Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
hast du gedruckt?«
»F1... Flugblätter.«
»Ach ja? Bist du ganz sicher?«
»Hab sie weggeworfen. Wollte nicht in Schwierig...« Der Rest ging in Geheul unter, denn Cornelius hatte die Spindel ein Stück fester angezogen.
»Was hast du gedruckt?«
René wimmerte, schwieg aber. »Soll ich weiter zudrehen? Glaub mir, ich habe keine Skrupel. Nur, weil ich so dumm war, dir in Paris zu helfen, bin ich nicht blöd genug, mich von dir ausnutzen zu lassen. Was hast du gedruckt?«
Nicht nur René schauderte vor Cornelius’ kaltem Ton, auch der Druckergeselle und die beiden Stifte zogen sich mit angstvoller Miene in eine Ecke zurück.
»Karten«, flüsterte René.
»Spielkarten?«
Ein Nicken.
»Markierte?«
Wieder ein Nicken.
»Für wen?«
»Für mich.«
Cornelius griff zur Winde.
»Nicht!«, jaulte der Kupferstecher auf. »Nicht!«
»Für wen?«
»K... kenn den Namen nicht.«
»Dann beschreib den Mann.«
»Schneider. Macht Anzüge.«
»Davon gibt es viele.«
»Anzeige, Zeitung!«
»Ah!«, sagte Thomas, griff nach der Kölnischen Zeitung und blätterte darin. »Diese Anzeige?«
René nickte, Cornelius warf einen Blick darauf und löste den Druck der Presse.
»Glück gehabt, alter Freund. Aber deine miese Visage möchte ich in der Stadt nicht mehr sehen. Solltest du mir noch einmal über den Weg laufen, werden sie deine von den Fischen zerfressene Leiche nicht vor Neuss wiederfinden.«
Renés Abgang wurde durch Cornelius beschleunigt, der ihn eigenhändig am Kragen zur Tür hinausschleifte. Dort blieb er eine Weile liegen, bis seine Beine ihm wieder gehorchten. Dann aber nahm er dieselben schleunigst in die Hand.
In der Druckerei herrschte tiefes Schweigen.
»Geht wieder an die Arbeit. Danke, Thomas.«
»Sie... Sie hätten wirklich zugedreht?«, wollte ein völlig verängstigter Lehrling wissen.
»Ja, mein Junge, das hätte ich.«
Der Bursche würgte und lief nach draußen.
Thomas aber sah nachdenklich auf die Zeitung.
»Cornelius, mach dich nicht unglücklich.«
»Nein, Thomas, bestimmt nicht. Nicht mich. Ihn schon. Keine Angst, ich kann, trotz dieser bösen Vorstellung eben, meinen Jähzorn inzwischen ganz gut beherrschen. Aber ich brauche ein paar Informationen zusätzlich.«
Er nickte den Leuten zu und ging wieder nach oben, um an seinem Schreibtisch weiterzuarbeiten. Doch das Manuskript, das vor ihm lag, fesselte seine Aufmerksamkeit nur für wenige Minuten. Er versank in tiefes Brüten, bis David ihn aus dieser Stimmung riss.
Antonia hörte sie schon auf der Straße brüllen.
»Heilige Sankt Ursula, ich hab ihm doch verboten, ihm Geld anzubieten!«, fauchte sie, und Maddy lachte.
»Kannst du es ihm verdenken?«
Sie betraten die Druckerei, und Thomas begrüßte sie mit verzweifelt nach oben gedrehten Augen.
»David ist hier.«
»Nicht zu überhören.«
»Er hat von Ihrer Mutter erfahren, das Cornelius sein Vermögen geopfert hat, Toni.«
»Weshalb er jetzt versucht, ihm sein eigenes Vermögen in den Rachen zu stopfen.«
»So ungefähr.«
»Nun, wir haben Nachrichten, die beide in atemloses Schweigen versetzen werden.« Antonia wollte die Treppe emporstürmen, aber Thomas hielt sie mit einem seltsamen Lächeln zurück.
»Cornelius wird Sie auch in atemloses Staunen versetzen, vermute ich mal. Wir hatten vorhin Besuch von René.«
»Oha!«
Sie sprangen die Treppe hinauf und hielten sich nicht mit Anklopfen auf.
Die beiden Brüder gifteten sich auf das Herzhafteste an und bemerkten sie nicht, darum schloss sich Antonia der gewählten Lautstärke an.
»Habt ihr zwei Brüllaffen eigentlich jeden Sinn für Anstand verloren? Die ganze Straße dröhnt von eurem Gebell.«
Ein Paar blaue und ein Paar grüne Augen starrten sie verdutzt an.
»David, du solltest wissen, dass Cornelius nicht zu helfen ist, und du, Cornelius, solltest wissen, dass deine Freunde nichts lieber täten, als dir zu helfen. Verdammt sei dein sturköpfiger Stolz! Und mit Maman habe ich ebenfalls noch ein Hühnchen zu rupfen. Sie hätte dir nichts von diesen verfluchten Ehrenschulden erzählen dürfen, David. Aber das kann warten.«
»Du wirst Elena nicht anblaffen, Toni!«, donnerte Cornelius sie an, und David schoss hinterher: »Ich habe sie förmlich gezwungen, es mir zu sagen.«
»Du hast sie gezwungen?«, fauchte Cornelius wiederum ihn an, und David holte Luft, um den nächsten Schwall Beschimpfungen loszulassen.
»Spar dir den Atem, David. Es gibt bei Weitem geeignetere Ziele für euren Zorn.
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