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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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konnte. Hatte er erst die Insel verlassen, dann würde er vielleicht nie wieder zurückkönnen. Er mußte etwas unternehmen – und zwar jetzt!
    Blake hob den linken Arm so hoch als möglich, ungeachtet der Schmerzen, die diese Bewegung mit sich brachte. Die Steifheit ließ nach, doch wagte er noch nicht, den Arm zu stark zu belasten. Der Aufstieg zu dem Pfad da oben ... Blake war nicht sicher, ob er es schaffen würde. Eine andere Möglichkeit war, an der Küste entlang zu wandern und nach einem leichteren Aufstieg zu suchen. Dabei aber drohte die Gefahr, sich zu verirren, falls er sich von dem oberen Klippenpfad zu weit entfernte. Schließlich entschied er sich für den Küstenweg.
    Das Schneetreiben wurde heftiger, und er zog die Kapuze über den Kopf. Blake ging so dicht an der Klippenwand dahin, daß er mit der Schulter den Fels seinen Richtungsweiser im Schneetreiben streifte. Etwas Gutes hatte der Schnee: er würde sehr schnell seine Spur verdecken. Wenn Pakahini länger ausblieb, konnte er nach seiner Rückkehr den Entflohenen nicht verfolgen.
    Schon war das Lager des Jägers nicht mehr zu sehen, nicht nur verborgen vom Schneegestöber, sondern von einer Richtungsänderung der Klippenwand. Blake ging weiter und war froh, daß er den Wind im Rücken hatte. Er hatte keine Möglichkeit, Zeit und Entfernung zu messen. Endlich aber fand er das Gesuchte, einen Einschnitt in den Wänden, eine Treppe aus Fels, die von einer ebenen Steinplattform aus nach oben führte. Sicher ein Erbe aus der Zeit der Turmbewohner.
    Die zerbrochenen und verfallenen Stufen waren dort mit Eis bedeckt, wo die Gischt gefroren war. Blake betrachtete sie voller Zweifel und löste dann das Problem auf seine Art, indem er sich auf die erste Stufe setzte und sich auf die nächste hinaufhob.
    Zweimal rutschte er aus und konnte sich gerade noch festhalten. Er seufzte erleichtert, als er oben angelangt war. Bei besserem Wetter und mehr Training hätte er quer über das Land zu seinem Turm laufen können. Bei diesem Schneesturm, der die Landschaft einhüllte, wagte er es aber nicht. Er mußte längs des oberen Klippenrandes zurückgehen, bis er wieder auf den ausgetretenen Pfad stieß.
    Im Augenblick aber hatte er gegen den Wind anzukämpfen. Die Böen waren so stark, daß Blake um Atem ringen mußte. Fast hätte ihn der Wind von der Klippe hinuntergefegt. Der Aufenthalt im Freien wurde immer gefährlicher.
    Die Landzunge wies die Umrisse einer Halbinsel seiner eigenen Welt auf, die dort eine einzige gigantische Stadt bildete – nämlich New York –, und wenn es die gleiche war, konnte sie nicht allzu lang sein.
    Er war noch nicht weit gegangen, als auch schon Türme aus der Dunkelheit auftauchten. Aber alle waren unversehrt und boten ihm keinen Schutz innerhalb ihrer runden Fundamente. Sie waren auch viel größer als die anderen.
    Es war kalt. Durch die Hosen, die Stiefel, die ihm auf seiner eigenen Weltenstufe immer ausreichend Schutz geboten hatten, drang die Kälte. Seine Hände steckten in Fäustlingen, die an den Parka-Ärmeln befestigt waren. Jetzt verbarg er die Hände unter den Achselhöhlen und ging schwankend und gebückt, um eine Öffnung zu suchen.
    Blake kam wieder zu einem Treppenaufstieg, diesmal freitreppenartig, mit breiten, terrassenförmigen Stufen, die zu einer gegen den Himmel offenen Plattform hinaufführten, deren Fläche vom Wind leergefegt war. Er wagte sich nicht ganz hinauf, stieg um eine Stufe tiefer und ging entlang der Stufe bis zu ihrem Ende.
    Bald war er wieder bei einem der unversehrten Türme, an dessen Mauer er sich anlehnte. Jene Ruinen, zwischen denen er diese Welt betreten hatte, lagen viel weiter zur Linken, soviel Orientierungssinn hatte er behalten. Sollte er in dieser Richtung weitergehen und auf sein Glück vertrauen, einen Unterschlupf zu finden, in dem er das Ende des Sturmes abwarten konnte? Das Toben konnte ja nicht ewig dauern.
    Ja, da war ein Turm. So weit konnte er noch gehen und notfalls wieder hierher zurückkommen. Blake schaffte es, taumelte hinüber und stand plötzlich vor einer Wand aus Dornengestrüpp, das halbverborgen im Schnee steckte. Er mußte es umgehen, um zum Turm zu gelangen.
    Er keuchte, in seinem Kopf begann sich alles zu drehen, bis er schließlich, von einem Windstoß getrieben, zum Turm gelangte, der ihm Zuflucht bot. Der Bau hatte eine große Öffnung, die ins Dunkle führte. Blake stolperte hinein und stapfte durch die Holzkohlenschicht, die vom Untergang des Bollwerkes

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