Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
wir noch überprüfen müssen. Fest steht bisher nur, dass Herr Bender allein unterwegs war. Er ist selbst gefahren und hat sich nicht, wie sonst, von seinem Chauffeur nach Köln bringen lassen.«
    Seine Stimme hatte einen angenehmen Klang, mit einem leichten Anflug von Kölscher Mundart. Dann aber, so schien es mir, kam er auf den Punkt. Seine erste Frage war wie ein Pistolenschuss, klar, einfach, aber gezielt: »Wann haben Sie Herrn Dr.   Bender zum letzten Mal gesehen?«
    »Freitag vor vier Wochen«, antworteten wir fast unisono, sodass es sich anhörte, als hätten wir diese Frage erwartet und die Antwort vorher im Chor geprobt.
    Johannes schickte sofort eine Erklärung hinterher und erzählte, dass wir uns seit mehr als dreißig Jahren alle vierzehn Tage zum Kartenspielen träfen und dass ebendieser Freitag vor vier Wochen das letzte gemeinsame Treffen gewesen sei, weil Klaus vor zwei Wochen unabkömmlich war und das Treffen deswegen gecancelt worden sei, aber, so schloss er, vor vier Wochen sei es zugegangen wie immer.
    »Was heißt das im Einzelnen?«, fragte Herr Weber. Offenbar hatte er sein Lächeln endgültig eingepackt, ohne jedoch unfreundlich geworden zu sein.
    »Dass wir bei uns zu Hause gegessen haben«, antwortete Karin, »und getrunken und danach haben wir den Tisch abgeräumt, damit die Männer daran sitzen bleiben konnten zum Kartenspielen, und wir Frauen sind in unsere Küche gegangen und haben dort Doppelkopf gespielt, wie immer. Es war laut und lustig, und es wurde diesmal besonders spät, fast zwei Uhr nachts.«
    »Worüber wurde gesprochen an diesem Abend?«
    »Ach du liebe Zeit«, antwortete Karlheinz, »da fragen Sie was. Wissen Sie, wir kennen uns seit der Schulzeit und sind seit Langem als Mediziner tätig. Was haben wir geredet? Über die letzten Fälle wahrscheinlich, vielleicht auch nur über den einen oder anderen flight beim Golfen.«
    »Um welche medizinischen Fälle ging es?«
    Karlheinz sah in die Runde, als wollte er kundtun, dass er seinen Teil beigetragen habe und nun ein anderer dran sei. Es kam mir vor wie bei einem Jazzkonzert, wo immer ein Instrument den Solopart übernimmt, sich nach einiger Zeit wieder zurückfallen lässt und einem anderen den Vortritt gewährt. Wer würde jetzt mit seinem Einsatz beginnen?
    Es war Martin, der sich räusperte und danach von einem Kollegen erzählte, der sich mit Krebsforschung beschäftige und darüber kürzlich einen Vortrag gehalten habe, der einige Tage später in einer Fachzeitung abgedruckt worden sei, und darüber habe man diskutiert.
    Herr Weber wollte Einzelheiten wissen, und mir war, als summierten sich die paar kleinen Fragen, von denen er am Anfang gesprochen hatte, allmählich ins Unermessliche.
    Aber dann meldete sich Karlheinz noch einmal zu Wort. »Ich glaube nicht«, sagte er ziemlich laut, »ich glaube wirklich nicht, dass ein solches Fachgespräch für Sie von Nutzen sein könnte.«
    Und es wäre abgesehen davon kaum verständlich für Sie als medizinischen Laien – das hatte er zwar nicht gesagt, aber dieser Zusatz stand unausgesprochen im Raum, ließ die Atmosphäre kühler werden. Vermutlich uns alle befiel ein diffuses Gefühl, als ginge uns soeben die Kontrolle über die Situation verloren. Ich fragte mich, warum es dem Kommissar gelungen war, uns dermaßen zu verunsichern, obwohl er doch wissen musste, dass keiner von uns am Tod unseres Freundes schuldig sein konnte.
    Martin bemühte sich, Karlheinz’ Einwurf die Spitze zu nehmen: »Ich will versuchen, Ihnen verständlich zu machen, worum es im Einzelnen ging: Also zuerst um Allgemeingültiges, wie wir Leben erhalten können, wie wir unserem medizinischen Anspruch gerecht werden, auch wenn es Augenblicke gibt, wo wir versagen oder nicht weiter wissen. Es ging dann um die Therapie mit Stammzellen, beispielsweise um körperliche Schäden zu reparieren oder vielleicht um in Zukunft ganze Organe herzustellen und auszutauschen. Dann kamen wir auf die ethischen Probleme, die damit verbunden sind, auch wenn wir nur die adulten Zellen zuließen und keine embryonalen, und schließlich waren wir uns darin einig, dass wir alles tun müssen, um Krankheiten zu heilen, dass wir froh sein sollten um jede Erkenntnis, die es uns möglich macht, auf dem medizinischen Feld weiterzukommen, dass wir darüber hinaus nicht wissen können, was in zwanzig oder dreißig Jahren vielleicht erreicht sein wird.«
    »Aber«, mischte sich jetzt noch einmal Karlheinz ein, »das Klonen von

Weitere Kostenlose Bücher