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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Ursache der Rauchentwicklung und des nachfolgenden Küchenbrandes. Es entstand geringer Sach-, aber großer Ego-Schaden.
Wie man ein Lämmlein zur Schlachtbank führt
    »Hast du schon vom schönen Nick gehört?«, fragte Klaus, während Seifferheld sich noch aus dem Mantel schälte.
    »Ich habe nicht nur davon gehört, ich habe sogar darüber geschrieben.« Seifferheld lehnte die Gehhilfe gegen den Garderobenschrank. Onis lief voraus in die Küche, in der es für ihn immer Wurstreste gab. Er nahm vor dem Kühlschrank Aufstellung. »Du hast darüber geschrieben?«, rief Klaus erstaunt aus Richtung Fernsehsessel, wo er hastig Luft aus etwas Großem herausließ, bei dem es sich – wie Seifferheld nur hoffen konnte – um eine Luftmatratze handelte.
    Bei Klaus gab es eigentlich keine Räume, Klaus wohnte in einer Art Loft. Von außen sah es wie ein ganz normales Fachwerkhaus aus, gelegen zwischen dem Café Ableitner und der Pizzeria Rose mit einem phantastischen Blick auf das Globe Theater. Aber Klaus hatte alle Wände herausreißenlassen und so trotz der niedrigen Decke ein Gefühl von Weite erzielt. Manch ein Besucher fand es allerdings bedauerlich, dass wirklich kein einziges Raumsegment, geschweige denn ein Raum, weder Schlaf- noch Badezimmer, wirklich nichts, abgetrennt war. Der Kühlschrank stand neben der Badewanne – »damit ich nicht extra aus dem Wasser muss, wenn ich Durst kriege« – und die Toilette thronte zwischen dem Bücherregal (hauptsächlich Comicbücher) und der Stereoanlage und hatte eine Extra-Halterung für die Fernbedienung des überdimensionalen Breitwandfernsehgeräts in der Loftmitte.
    »Der schöne Nick hat doch seine Küche abgefackelt. Ich habe im Polizeibericht darüber geschrieben«, erläuterte Seifferheld. »Liest denn kein Mensch den Polizeibericht?«
    »Ach das!« Klaus winkte ab. Das aufblasbare Teil, mittlerweile gefältelt, verstaute er hinter den Polstern der Couch. »Nein, ich spreche davon, dass er sich die Witwe Nonnenmacher geschnappt hat.«
    »Oho«, entfuhr es Seifferheld.
    Die Witwe Nonnenmacher war eine noch verdammt knackige Endfünfzigerin, die ihren fünfundvierzig Jahre älteren Gatten – einen sehr renommierten Dirigenten – nun schon um einige Jahrzehnte überlebt hatte, aber immer noch Schwarz trug. Allerdings keine schwarze Kittelschürze mit Dutt, sondern hinreißend elegante Roben von Dior oder Versace, die man eher auf den Straßen von Mailand oder Paris erwartet hätte als in den engen Pflastersteingassen von Schwäbisch Hall. Eigentlich war sie Malerin und unterrichtete wohl auch abstraktes Pinseln in Kassel oder Karlsruhe oder wo immer. Früher hatte mansie des Öfteren bei festlichen Anlässen wie einer Kunsthallen-Vernissage oder dem Bausparkassen-Weihnachtskonzert in der Stadt gesehen, aber seit man ihr verwehrt hatte, den Oberbürgermeister in Öl zu porträtieren (er ließ sich lieber lebensecht von Jan-Peter Tripp abbilden, als am Ende als roter Klecks auf lila Grund im großen Rathaussaal zu hängen und künftige Generationen zu gruseln), hatte sie sich völlig aus dem gesellschaftlichen Leben Schwäbisch Halls zurückgezogen und sich förmlich in ihrer Villa auf dem Monte Bonzo verbarrikadiert.
    Klaus grinste breit. »Vorletzte Woche hat sie sich bei ihm zum Golfunterricht angemeldet und gestern sind sie angeblich zusammen nach Rom durchgebrannt.«
    »Rom?«
    Klaus strahlte. »Na, da lebt doch dieser Gynäkologe, der auch 64-Jährigen noch zu einer Schwangerschaft verhelfen kann …«
    »Dumme Gerüchte.« Seifferheld gab nichts auf Klatsch und Tratsch.
    Er ließ sich auf die Couch fallen. Das Gummiteil hinter dem Polster in seinem Rücken gab flatulenzartige Geräusche von sich.
    Klaus grinste entschuldigend.
    Seifferheld überlegte, wie er es am besten anfangen sollte. Durfte man der Ziege klipp und klar erklären, dass man sie an einen Pfosten anbinden wollte, um damit einen Tiger anzulocken? War man als Lockvogel- beziehungsweise Lockziegenverursacher verpflichtet, ihr die Prozentzahl zu nennen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass der Tiger sie reißen würde, bevor man rettend eingreifen konnte?
    »Du hast Haustiere«, konstatierte Seifferheld ausweichend. Vor ihm auf dem Couchtisch sah er einen erklecklichen Schwarm
Drosophila melanogaster.
Fruchtfliegen. Sie umschwirrten eine Schale mit Gammelobst.
    Klaus war jedwede hausfrauliche Scham fremd. »Man muss sie nicht Gassi führen und ich spare mir das teure Hundefutter. Die Kleinen

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