Kreuzfeuer
dankend, verneigte sich vor Theodomir und folgte Mathias. Die Tür hatte sich noch nicht ganz hinter ihnen geschlossen, da kippte Theodomir den Rest des Weins in sich hinein und fing an, aufgeregt im Zimmer auf und ab zu gehen. »Was meinst du, Parral? Was hältst du wirklich von ihm? Können wir ihm vertrauen?«
Parral zuckte die Schultern und schenkte dem Propheten nach. »Das spielt eigentlich keine Rolle«, sagte er. »Solange wir uns den Rücken freihalten.«
»Oh, wie gerne würde ich das noch erleben«, sagte Theodomir. »Wie gerne würde ich mit ansehen, wie der Götzendiener Ingild zur Strecke gebracht und vernichtet wird. Glaubst du wirklich, dass wir das schaffen? Dürfen wir dieses Risiko eingehen?«
»Wir können nicht mehr verlieren als ein paar meiner Credits und das Leben seiner Leute«, meinte Parral, der es sich wieder in seinem Sessel bequem gemacht hatte.
»Aber gesetzt den Fall, dass Sten gewinnt! Was sollen wir dann mit ihm tun?«
Parral stieß sein kaltes Lachen aus: »Das, was man immer mit Söldnern tut.«
Theodomir grinste. Dann fiel er in das Lachen ein. »Ich suche ihm ein nettes kleines Grab aus«, versprach er.
»Gleich neben der Stelle, an der ich Ingild verscharren werde.«
Kapitel 10
Der Jannisar stand schlotternd vor dem Raketenabschußrohr.
Sten sah, wie sich seine Augen über dem Streifen Klebeband, der über seinen Mund geklebt war, vor Angst verdrehten. Die Hände hatte man ihm auf den Rücken gebunden. Als ihn die beiden kräftigen Gestalten zu seiner Linken und Rechten hochrissen, gaben seine Knie nach.
Der Bhor-Captain setzte sich mit in der Stille vernehmlich schepperndem Waffengeschirr in Bewegung. Die blutunterlaufenen Augen von fünfzig Besatzungsmitgliedern folgten ihm, bis er vor dem Jann stehen blieb. Otho schaute sein Opfer durch die beiden haarigen Büschel, die die Bhor Augenbrauen nannten, von schräg unten an.
»So sei es«, höhnte er.
Dann drehte er sich wieder zu seiner Mannschaft um und reckte eine riesige behaarte Faust, in der er ein Stregghorn von enormer Größe hielt.
»Bei den Bärten unserer Mütter«, röhrte er.
» Beiden Bärten unserer Mütter «, röhrte die Mannschaft zurück.
Dann setzten alle ihre Hörner an die Lippen und tranken.
Otho wischte sich über die fleischigen Lippen und warf dem Bhor-Tech, der neben der Schleuse zum Raketensilo wartete, einen Blick zu. Dann hob er eine Pranke, um das Kommando zu geben, und Sten hörte den Jann durch das Klebeband winseln. Bei dem Gedanken daran, was wahrscheinlich als nächstes passieren würde, empfand er beinahe Mitleid mit dem armen Tropf.
»Im Namen von Sarla und Laraz«, sprach Otho feierlich.
»Im Namen von Jamchyyd und … und … äh …«
Er schaute sich hilfesuchend nach seinem Adjutanten um.
»Kholeric«, soufflierte der.
Otho nickte dankbar. »Bringt Unglück, wenn man einen dieser verdammten Götter auslässt«, sagte er.
Nachdem er sich geräuspert und aufgestoßen hatte, fuhr er fort: »Im Namen von Jamchyyd und Kholeric segnen wir diese Reise.«
Er ließ die Hand sinken, und der Tech legte den Hebel SILO ÖFFNEN um. Die Tür glitt mit einem Zischen auf, und die beiden Bhor-Wächter hoben den sich windenden Gefangenen in den Schacht. Als Otho ihn so zappeln sah, brach er in dröhnendes Gelächter aus.
»Keine Angst, kleiner Jann«, rief er ihm hinterher, »ich, Otho, werde persönlich darauf trinken, dass deine heidnische Seele ganz bestimmt zur Hölle fährt.«
Die Mannschaft johlte vor Vergnügen, und die Tür glitt zu.
Bevor Sten auch nur mit der Wimper zucken konnte, schlug der Tech mit der Faust auf den ABSCHUSS-Knopf, und das Schiff ruckte ein wenig, als der Jann vom Luftdruck hinaus ins Vakuum katapultiert wurde. Er hatte wohl nicht lange zu leiden, bevor sein Körper explodierte.
Die Stiefel der begeisterten Mannschaft donnerten über den metallenen Schiffsboden, als alle zur Luke eilten und dort um die beste Aussicht auf das grausige Spektakel rangelten.
Sten kämpfte ein Würgen hinunter, während sich ein grinsender Otho auf ihn zubewegte. Der Bhor schlug ihm mit einer derartigen Wucht kameradschaftlich auf den Rücken, dass ihm die Luft aus den Lungen entwich.
»Beim Barte meiner Mutter«, sagte er. »Ich liebe diese Segnungen. Ganz besonders«, er wies mit dem Daumen in Richtung der Raketenschächte und des verschwundenen Jann, »wenn es sich um einen dieser Mistkerle handelt.«
Er betrachtete Sten aus großen, trüben Augen. »Oh,
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