Kreuzdame - Köln Krimi
»ich arbeite noch nicht lange hier in diesem Haus und kenne die Dame nicht. Wenn Sie so freundlich sein würden, heute Nachmittag wiederzukommen. Dann wird mein Kollege hier sein, der schon länger im ›Adlon‹ ist. Er kann Ihnen sicher weiterhelfen.«
Ich sah auf die Uhr, es war kurz vor zwölf, und als er meine Unentschlossenheit bemerkte, zeigte er mit der Hand durchs Foyer. »Dort können Sie, wenn Sie möchten, einen Lunch zu sich nehmen, und ab halb zwei ist mein Kollege dann hier anzutreffen.«
Ich ging ins »Restaurant Quarré«, setzte mich, bestellte ein stilles Wasser und aus der reichhaltigen Karte weder die Sylter Austern für sechsundzwanzig Euro noch die Riesengarnelen für achtundzwanzig Euro, sondern einen Salat Vital für erschwingliche sechzehn Euro. Die noch günstigere Zwiebelsuppe für neun Euro hätte mir zu viel Luft in den Bauch gebracht.
Danach schlenderte ich zur »Lobby Lounge & Bar« und genoss dort die Pianoklänge und das Plätschern des Brunnens. Der Elefant auf dem Brunnen allerdings sah mich kritisch an, als wollte er sagen: »Du bist nicht das, was du hier vorgibst zu sein.« Er hatte mich durchschaut, aber ich bewahrte Haltung, als ich mich nach einer Tasse Tee und einer köstlichen Winzigkeit aus der Patisserie erhob und zur Rezeption zurückkehrte.
»Ja«, sagte der neue Rezeptionist, als ich ihm den Zeitungsausschnitt zeigte, »ich erinnere mich an Dr. Bender, der häufig bei uns zu Gast war, auch gemeinsam mit dieser Dame, wie ich jetzt lese, seine Frau. Wir haben ihn lange nicht gesehen, und jemand hat uns erzählt, er wäre … verstorben?«
»Haben Sie ihre Adresse?«, fragte ich aufgeregt. »Wissen Sie, Katharina ist eine alte Freundin von mir, und ich würde sie gern treffen.«
»Tut mir leid«, sagte der Mann, »da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, denn auch Frau Bender ist lange nicht mehr bei uns abgestiegen. Aber vielleicht versuchen Sie es in unserer Spaabteilung, mag sein, dass sie in der Zwischenzeit noch einmal dort gewesen ist. Hier entlang, gnädige Frau, folgen Sie bitte den Schildern.«
Genau das tat ich und betrat wenig später eine Märchenoase voll duftender Klänge oder klangvollem Duft, setzte mich auf ein Sesselchen, goss mir Zitronenwasser ins Glas und wäre gern eingetaucht in diese himmlische Betreuung, doch ich war ja nicht zur Erholung hier.
»Katharina Bender?«, fragte das junge Mädchen, das hinter dem Tresen stand und dem ich den Zeitungsausschnitt zeigte. Nein, sagte sie, die hätte es hier nie gegeben, überhaupt nur eine Katharina, und die hieß Mazceck.
»Ja«, rief ich erfreut, »sie hatte ja gar nicht den Namen ihres Mannes angenommen. Haben Sie ihre Telefonnummer?«
»Habe ich, darf ich aber nicht herausgeben. Das müssen Sie verstehen. Die ist ja nur, falls wir eine Terminänderung oder so … Tut mir leid.« Sie klappte das Buch wieder zu.
Ich trank meinen Saft aus und wusste nicht weiter.
»Sie können ja noch ein bisschen bei uns bleiben«, sagte die nette junge Dame, »und sich hier umsehen, es gibt auch ein Dayspa, vielleicht haben Sie mal Lust, etwas für sich zu tun …«
Das klang so, als hätte ich es nötig.
»Danke«, sagte ich müde.
»Und vielleicht kommen Sie einfach morgen noch mal, wenn meine Chefin da ist, vielleicht hat die eine Möglichkeit, Ihnen weiterzuhelfen.«
Ich lächelte und sagte wieder: »Danke«, aber tief in mir fühlte ich eine Ausweglosigkeit, spürte, dass es Grenzen gab, die ich nicht überwinden konnte.
»Haben Sie ein Telefonbuch?«, rief ich dem Mädchen hinterher. Sie drehte sich um, lächelte wieder ihrer höflichen Freundlichkeit wegen und schickte die Praktikantin zur Rezeption.
Mazceck, Albert, Ute, Daniela … Ende. Keine Katharina.
Dennoch nahm ich mein Handy und rief die drei Nummern an, sprach auf einen AB und bekam von den beiden anderen die Antwort: »Kenne ich nicht.« – Finito. Sollte ich wirklich am Tag darauf noch einmal kommen, sollte ich mich mit der Chefin unterhalten, die mich dann womöglich auch nicht weiterbringen konnte? Ich war drauf und dran aufzugeben, Herrn Weber und seine Kollegen machen zu lassen und mich anderen Dingen zuzuwenden, meinem Haushalt, meinen Kindern, meinem Garten … Der Zeitungsausschnitt mit dem Bild lag vor mir auf dem Tisch. War die Frau darauf Katharina Mazceck oder war sie Anna, meine Freundin?
Da hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir: »Oh mein Gott! Woher haben Sie dieses Foto?«
Ich drehte mich um und blickte in
Weitere Kostenlose Bücher