Kreuzdame - Köln Krimi
versprochen.«
An der Tür fasste ich sie am Arm und hielt sie fest. »Anna«, fragte ich, »Anna, du kommst wieder, oder?«
»Klar«, sagte sie, ging hinaus zu ihrem schnittigen Wagen und fuhr los.
»Schönste Frau im Land«, »eine Riesengaudi« und Annas plötzliches Verschwinden, wie passte das zusammen? Er wollte sie verschönern, und sie haute ab und hinterließ nichts als diesen Brief. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie die Geschichte weiterging, und wollte sie doch hören, möglichst bald und möglichst vollständig.
Am nächsten Morgen rief ich Anna an. »Wann kommst du?«, fragte ich, und wir verabredeten uns für den Nachmittag.
»Wie war es auf dem Weihnachtsmarkt?«, fragte ich. »Auf welchem warst du überhaupt?«
»Auf gar keinem«, sagte sie lachend, »allein hatte ich keine Lust. Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte sie und fuhr gleich danach fort: »Ach, ich weiß, als ich verschwunden bin. Ja, ich ging fort, aber nicht, weil ich mit Klaus nicht mehr klarkam. Den Brief hatten wir gemeinsam entworfen und fanden ihn gut, weil er irgendwie eine Menge Wahrheit enthielt. Ich wollte eine neue Richtung einschlagen, klar, das war unser Vorhaben, und auch der Zusatz, dass dies an seiner Seite nicht möglich wäre, stimmte, weil ich für die nächsten Monate wirklich nicht in Köln blieb. Alles war perfekt organisiert, hatte ich gedacht und mich auf das Abenteuer gefreut. Klaus brachte mich nach Bayern, in dieses Landhaus, das sich seine Eltern nach dem Krieg gekauft hatten, mit dem ersten Vermögen, und das für Klaus eine immerwährende Kindheitserinnerung in sich trug. Er besorgte sich einen OP -Tisch und die nötigen Instrumente, engagierte eine Anästhesistin, ein junges Ding aus Asien, das kaum Deutsch sprach und fremd im Land war. Das gab uns die Sicherheit, unser Projekt, wie wir es nannten, ohne Störungen durchzuziehen. In der Nacht vor dem ersten Eingriff liebten wir uns. Es war wie ein letztes Mal, jedenfalls ein letztes Mal mit Anna, wie sie leibte und lebte.
Es war nicht einfach, das kann ich dir sagen. Klaus hatte Vorstellungen … unglaublich! Der Anfang war noch akzeptabel. Fettabsaugen am Bauch, ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen, aber Gott sei Dank ohne Komplikationen. Die kleine Asiatin machte einen professionellen Eindruck, und meine Angst wurde kleiner. Danach war mein Bauch wieder wie früher, ich fühlte mich lebendiger und freute mich auf ein paar weitere Veränderungskleinigkeiten. Die Brüste beispielsweise, die hat Klaus der Einfachheit halber gleich mit dem entnommenen Eigenfett unterspritzt und auch noch ein bisschen angehoben. Damit die Form wieder der Jugendlichkeit meines Temperaments entsprach, hatte Klaus gesagt, und wir haben darüber gelacht.
Natürlich gefiel ich mir. Nachdem die Wunden verheilt waren, fuhren wir nach München, gingen in die angesagten Bars. Ich trug ein figurbetontes schwarzes Kleid mit einem Ausschnitt, der den Blick freigab auf ein prachtvolles Dekolleté, wie Klaus es bezeichnete. Die Blicke der Männer blieben an mir hängen, etwas, das ich eine Zeit lang hatte entbehren müssen und jetzt wieder genoss wie, ich weiß nicht, ich finde keinen Vergleich, aber ich mochte es …
›Deine Lippen sollten wir voller gestalten‹, meinte Klaus, als er nach zwei Wochen wieder zu mir nach Bayern kam. ›Nicht wie Schlauchboote, bestimmt nicht, hab keine Angst. Ich will dich verschönern, nicht verunstalten.‹Und sie wurden schön. Im Unterschied zu der vorher eher schmalen Version sahen sie ziemlich erotisch aus, aber es war langsam schwierig, mich im Spiegel als Anna zu akzeptieren, schon zu diesem Zeitpunkt, und wir waren ja noch lange nicht am Ende. ›Denn‹, so erklärte mir Klaus, ›Schönheit ist nie Selbstzweck. Niemand, auch keine Frau, will nur deshalb gut aussehen, damit sie sich an ihrem Spiegelbild erfreut. Perfektes Aussehen war und ist immer eine Hilfe in allen Lebensbereichen, nicht nur bei der Kommunikation mit dem anderen Geschlecht, sondern auch bei der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Anerkennung, ja, ich würde sagen, sogar bei Freundschaften. Glaube mir, deine Seele wird jubeln, wenn wir erreicht haben, was ich plane.‹
Vier Wochen hatte Klaus in Köln bleiben müssen. Operierte im Akkord. Dann kam er wieder. Nun kam die Kür, hat er gesagt, jetzt wäre die Nase dran. Römisch, schmal und kerzengerade, das wäre edler und passte vor allem zu dem Gesamtbild, das er aus mir zu machen gedächte. Ich traute
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