Kreuzstein
er nach Würzburg geschickt hatte. Er war bei der Vernehmung von Luengo dabei und meldete sich mit wichtigen Neuigkeiten.
»Dieser Luengo hat heute im Verhör ein interessantes Detail berichtet, Chef. Er hat in Nigeria einen Mann kennengelernt, der ihm überhaupt erst von dem Verhältnis zwischen Hauser und Cavallo berichtet hat. Davon wusste er bis dahin gar nichts. Es hat ihn offensichtlich so tief verletzt, dass er nur noch an Rache denken konnte und zum Äußersten entschlossen war. Der Mann hat ihn auch mit sämtlichen Informationen über den Einsatz von Legionellen, die Beschaffung und Hausers Wohnsituation versorgt.«
»Hat dieser mysteriöse Mann auch einen Namen?«, fragte Baumann gereizt. Mit halbem Ohr lauschte er auf den Sprechfunk der Fahnder.
»Ja, das Interessante daran ist, dass er aus Köln kommt. Der Name ist Malte Hendricksen.«
»Moment mal!«, rief Baumann. »Den Namen habe ich irgendwo gelesen. Ah, warten Sie, bleiben Sie dran.« Baumann sprintete in sein Büro und kam kurz darauf mit einer Liste zurück.
»Wir hatten uns doch vom Dompropst eine Liste der Ministranten erstellen lassen. Ich habe sie bisher nur überflogen, aber zufällig ist dieser Name hängen geblieben«, erklärte er seinem Mitarbeiter. »Hier.« Er schlug die zweite Seite auf. »Wusste ich es doch. Malte Hendricksen, Ministrant im Dom von 1989 bis 1994.«
Am anderen Ende der Leitung ertönte ein Laut des Erstaunens.
»Versuchen Sie doch, aus diesem Luengo herauszukriegen, ob Hendricksen einen weiteren Priester in Deutschland erwähnt hat.«
Sofort nach dem Telefonat informierte Baumann Weidinger und beauftragte zwei Mitarbeiter, sämtliche verfügbaren Daten über Hendricksen zusammenzustellen. Noch während er sie instruierte, platzte ein Beamter ins Zimmer.
»Wir haben einen Jungen festgenommen, der an Händen und Kopf Farbspuren aus dem Geldkoffer aufweist.«
»Ein Junge?«, rief Weidinger, der Baumann gerade wegen einer Rückfrage aufgesucht hatte.
»Ja, er hat zugegeben, dass er den Koffer geöffnet hat. Ein Mann mit einem Verband um die Hand hat ihn darum gebeten.«
»Verdammt«, fluchte Weidinger, »dann ist er also entwischt. Na, ich kann nur hoffen, dass es tatsächlich ein Trittbrettfahrer war.«
»Vielleicht kriegen wir ihn ja. Wir haben eine gute Beschreibung. Die Fahndung ist jedenfalls raus.«
»Das ist nicht unser Mann. Der benimmt sich viel zu auffällig und unprofessionell«, beruhigte Baumann den Staatsanwalt.
»Und wenn nicht? Sie wissen hoffentlich, was uns dann blüht!« Weidinger war völlig außer sich. Hektisch marschierte er auf und ab. »Hat mal jemand eine Zigarette für mich?« Flehend blickte er sich um.
»Nein, das kommt ja überhaupt nicht in Frage!«, rief Baumann empört. »Hier wird nicht auch noch die Luft verpestet!«
Allenstein hielt sich in dem Großraumbüro auf, in dem alle Informationen zusammenliefen. Er saß an einem Rechner und recherchierte über die Gesteine, die bisher eine Rolle in den Aktivitäten des Täters gespielt hatten. So langsam keimte in ihm ein Verdacht, wie die einzelnen Puzzleteile zusammengefügt werden könnten.
Er blickte auf, als Baumann auf einmal in der Tür stand und rief: »Wir haben einen Malte Hendricksen aus Köln in der Kartei gefunden, der in unser Raster passt. Geboren in Köln am 24. Juli 1978, Eltern geschieden, Mutter verstorben, Vater im Seniorenheim. Abitur, ausgemustert wegen psychischer Erkrankung, angstbedingte Panikattacken, Studium in Köln, Fach Geologie, kein Abschluss.« Baumann schaute triumphierend in die Runde. »Das sind doch unsere Kriterien. Das muss er sein. Kennen Sie ihn, Herr Allenstein?«
Henno überlegte. Nein, das war zu lange her. Er schüttelte den Kopf.
Ein zweiter Beamter kam mit weiteren Daten, die der Zentralrechner ausgeworfen hatte.
»Hier, hören Sie: Er hat mehrere Jahre im Ausland gelebt, Brasilien und Nigeria. Achtung, jetzt wird es interessant. Von 2002 bis 2004 hat er bei einer Gerüstbaufirma gearbeitet, die Gerüste für den Dom …«
Er konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen, weil ein Polizist den Gang entlanggestürmt kam und schon aus einiger Entfernung rief: »Es hat gerade eine Explosion auf der Inneren Kanalstraße, Höhe Niehler Straße gegeben.«
Vor dem vollständigen Aufwachen lag der Schmerz in ihrem Kopf. Katy hatte ein Gefühl, als ob ihr der Schädel platzen würde. Irgendetwas hämmerte ununterbrochen hinter ihren Augen. Nur langsam setzte die Erinnerung ein. Sie
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