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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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seinen Facharzt. Danach stand in großen Lettern auf dem Messingschild: »Dr.   Johannes Brandes – Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe«.
    Wir waren sicher gewesen, dass wir zu den Auserwählten gehörten, denen alles gelingt.
    Als Charlotte uns Rainer vorstellte, einen Studienkollegen von der Akademie, der sein geringes Talent erkannt hatte und sich mehr um die Vermarktung von Charlottes Bildern kümmern wollte, hatten wir »einfach so?« gefragt, und Charlotte hatte gelacht.
    »Nein, natürlich nicht, er wird mein Agent oder mein Manager, egal wie man das nennt, jedenfalls bringt er mich groß raus und verdient mit, ist doch nur gerecht, oder?«
    Rainer tat ihr gut. Charlotte, die Schönste, war bald auch die Erfolgreichste, und wir waren stolz, sie zu kennen.
    Wir waren wie eine große Familie gewesen, hatten täglich miteinander telefoniert, alles voneinander gewusst, waren ins Theater gegangen und in die Oper, meldeten uns im Rot-Weiß-Tennisclub an, von dem wir dachten, dass er zu uns passte. Wann hatte diese Gemeinsamkeit aufgehört, wann hatten wir begonnen, eher eigene Wege zu gehen, wann?
    Klaus war derjenige gewesen, der den Vorschlag gemacht hatte, regelmäßig Karten zu spielen, ausgerechnet Klaus, der so cool wirkte, am wenigsten angewiesen war auf Zusammenhalt. Doppelkopf wäre ideal, hatte er gemeint, jenes Spiel, das schon während der Schulzeit unser Favorit gewesen war, alle vierzehn Tage, damit wir, so hatte Klaus gesagt, über der Arbeit und den wachsenden Familiengeschäften nicht auseinanderfielen. Und tatsächlich waren diese Treffen über die Jahre, in denen Karrieren geschmiedet und Kinder geboren worden waren, das Einzige geblieben, an dem wir eisern festhielten.
    Das Spiel war nicht so ernsthaft wie Bridge, es durfte gelacht werden und geredet, und doch gab es gewisse Richtlinien, wenn sich beispielsweise diejenigen mit den Kreuzdamen nicht rechtzeitig outeten, die Partner nicht wussten, wem sie die dicken Punkte drauflegen sollten, dann konnte es vorkommen, dass am Ende der Partie eine lange Debatte über die Grundsätze des Spiels begann, und manchmal blieb die Stimmung über die nächste Runde hin angespannt.
    Einmal war Karin sogar aufgestanden, hatte den Stuhl mit viel Getöse hinter sich geschoben und war aus dem Zimmer gerannt, weil Charlotte ihr ärgerlich vorgeworfen hatte, es verstieße eindeutig gegen den guten Stil, die Pikdame als Erste zu ziehen, wenn man die Kreuzdame auf der Hand hatte, und überhaupt, dass sie, Charlotte, jetzt verlöre, sei nur darauf zurückzuführen, dass sie im guten Glauben darauf, dass Karin ihre Spielpartnerin wäre, ihr Asse und Zehner rübergeschoben habe. Aber abgesehen von solchen seltenen Ausbrüchen waren wir generell harmoniesüchtig, und wir kannten uns viel zu gut, um uns wegen eines Kartenspiels zu zerstreiten. Es wurde ausreichend gegessen, oftmals im Hinblick auf den Beginn eines freien Wochenendes zu viel getrunken, aber jedes Mal dachte ich anschließend: Es hat sich gelohnt.
    Nach einem der ersten Kartenabende hatte mich Martin nach Hause begleitet. Wir waren zu Fuß gegangen, ich, die ich es gewohnt war, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß unterwegs zu sein, und Martin, der sein Fahrrad geschoben hatte. Es war Frühling gewesen, und ein solcher Duft in der Luft, dass Martin vermutlich nicht anders gekonnt haben wird, als mich vor unserer Haustür in der Sechzigstraße in den Arm zu nehmen und mir die Frage zu stellen, auf die ich schon sehnsüchtig gewartet hatte. Ja, ich wollte seine Frau werden, schnell und ohne Weiteres, und so war es dann auch geschehen.
    Das Sprachstudium hatte ich ziemlich halbherzig betrieben, und bei der ersten Prüfung war ich durchgefallen, aber da war ich längst »guter Hoffnung« gewesen, wie meine Mutter mit Stolz der ganzen Verwandtschaft mitgeteilt hatte. Im Übrigen waren sich alle einig, dass ich zum Stillen und Windelnwechseln keine Fremdsprachen benötigte, und als wir die Zusage für die große Wohnung am Neusser Wall im angesagten Agnesviertel bekamen, hatte ich mich wie Alice im Wunderland gefühlt.
    Erst als ich das Staubsaugerkabel umstecken wollte, hörte ich das Telefon klingeln.
    »Endlich«, sagte Charlotte. »Du wolltest, dass ich dich zurückrufe.«
    »Ja«, sagte ich, »das stimmt«, und war noch so in Gedanken versunken, dass ich kurz überlegen musste, was ich mit ihr besprechen wollte.
    »Es geht um Timo«, begann ich, »Martin weiß, dass er bei einem

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