresden reisen. Vielleicht treffen wir ihn. Er arbeitet mit einem interessanten Architekten in Darmstadt zusammen, einen Georg Moller. Der scheint ähnlich wie du den alten Bauformen zugeneigt zu sein.«
    »Ich würde ihn gerne kennenlernen. Wie lange bleibst du?«
    »Ich dachte, ich falle euch eine Woche lang lästig.«
    »Aber du könntest verlängern?«
    »Nicht unendlich, aber ein wenig.«
    »Wartet jemand sehnsüchtig auf dich?« David grinste seinen Bruder über den Rand seines Weinglases an. »Toni schrieb, du segeltest längsseits einer aufgetakelten Fregatte, deren Takelage sich im Winde bläht.«
    »Göre!«, knurrte Cornelius und grinste dann auch. »Allerdings muss ich gestehen, das Bild ist nicht unzutreffend. Melanie verfügt – wie man es so schön formuliert – über schwellende Formen.«
    »Wirst du Anker werfen?«
    »Um Himmels willen, nein.«
    »Dann achte auf die Enterhaken.«
    »Die Gefahr ist gering, David. Sie ist zwar auf großer Kaperfahrt, die hübsche Witwe, aber sie hat auch einen Bankier und einen reichen Tuchfabrikanten im Visier, die ihr beide Herz, Hand und Vermögen zu ihren zierlichen Füßen legen würden, wenn sie etwas deutlicher winkte.«
    »Was findet sie dann an einem mittellosen Verleger wie dir?«
    »Möglicherweise kann ich ihr in gewissen Aspekten des Zusammenseins ein größeres Vergnügen bereiten als die beiden älteren Herren.«
    David nickte und sagte: »Darin scheinen wir uns zu ähneln.« »So gibt es auch hier das eine oder andere Bettschätzchen für dich?«
    »Gibt es. Zum Glück bin ich in den Augen der respektablen jungen Damen nur ein armer Student, der sich seine Groschen mit Knochenarbeit verdient, darum hängen sie sich nicht an mich. Aber in gewissen Aspekten...«
    »Ach ja?«
    »Cornelius...« David war wieder ernst geworden.
    »Ja, Bruder?«
    »Wie geht es Susanne? Sie schreibt mir nicht mehr, seit sie verheiratet ist.«
    »Philipp ist höllisch eifersüchtig. Sie hat einen Fehler gemacht und weiß es auch. Aber es geht ihr besser, seit Antonia wieder da ist. Sie ist dem Burschen ein paar Mal in die Parade gefahren, als er ihr eine Szene machen wollte. In bewährter Manier. Seither ist er sehr vorsichtig ihr gegenüber. Aber Susanne verkümmert in meinen Augen.«
    »Sie hat ein ungewöhnliches Talent. Sie könnte eine große Künstlerin werden.«
    »Auch der Erfolg anderer weckt Philipps Eifersucht.«
    »Idiot!« David stürzte wütend seinen Wein hinunter.
    »Toni versucht, sie wieder zum Malen zu bringen. Aber Susanne tut es heimlich, und ohne Anerkennung von außen wird sie es vermutlich bald wieder einstellen.«
    »Sag mal...«
    »Ja?«
    »Könnte sie nicht für euch Zeichnungen anfertigen? Ich meine, Thomas druckt doch diesen Gesellschaftskalender. Was, wenn sie von irgendwelchen Ereignissen Bilder zeichnete? Du weißt schon: ›Bürgermeister bei der Gründung des Veteranenvereins‹ oder ›Wohltäterinnen bei der Eröffnung des Waisenhauses‹.«
    »Wir drucken ihn ohne Bilder, es ist zu teuer, einen Kupferstecher für solche kurzlebigen Sachen anzustellen.« Dann schwieg er einen Moment und dachte nach. »Obwohl, wenn ich ihr die Steindrucktechnik beibringen könnte... David, das ist keine schlechte Idee. Mit Wittgenstein werde ich schon fertig.«
    »Hilf ihr, wenn du kannst, Cornelius.«
    »Natürlich. Auch ein Grund, warum du dein Bratkartoffelverhältnis hier nicht vertiefen möchtest?«
    »Auch. Es ist einfach so, dass mir die gemeinsamen Tage mit ihr damals einfach nicht aus dem Kopf gehen wollen.«
    »Sie ist eine schöne, begabte und heitere Frau. So eine wie sie findet man nicht alle Tage.«
    »Du sagst es. Auch wenn da derzeit Hindernisse sind, ohne Not werde ich mich erst einmal an keine andere binden.«
     
    Cornelius blieb zwei Wochen in Dresden und erlebte dabei noch mit, wie sein Bruder zum Baumeister ernannt wurde. Dann reiste er ab, und Davids Abschiedsworte lauteten: »Wenn die Götter gnädig sind, komme ich im nächsten Sommer zu euch nach Köln, Bruder!«
    Aber die Götter hatten anderes mit Leutnant

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