Kreuzstich Bienenstich Herzstich
Lagebesprechung lauschten.
Seifferheld fügte sich in das Unabwendbare. »Wenn ihr schon davon wisst, dann könnt ihr auch mitmachen und in den nächsten Tagen bei der Suche helfen. Es ist weitaus unauffälliger, wenn immer jemand Neues das Backup übernimmt.«
»Das was?«, fragte Horst, der Mathematiklehrer.
»Die Rückendeckung«, erklärte Arndt, der Klempner.
»Das wird doch wohl nicht gefährlich, oder?«, fragte Schmälzle. »Mein Arzt hat mir jedwede Aufregung untersagt.«
»Für uns beide besteht keine Gefahr. Wir sind Glatzköpfe und viel zu alt«, beruhigte ihn Gotthelf, der Buchhändler.
Wenn sie gekonnt hätten, sie hätten sich
Die Unbesiegbaren
genannt. Abenteuerromantik à la Karl May lag über dem Bett.
»Wenn ich recht habe – und ich weiß, dass ich recht habe –, dann kann das saugefährlich werden!«, warnte Seifferheld. »Sollte die Frau merken, was wir im Schilde führen, könnte sie ausrasten. Gott weiß, was sie dann macht. Sie hat schon fünf Mal getötet. Da kommt es auf einen mehr auch nicht mehr an …«
»Isch kenne die Frauen«, meldete sich Bocuse zu Wort. »Sie sind Furien. Ihr müsst vorsichtig sein!«
»Du kommst nicht mit?«, fragte Klaus enttäuscht.
»Mais non!« Bocuse schien tief entsetzt bei dem Gedanken. »Isch ’abe in diesem Leben eine Mission zu erfüllen. Wenn mir etwas passieren sollte, ist es aus und vorbei mit der guten Küche in Schwäbisch ’all. Je suis désolé, mais … isch nischt kommen mit!«
Seifferheld seufzte. Sein Kopf pochte. Das konnte ja heiter werden.
7. Kapitel
Es gibt nichts Neues unter der Sonne – auch nicht im Mai
Klaus war schon wieder verschwunden.
Eben saß er noch an einem der Stehtische gleich rechts vom Eingang, nun war er weg. Berichtete Horst, der Mathematiklehrer.
»Du hast ihn aus den Augen verloren? Du solltest doch immer direkt am Nebentisch sitzen!« Seifferhelds Kopf pochte schon wieder. Heftig.
Für Freitag war Horst als Backup eingeteilt worden.
»Ich saß ja auch am Nebentisch», wehrte sich Horst dezidiert. »Aber ich hatte eine Klassenarbeit zu korrigieren. Das macht man nicht einfach so nebenbei.« Horst war pampig.
»Das macht man überhaupt nicht, wenn man einem Mann den Rücken decken soll«, gab Seifferheld seinerseits pampig zurück. Mit Laien zu arbeiten war wirklich eine Zumutung. Das Pochen wurde heftiger.
»Ich war von Anfang an dagegen. Eine Schnapsidee!«, ereiferte sich Horst noch und knallte dann den Hörer auf die Gabel.
Seifferheld machte sich die größten Vorwürfe.
»Ich mache mir die größten Vorwürfe«, sagte er deshalb gleich darauf zu Ex-Kollege Wurster.
Aus seiner Stimme klang echte Verzweiflung.
»Siggi, ist schon gut. Wir kümmern uns darum«, versprach Wurster. Mit allzu milder Stimme.
Seifferheld wäre am liebsten in die Luft gegangen, wieseinerzeit das HB-Männchen. Er hatte gedacht, das Auslachen sei das Schlimmste. Aber dieses liebliche Entgegenkommen ging ihm weitaus mehr auf den Sack. Wurster glaubte anscheinend, er sei an Altersdemenz erkrankt, das hörte er aus jedem Atemzug heraus. Nur den armen, senilen Alten nicht aufregen. Ihm alles zusagen, was er hören will.
Seifferheld sehnte sich nach einem barschen »Siggi, du spinnst doch!«. Oder nach dem obszönen Gelächter vom letzten Mal.
»Ich habe Klaus da mit reingezogen und jetzt bin ich für ihn verantwortlich, ist das klar?«, herrschte er Wurster an. »Wenn wir – nur weil du deinen Arsch nicht vom Stuhl bekommst – seine Leiche aus dem Kocher fischen, wird das Konsequenzen für dich haben. Ich denke, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt!«
»Roger«, sagte Wurster und klang wirklich so, als würde er auf der Stelle den Kollegen von der Streife die Personenbeschreibung von Klaus durchgeben.
»Gut. Sollte es deswegen Ärger geben, dann stehe ich dafür ein.« Seifferheld legte auf. Es war ihm ein wenig besser zumute. Aber nur ein wenig.
Wie hatte er Klaus nur einer solchen Gefahr aussetzen können? Erneut!
Ausgerechnet Klaus, diesen liebenswerten, aber lebensuntauglichen Junggesellen? Dieses große Kind. Diesen Sohn, den er nie hatte.
Du lässt dich emotional zu sehr mitreißen, tadelte sich Seifferheld. Jetzt mal in aller Ruhe nachgedacht.
Seifferheld rief als Erstes bei Heribert Schmal an, laut Telefonbuch Geschäftsführer von Alle Neune e.V.
Nachdem er abgeklärt hatte, dass der Verein nicht schonwieder zum Koma-Saufen ins benachbarte Bayern gefahren war, rief er zum zigsten Mal bei Klaus
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