Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
und hat ihn zu Beginn mehrmals stattliche Beträge gewinnen lassen. Das hat Lydia, eine seiner Damen, stutzig gemacht, und sie haben damals die Karten untersucht, aber nichts gefunden.«
»Sieht man das denn nicht, wenn sie markiert sind?«
»Nicht, wenn es unauffällig im Druck passiert. Angeschrägte Kanten, Löchlein, Knicke und so weiter – danach haben sie gesucht.«
»Du wirst dir die Karten ebenfalls ansehen.«
»Natürlich. Ich weiß ja, wonach ich zu suchen habe.«
»Kannst du cher Frédéric damit überführen?«
»Sicher.«
»Was wirst du tun, Cornelius?«
»Ich werde zusammen mit Doktor Joubertin eine Liste der Anklagepunkte aufstellen. Da er inzwischen auch Friedensrichter ist, wird es der Sache einiges Gewicht verleihen. Ich werde mich allerdings erst einmal nur im Beisein des Juristen mit ihm unterhalten, um nicht zu viel davon an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Es könnte einen Skandal geben, der Leute trifft, die nicht in unsere Fehde mit einbezogen werden sollten. Aber du, Elena, und Susanne, ihr könntet zusammentragen, was ihr gegen ihn vorzubringen habt. Und gegen Charlotte natürlich.«
»Und dann?«
»Dann wird er zahlen. Oder er wird angezeigt, und dann erwartet ihn die Kettenstrafe. Sollte er sich dadurch ungerecht behandelt fühlen und an den Appellationshof gehen, wird Mylius vermutlich keine Gnade walten lassen. Joubertin hat ihm von den Umtrieben seines Sohnes berichtet, und er hat sich nicht eben freundlich über Spielclubs geäußert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Falschspieler Gnade vor seinen Augen findet.«
»Er wird nicht viel haben, um zu zahlen, Cornelius. Ich habe den Eindruck, er ist ziemlich hoch verschuldet.«
»Woraus schließt du das?«
»Verschiedenes. Beweisen kann ich auch nicht viel, aber rechnen kann ich ein bisschen.«
»Erzähl.«
»Der Brand 1812 hat einen kompletten Lagerbestand vernichtet, der am folgenden Tag ausgeliefert werden sollte. Das war ein hoher Schaden, den er ersetzen musste. Danach blieben vermutlich die Zahlungen der Franzosen aus oder verzögerten sich, denn der Russlandfeldzug hat Ressourcen gefressen.«
»Das ging mir auch durch den Kopf. Aber die haben ja bereits im Frühjahr weitere Rekruten ausgehoben.«
»Richtig, aber ein Schneider braucht erst einmal Stoff. Um ihn zu beschaffen, hat cher Frédéric bei einer Aachener Bank einen hohen Kredit aufgenommen. Ich habe Marianne befragt, ihr Vater wusste davon. Er lieferte ihm nämlich die Tuche zu harten Konditionen und bestand auf sofortiger Bezahlung. Er mag unseren Freund nicht.«
»Ach nein.«
»Also spielte er, um sich Kapital zu verschaffen.«
»Dazu muss man allerdings eine andere Einstellung zum Spielen haben. Er ist zu leidenschaftlich.«
»Du bist berechnend.«
»Richtig.«
»Aber er hat zumindest etwas von dir gelernt.«
»Wie man die Karten manipuliert. Sicher. Und hierbei nehme ich es ihm besonders übel, dass er René dazu missbraucht hat und die Dinger auch noch in unserer Druckerei herstellen ließ. Man könnte Absicht dahinter vermuten.«
»Könnte man. Auf ein weiteres Indiz seiner finanziellen Schwierigkeiten bin ich gestoßen, als ich versuchte, hinter die Ursache der fehlerhaften Spendenabrechnungen zu kommen. Charlottes Damenkränzchen sammelt eifrig für die Verwundeten. Das Geld kommt allerdings nicht in voller Höhe in der Wohltätigkeitskasse an. Ich vermute, sie zweigt da einiges für sich ab. Denn cher Frédéric scheint von einer gewissen Sparsamkeit ihr gegenüber befallen zu sein. Ich plauderte mit Isabetta.«
»Bemerkenswert. Schieb dem einen Riegel vor.«
»Meine Mutter und Doktor Schmitz übernehmen das. Ich habe den Verdacht, dass ich Maman damit eine kleine Freude bereite.«
Cornelius nickte, und sein Lächeln war nicht eben freundlich. »Charlotte ist eine Schlange, und sie hat euch das Leben oft genug schwer gemacht. Nun gut, Toni. Es wird ein paar Tage dauern, bis wir alles hieb- und stichfest zusammengestellt haben, aber dann gibt es eine vollständige Abrechnung. Kormann besitzt noch immer das Haus und Charlottes Schmuck. Das wird ausreichen, um seine Schulden bei mir zu begleichen. Oder hast du Bedenken, Toni?«
»Nein Cornelius, ganz bestimmt nicht. Du meinst, weil er mich gezeugt hat?«
»Ja, das meine ich.«
»Blut, mein Lieber, ist tatsächlich nicht dicker als Wasser. Er hat nie einen Gedanken auf mich verschwendet, und er hat meiner Familie oft genug geschadet.«
»Gut dann. Und jetzt solltest du
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