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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ausgedacht, nicht ich, aber ich muss alles allein lernen und üben.‹ ›Was soll das?‹, fragte er dann wütend, ›meinst du, mir macht das keine Arbeit? In Köln mime ich den grundlos Verlassenen, und wenn ich mich eigentlich ausruhen sollte, verpasse ich dir hier ein neues Aussehen. Du wolltest doch schöner werden, oder?‹
    Ich weinte manchmal, ich fühlte mich einsam und verloren, ich wollte wieder zurück, zurück zu mir, aber Klaus blieb hart. ›Was man beginnt, muss man auch durchziehen, und glaube mir, danach wirst du begeistert sein. Wir werden die Welt in Staunen versetzen. Du wirst ein Weib sein, um das mich alle beneiden.‹
    Was hatte er an mir geliebt, damals, als ich noch Anna gewesen war und nicht diese Frau ohne Namen, die er mir überstülpte? War es meine Zärtlichkeit gewesen, meine Leidenschaft, meine Hingabe, meine Treue? Hatte er früher nicht immer gesagt, für ihn wäre ich schön und er fände meine Röllchen wunderbar? War das alles eine Lüge gewesen? War er vielleicht doch, wie jeder Mann, besessen von der Idee, die schönste aller Frauen sein Eigen nennen zu können, dem Begehren der anderen zum Trotz?
    Plötzlich wusste ich, worum es ihm ging. Er wollte mit mir prahlen, mit mir, der Schönheit, die für ihn Werbung war, für ihn und seine Kunst. Er wollte nicht nur wie andere Männer mit einer schönen Partnerin den eigenen Wert erhöhen, sondern ihm ging es darüber hinaus ums Geschäft, um Geld und Macht. Es gab Tage, an denen hatte ich Lust zu verschwinden, meinen Sohn anzurufen und mit ihm auszuwandern. Aber dann fiel mir ein, dass mich Timo wahrscheinlich nicht mehr als seine Mutter erkennen würde.«
    Anna brach ab und sah auf die Uhr.
    »Ach du liebe Zeit«, rief sie und sprang auf. »Ich muss los. Ich habe noch eine Untersuchung. Ich melde mich wieder.«
    »Bis bald«, sagte sie, als sie sich hastig den Mantel anzog und zum Auto lief. Ich blieb zurück und wünschte mir, Anna käme zurück, meine Freundin, die ich gekannt und gemocht hatte, der ich vertraute.
    Als Martin und Carolin am Abend nach Hause kamen, sprachen wir über Weihnachten. Das lenkte mich ein wenig von dem ab, was ich von Anna gehört hatte. Weihnachten, das Fest der Liebe, wie würden Charlotte und Johannes damit umgehen? Plötzlich fiel mir ein, dass sich Herr Weber schon lange nicht mehr gemeldet hatte, hieß das, sie waren dem Abschluss nahe, oder tappten sie immer noch im Dunkeln?
    Martins Mutter war operiert und leidend. »Ich muss zum Friseur«, jammerte sie, »wie sehe ich denn aus, was sollen die Leute denken?«
    Ohne ordentlichen Kopf wollte sie keinen Besuch, und so orderte Martin eine Dame aus dem Hospitalsalon mitsamt dem nötigen Equipment zu ihr ins Zimmer, und später lachte die alte Dame und rief: »Wie gut, einen Sohn zu haben, der sich um seine Mutter kümmert.«
    Keine Rede von mir, die ich täglich kam, ihr die Einsamkeit vertrieb. Mit den ondulierten Haaren hielt sie Hof, jetzt durften sie alle kommen, die Damen von der Bridgerunde, die Freunde, die Nachbarn, die Familie.
    »Bitte doch auch deine Schwester, mal vorbeizuschauen, sie hat so etwas Heiteres in ihrem Wesen …«
    Eine Woche lang hörte ich nichts von Anna. Dann rief ich sie an.
    »Ich war indisponiert«, sagte sie, »erkältet, um es normal auszudrücken. Aber wenn du Zeit hast, komme ich morgen früh.«
    »Zum Frühstücken?«, fragte ich, und sie lächelte: »Ja, warum nicht?«
    Am nächsten Morgen saßen wir uns bei Kaffee und frischen Brötchen an unserem Esstisch gegenüber, sprachen über dies und das. Anna erzählte, dass sie sich wieder wohlfühlte in Köln, doch es dauerte, bis wir auf das kamen, dessen ich bedurfte, Annas Berichte aus Tausendundeiner Nacht, dem Land des schaurigen Märchens, das sie erlebt hatte.
    »Sechs Monate war ich nicht mehr in Köln gewesen. Das Heimweh machte mir zu schaffen, die Sehnsucht nach euch grub sich immer tiefer in mein Herz. Aber es war noch kein Ende abzusehen. Alles schien mir wie eine Fabel, deren Hauptperson ich sein sollte und doch nicht war. Ich hatte eine neue Lebensgeschichte, meine Stimme war heiser und traurig, aber tief in meinem Herzen war und blieb ich die, die ich immer gewesen war. Anna, das quirlige, quicklebendige Mädchen, Tochter einer Nutte und ihres Zuhälters, nun einigermaßen gebildet und gut situiert. ›Bald haben wir es geschafft‹, sagte Klaus jedes Mal, wenn er kam.
    Als wir eines Abends plötzlich nebeneinander vor dem großen Spiegel standen,

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