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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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zu Hause und auf dem Handy an und hinterließ die dringende Nachricht, ihn zurückzurufen. Nachricht Nummer 22 und 23.
    Er erreichte endlich auch Frau Podolski, die lila-grauhaarige Nachbarin von Klaus.
    »Nein, bei mir hat er sich nicht abgemeldet«, krächzte sie. »Er hätte mich aber auch nicht erreicht. Ich war bei meiner Schwester in Stuttgart.« Seit ihrer fehlgeschlagenen Stimmbandoperation krächzte sie ganz erbärmlich. Dabei war sie einmal Chorsängerin der Stuttgarter Oper gewesen. Ein tragischer Fall. »Ist denn was passiert? Soll ich mich umhören?«
    »Ja«, bat Seifferheld in seiner Verzweiflung. Je mehr Leute nach Klaus suchten, desto besser. »Ich habe ihn seit über achtundvierzig Stunden nicht mehr gesprochen.«
    »Ach, ich wünschte, es würde sich jemand so um mich kümmern, wie Sie sich um Klaus kümmern«, seufzte Frau Podolski. »Ich könnte drei Tage tot im Badezimmer liegen und schon völlig verwest sein und es würde mich trotzdem niemand vermissen.«
    »Ihre Schwester würde sich bestimmt Sorgen machen«, tröstete Seifferheld geistesabwesend, weil er bereits darüber nachdachte, wen er noch kontaktieren könnte.
    »Ach die, für die bin ich seit meiner Berufsunfähigkeit nur eine Last.« Frau Podolski stieß ruckartig Luft durch die Nasenlöcher aus. »Wir Frührentner müssten eigentlich zusammenhalten, finden Sie nicht auch, Herr Seifferheld? Möchten Sie nicht einmal auf einen Kaffee vorbeikommen? Mein selbstgebackener Zwetschgenkuchen ist erstklassig, wenn ich das selbst sagen darf.«
    »Wie?« Seifferheld schreckte aus seinen Gedanken hoch. »Was haben Sie gesagt, Frau Podolski?«
    »Ach bitte, nennen Sie mich doch Monika«, gurrte sie sirenengleich.
    Würde er erst wieder heiraten müssen, bevor das aufhörte?
    »Danke, Frau Po… Monika. Gern einmal. Sobald Klaus wieder da ist. Sie geben Bescheid, ja?« Seifferheld legte auf.
    Er musste irgendetwas tun. Wenn er nur so herumsaß und darauf wartete, dass Klaus wieder auftauchte oder – schlimmer noch – man Klaus irgendwo fand, dann würde es ihn innerlich auffressen.
    Seifferheld schnappte sich seine Gehhilfe und den Hund und marschierte los.
    Zum Büschlerkeller am Marktplatz.
    Der letzte bekannte Aufenthaltsort von Klaus.
    Seifferheld zog die Tür auf. Na bravo, eine Treppe. Ob er sie schaffen würde?
    Vorsichtig tastete er sich nach unten. Onis war trotz Leine und Maulkorb ausnahmsweise brav und zerrte nicht und versuchte auch nicht, sich den Maulkorb durch Reibebewegungen an der Steinmauer vom Kopf zu schieben.
    Unten angekommen, traten Herr und Hund in die Bar, die an diesem frühen Werktagabend relativ leer war.
    Ein älterer Mann im karierten Blazer saß an der Bar vor einer Flasche Bier, auf der gegenüberliegenden Empore lachten drei nicht mehr ganz taufrische Frauen über bunten Cocktailgläsern.
    Der Barkeeper grüßte freundlich.
    »Ich bleibe nicht lange«, sagte Seifferheld, bevor ein Kommentar zu seiner gefährlichen Maulkorbbestie kam. »Ein Bier. Stimmt so.« Er schob dem Barkeeper einen Zehner entgegen.
    Als sich das Bier gleich darauf vor ihm materialisierte, klappte er sein Handy auf, drückte sich im Menü bis zu den gespeicherten Fotos und zeigte dem Barkeeper eine Frontalaufnahme von Klaus. Nicht schmeichelnd, aber ähnlich. Geschossen am Tag der Lagebesprechung.
    »Haben Sie diesen Mann in den letzten Tagen hier gesehen?«
    Der Barkeeper beugte sich über das Handy. Er nickte und rieb sich das Kinn. »Also, ich kenne den Mann. Aber wann ich ihn das letzte Mal gesehen habe? Hm, keine Ahnung. Vielleicht letzte Woche, vielleicht auch gestern.«
    So schnell gab Seifferheld nicht auf. Für fast acht Euro Trinkgeld musste noch mehr drin sein. »Können Sie sich erinnern, ob er in Begleitung gekommen ist? Oder ob er hier eine Begleitung gefunden hat?«
    Der Barkeeper, ein junger Mann mit engelsgleichen Löckchen, der noch minderjährig aussah, aber es natürlich nicht sein konnte, strich sich erneut über das Kinn. In ihm dachte es ganz augenscheinlich nach. Man konnte förmlich kleine Rauchwölkchen aus seinen Ohren steigen sehen.
    »Wer will denn das wissen?«, fragte er schließlich.
    »Ich«, sagte Seifferheld. »Ich bin sein bester Kumpel und er ist einfach abgetaucht. Ich mache mir Sorgen.«
    Wieder einmal zeigte sich, dass man mit der Wahrheit in neun von zehn Fällen am weitesten kam. Seifferheld klang glaubhaft besorgt.
    »Also, ich kann nichts Definitives sagen, aber ich meine mich zu erinnern, dass er

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