Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kreuzfeuer

Titel: Kreuzfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole , Chris Bunch
Vom Netzwerk:
sagte Ingild ebenso gerührt und mit einem dicken Tränentropfen an der Nase- Er wünschte sich, er hätte sich mit ein paar Narko-Egeln auf dieses Treffen vorbereitet.
    »Wie einfach sich unsere Meinungsverschiedenheiten doch beiseite schieben lassen«, sagte Theodomir. Er bedachte Ingilds Leibwächter mit einem Seitenblick und wünschte sich dabei nichts sehnlicher, als den verschrumpelten kleinen Junkie am Hals zu packen, fest zuzudrücken und nicht mehr loszulassen.
    »Es kam wie eine Erleuchtung über mich«, fuhr er fort.
    »Direkt von den Lippen Talameins.«
    »Eigenartig«, erwiderte Ingild. »Ich habe gerade das gleiche gedacht.« Dabei dachte er an seine schrecklichen Verluste und – was weit wichtiger war – an die immensen Kosten für die Heilige Schatzkammer. Für nur einen halben Credit würde er dieses Dreckstück auf der Stelle vierteilen.
    »Ich schlage also eine Übereinkunft vor«, sagte Theodomir. »Eine ökumenische Übereinkunft.«
    Ingild beugte sich erwartungsvoll nach vorne.
    »Wir stellen alle Feindseligkeiten ein«, sagte Theodomir, »und jeder von uns beschränkt seine geistige Führerschaft auf seine bisherige Region des Lupus-Clusters.
    Wir werden beide Wahre Propheten genannt. Und jeder von uns wird die Ansprüche des anderen respektieren und unterstützen.«
    »Einverstanden.« Ingilds Antwort kam beinahe zu schnell.
    »Endlich können wir dieses dumme Blutvergießen beenden.
    Und jeder von uns kann sich wieder auf seine eigentliche Pflicht besinnen. Unsere einzige Pflicht.«
    Ingild neigte den Kopf. »Die Seelen unserer Brüder und Schwestern zu retten.«
    ›Und in zwei Jahren‹, dachte er, ›überrenne ich Sanctus mit einer halben Million Jann und vernichte dich und deinen Thron ein für allemal.‹ Theodomir pochte mit der Hand auf die vor ihm liegenden Dokumente. Es waren Verhandlungspapiere, die im Vorfeld des Treffens von einigen seiner Untergebenen hastig aufgesetzt worden waren.
    »Bevor wir unterzeichnen, mein Bruder«, sagte er dann, »sollten wir nicht gemeinsam eine feierliche Messe begehen?«
    Er wies auf die kleine Kapelle.
    »Nur wir beide. Wir könnten vor dem Altar Talamein unsere Gebete darbringen.«
    ›Oh, du Widerling‹, dachte Ingild. ›Du Ketzer. Bist du dir denn für nichts zu schade?‹
    »Was für ein wunderbarer Vorschlag«, sagte er.
    Die Propheten erhoben sich und gingen langsam auf den Eingang der Kapelle zu.
     
    Parral machte es sich in seinem Sessel bequem und beobachtete auf dem Monitor, wie die beiden die Tür aufmachten, in der Kapelle verschwanden und die Kapellentür wieder hinter sich schlossen.
    Vor lauter Lachen rannen Parral die Tränen über das Gesicht. So etwas Komisches hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Zwei scheinheilige Windhunde mit ihrem »mein Bruder hier« und »mein Bruder da«. Dabei hassten sie einander wie die Pest.
    Er klingelte einen Diener herbei, der ihm zur Feier des Tages eine gute Flasche brachte. Was für ein meisterlicher Streich. Theodomir hatte sich zunächst gesträubt, als er das Treffen vorgeschlagen hatte. Er hatte so getobt, dass ihm beinahe der Schaum vor dem Mund stand.
    Doch dann, als ihm Parral den Rest des Plans anvertraut hatte, war er mit einem Mal verstummt.
    Parral beugte sich wieder nach vorne, als die in der Kapelle verborgenen Kameras die beiden Männer erfassten.
    Jetzt dürfte es sehr interessant werdens dachte er.
    Wieder gratulierte er sich dazu, dass er so umsichtig gewesen und auf Nebta geblieben war. Denn trotz seiner gegenteiligen Versicherungen Theodomir gegenüber war er sich nicht sicher, wie sich die Dinge weiterentwickeln würden.
     
    Die beiden Propheten näherten sich dem Ende der Zeremonie; ihre Gesänge hallten in der kleinen Kapelle wider. ›Es dauert schon viel zu lange‹, dachte Theodomir.
    Normalerweise dauerte eine Hohe Messe ungefähr eine Stunde. Doch jetzt versuchte einer den anderen auszustechen, indem er die Gebete voller Inbrunst in die Länge zog. Jedes Wort wurde so betont ausgesprochen, als würde Talamein selbst zuhören.
    Er dankte Talamein, dass jetzt nur noch das Buch bewegt und der Opferwein gesegnet werden musste. Die beiden Männer wandten sich wieder dem Altar zu, natürlich nicht im Gleichklang, und wedelten ihr Räucherwerk in die Richtung des riesigen Buches, das in der Mitte des Altars platziert war.
    Dann gingen sie zwei Schritte nach vorn und hoben das Buch gleichzeitig hoch. Ingild wollte nach rechts gehen, Theodomir nach links,

Weitere Kostenlose Bücher