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Kreuzfeuer

Titel: Kreuzfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole , Chris Bunch
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spähte und einen Streggan erblickte, der gerade die Knochen seines Jagdgefährten verspeiste. Wie sehnsüchtig dürfte der Bhor da an den leeren – aber immerhin sicheren – Gemüsetopf im Heimatdorf gedacht haben!
    Es muss ein dramatisches Schauspiel gewesen sein, als der erste Bhor seinen historischen Entschluss fasste. Verglichen mit dem Streggan muss er eine mickrige Gestalt gewesen sein. Dagegen war ein Bhor im Vergleich mit einem Menschen eine recht kompakte Masse: ziemlich gedrungen, mit gekrümmter Wirbelsäule, stämmigen Beinen, nach außen gespreizten Füßen und einem Gesicht, das nur »eine bärtige Mutter« lieben konnte. Sein Körper war von Kopf bis Fuß mit dichtem Fell bedeckt. Die Stirn stand mehrere Zentimeter vor, buschige Augenbrauen wölbten sich über blutunterlaufenen Augen.
    Obwohl er nur anderthalb Meter groß wurde, war der durchschnittliche Bhor einen Meter breit und wog an die 130 Kilogramm. Was das Massenäquivalent betrifft, entsprach das Dichteverhältnis dem der meisten Schwerweltler wie etwa Alex.
    Der Streggan sah sich, also einer enormen Kraft in einer kompakten Verpackung gegenüber – außerdem der Fähigkeit der Bhor, sich durch Ausnutzung von Kälteenergie Werkzeuge und Waffen zu schmieden. Der Bhor musste also nur herausfinden, wie er den Streggan am besten niederknüppeln konnte.
    Die Bhor gingen viele Irrwege, was sich in den frühen, sehr blutigen Bhorlegenden nachlesen lässt. Letztendlich kam doch noch einer auf den richtigen Dreh, und die Streggan wurden zur Hauptquelle des fehlenden Proteins.
    Allerdings galt es noch einen kleinen Anfängerfehler zu korrigieren. Das erste, was ein Bhor nach erfolgreicher Jagd tat, war, die Leber herauszureißen und roh zu verschlingen.
    Bei einem Streggan hätte der Bhor gleich Zyankali schlucken können. Die tödliche Menge an Vitamin A in der Leber eines Streggan entsprach ungefähr der doppelten Menge, die ein Eisbär auf der Erde (ebenfalls tödlich) oder ein hundertjähriger Schellfisch zu bieten hatte. Die Leber ihrer Feinde zu verspeisen, war die erste uralte Sitte, von der sich die Bhor verabschieden mussten.
    Bevor die Bhor ihren Planeten verlassen konnten, mussten sie lernen, das Eis auf ihrer Heimatwelt zu meistern.
    Nachdem der Streggan keine unüberwindliche Gefahr mehr darstellte, fingen die Bhor an, Handel zu treiben. Dabei lernten sie zugleich, sich gegenseitig umzubringen. Womit hätte man auch sonst noch in den Trinkhallen prahlen sollen?
    Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten der meisten anderen Wesen wurden die Kriege der Bhor über viele Jahrhunderte hinweg immer klein gehalten und durch eine Art Zweikampfentscheidung meistens schnell beigelegt.
    Das grundlegende Prinzip der religiösen Emanzipation der Bhor lautete: Ich habe meine Götter, du hast deine. Wenn ich Sorgen habe, kann ich mir ein paar von deinen ausleihen?
    Als die Bhor damit anfingen, ihre »Oasen« zu vergrößern, indem sie das Gletschereis abtauten, ertönte der Schrei:
    »Rettet den Streggan.« Die Bhor hatten so erfolgreich getötet, dass ihr ehemaliger Schreckensgegner beinahe ausgerottet war. Heute leben die letzten Exemplare ausschließlich in den Zoos der Bhor. Sie sind viel kleiner als früher (das wird jedenfalls behauptet), aber noch immer sehr wild. Wild genug, um von Bhor-Müttern nach wie vor als Kinderschreck eingesetzt zu werden.
    Die Streggan sind heutzutage ebenso Legende wie der Spruch »Beim Barte meiner Mutter«. Alle Bhor verfügen über eine ausgeprägte Gesichtsbehaarung, um ihre fliehenden Kinne zu verstecken, die Frauen etwas mehr als die Männer. In grauer Vorzeit trugen sie lange, wallende Barte, an denen sich die Kinder festhalten konnten, wenn die Mutter Wurzeln und Früchte sammelte – oder sich unvermutet einem ausgewachsenen Proteinmonster gegenübersah.
    Zu der Zeit, als die Streggan fast nur noch im Märchen vorkamen, hatten sich die Bhor bereits im ganzen Lupus-Cluster als Händler etabliert. Obwohl beide Fraktionen der Talamein in gewisser Hinsicht fremdenfeindlich gesinnt waren, taten sie gut daran, die Bhor in Ruhe zu lassen.
    Solange die Bhor unter sich und innerhalb der Grenzen ihrer Handelsenklaven blieben, gab es keinen Ärger mit den Menschen, die sich in diesem Cluster ansiedelten. Die Bhor hegten so gut wie keine Vorurteile gegen andere Wesen, und so war eine friedliche Koexistenz möglich.
    Bis die Jannisar auf die Idee kamen, dass sie einen Feind brauchten. So kam es, dass sich die locker

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