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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Geschmack‹, nahm seinen Trolley und ging die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Klaus grinste, nahm mich in den Arm und murmelte: ›Siehst du, es geht doch. Und du warst richtig gut. Bravo!‹
    Wir gingen ins ›Dom Hotel‹ an diesem Heiligabend, aßen und tranken, erzählten uns dies und das, und zu vorgerückter Stunde, als Klaus gerade auf der Toilette war, legte Timo, der neben mir saß, seinen Arm um mich und flüsterte mir ins Ohr: ›Wenn du nicht die Freundin meines Vaters wärst, würde ich es gern mal mit dir treiben.‹ Ich hatte gerade das Rotweinglas an die Lippen geführt und fuhr nun so entsetzt zusammen, dass ich den Inhalt verschüttete, über Tisch und Boden und mein Kleid. Das gab mir die Möglichkeit, ›Wie ungeschickt! Wie konnte ich nur …‹ zu rufen und aufzuspringen, durch den Raum zu laufen, die Treppe hinunter zu den Toiletten, wo ich mich einschloss und weinte.
    Später hatte ich Mühe, meine Schönheit wiederherzustellen. Als ich an den Tisch zurückkehrte, war alles weggewischt und wie neu, beide Herren erhoben sich, und Timo rückte meinen Stuhl zurecht. ›Na, ist dein Kleid wieder sauber?‹, fragte Klaus, und Timo lachte mich an oder aus, das war mir in diesem Moment nicht klar. Jedenfalls wusste ich, dass ich nicht nur Anna verloren hatte, sondern auch meinen Sohn, meinen Timo, der mich als Geliebte begehrte. In dieser Nacht, als wir zur Christmette in den hohen Dom eintraten und trotz der Überfüllung noch drei Plätze für uns freigemacht wurden, da wurde mir klar, dass ich dieses aufgezwungene Leben genießen konnte oder darin untergehen würde. Ich beschloss, mich zu arrangieren.
    So blieb ich denn Katharina, die Schöne, der Klaus die Türen öffnete, die von allen umschwärmt wurde und doch immer an seiner Seite klebte. ›Mein Geschöpf‹, sagte er oft, zu oft, und es tat mir täglich mehr weh. Ich blieb bei Klaus, aber tief in mir hoffte ich, ihm irgendwann heimzahlen zu können, was er mir angetan hatte.«
    Anna brach ab. Sie wirkte erschöpft und tat mir leid. Ich hätte sie gern in den Arm genommen und getröstet. Ich ahnte, was sie durchgemacht hatte und spürte, wie auch ich Klaus zu hassen begann, Klaus, diesen liebenswürdigen, freundlichen und hilfsbereiten Lügner, der sich emporgeschwungen hatte zu den Sternen, der sich als Gott fühlte und immer sicherer geworden war, dass ihm alles gelingen würde, was er sich vornahm, alles. Es war noch nicht so lange her, da hatte ich dieselbe Wut auf Anna gehabt, die Martin verführt hatte, die einen Sohn mit ihm hatte. Nein, dachte ich nun, sie war und blieb meine Freundin, vielleicht die einzige, die ich hatte. Dass sie zu mir kam und mich ins Vertrauen zog, zeigte, wie eng wir verbunden waren und blieben. Ich streckte meine Hand aus und wollte ihre drücken, doch da stand Anna auf.
    »Bis bald«, sagte sie matt und zog ihren Mantel über.
    »Wann kommst du wieder?«, fragte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht morgen, vielleicht nächstes Jahr, ich weiß nicht, ob meine Kraft ausreicht. Ich nehme diese Tabletten, weißt du, sie lassen den Hormonhaushalt auf kleiner Flamme brennen, damit nicht wieder eine Zelle entgleist. Sie machen mich müde und schlapp. Und der Rücken tut mir weh, ich weiß nicht, wie ich sitzen soll oder liegen. Ach, was jammere ich dir vor. Jeder trägt sein Päckchen, und ich habe meines.«
    »Anna«, sagte ich, als ich sie zur Tür begleitete, »du bist immer willkommen. Und warte nicht zu lange, ich will jetzt alles wissen, hörst du? Alles.«
    Sie nickte und ging langsam hinaus. Schwach und einsam kam sie mir vor, und zum ersten Mal seit Langem fühlte ich mich wieder wohl in meinem eigenen Leben.
    Ich kehrte zum Tisch zurück, ließ mich auf den Stuhl fallen und starrte auf die leer getrunkene Kaffeetasse. Wieso hatte ich nichts gemerkt? Warum hatte sie nicht ein einziges Mal ein Zeichen gegeben, einen Brief geschrieben, »Lasst euch nicht täuschen, ich bin Anna« oder etwas Ähnliches. Und warum sah sie nun wieder eher aus wie Anna und nicht mehr wie die bildschöne Katharina?
    Am Anfang, hatte Anna gesagt, hätte es wirklich nach einem Spaß ausgesehen, nach einer Riesengaudi. Doch dass diese Lüge so lange Bestand gehabt hatte, das ließ mein Herz frieren.
    Ich zog meine Turnschuhe an, die Steppjacke und den Kaschmirschal und ging hinaus, durch die kleinen Straßen, an den weihnachtlich geschmückten Häusern vorbei, in denen sich manches Schicksal abspielte, von dem nie

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