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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Freundlichkeit anhalten, falls Blake den Versuch unternahm, den Zeitstufentransporter zu erreichen?
    Der Mann auf der anderen Seite des Feuers machte sich an seiner Waffe zu schaffen – er rieb die Sehne der Armbrust zwischen Daumen und Zeigefinger. Er lächelte Blake zu und fing wieder zu sprechen an, als hätte Blake ihn verstehen können. Dann stand er mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf.
    Ehe Blake protestieren konnte, begann er das Feuer zu löschen und erstickte die Flammen mit Schnee.
    Auf Blakes Kopfschütteln lachte der Jäger und deutete auf den Wurm, dann auf das Feuer, womit er offenbar ausdrücken wollte, daß das Feuer solche Ungeheuer anziehe.
    Mit einem Grinsen drehte er sich um und forderte Blake auf, ihm zu folgen. Entschlossen schüttelte Blake den Kopf. Sein Dolch bot ihm zweifellos nur wenig oder keinen Schutz gegen die Armbrust, doch wollte er sich nicht widerstandslos in eine Welt führen lassen, in der mit Sicherheit mehr als nur eine Gefahr lauerte.
    Das Lächeln erlosch in dem kunstvoll tätowierten Gesicht. Die Augen verengten sich. Die gutmütige Natur war wie weggewischt, und es blieb die harte Maske eines Kämpfers. Die Armbrust wurde gehoben und auf Blake gerichtet.
    Blake hatte den hellblauen Pfeil nicht vergessen, der die Hexe getötet hatte. Wieder machte der Jäger eine Kopfbewegung.
    Der Wind, der über ihren Köpfen getobt hatte, brachte Schnee: spröde, trockene Flocken, und Blake erschauerte. Da das Feuer erloschen war, der andere es eilig hatte wegzukommen und es ihnen an einer gemeinsamen Sprache fehlte, sah Blake die Unsinnigkeit jeglichen Widerstandes ein. Widerstand gegen den Jäger konnte seine Lage nur verschlechtern.
    Hinter dem Dickicht stießen sie auf eine gut ausgetretene Spur, aber so schmal, daß sie sich hintereinander fortbewegen mußten. Der Jäger bedeutete Blake, die nördliche Richtung einzuschlagen und wartete, bis dieser den schmalen Pfad betreten hatte, ehe er ihm selbst folgte.
    Der Pfad verlief in Windungen bergab, ziellos, soweit Blake sehen konnte, um einige Türme herum. Hier wurde der Wind von dichterem Baumwuchs abgehalten.
    Sie kamen auf eine Landzunge und Blake sah einen Meeresarm vor sich. Entlang der unter ihnen liegenden Küste erstreckte sich ein Eisrand. Der Weg, dem sie bisher gefolgt waren, ging in eine Reihe von Hand- und Fußstützen über, die leiterartig zur Küste hinunterführten. Unter Schmerzen schaffte Blake den Abstieg – sein Gefährte ließ ihm auch keine andere Wahl. Er konnte jetzt seine linke Hand wieder verwenden, aber der damit verbundene Schmerz trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn.
    An der Küste, in einer Klippenwand zurückgesetzt, befand sich das Lager des Jägers. Ein merkwürdiges Boot mit plumpem Bug, aus Häuten, die man stramm über einen Rahmen aus leichtem Metall gespannt mit einer glänzenden Substanz eingelassen hatte, lag auf dem Sand und außer Reichweite der Wellen. Eine schmale Vertiefung, zu flach, um als Höhle bezeichnet zu werden, war durch Zuhilfenahme eines vorragenden Buschdaches und Wänden zu einem Unterstand erweitert worden und bildete einen Unterschlupf für eine Person – einen sehr beengten für zwei.
    Der Jäger legte die Armbrust ab, ehe er daranging, ein Feuer zu entfachen und eine Mahlzeit zuzubereiten. Die Einrichtung des Lagers war eine seltsame Mischung aus Zivilisation und Primitivität. Denn die Felldecken, obwohl kompliziert gewebt, hätten einem Wilden gehören können. Ein Satz ineinandergestapelter Schüsseln hingegen, fast so durchscheinend wie feinstes Porzellan, aber aus unglaublich widerstandsfähigem Material, so daß man sie auf heiße Steine mitten ins Feuer stellen konnte, übertraf alle Produkte, die Blake in seiner Welt kennengelernt hatte.
    Der Jäger schüttelte seinen Parka aus, als wollte er unter Beweis stellen, daß er selbst eine Studie von Gegensätzen darstelle. Denn unter dem dicken Pelz trug er ein Hemd aus seidigem Material, das sich der mächtigen Brust und den Schultern wie auf die Haut gemalt anschmiegte. Das flammende Rot des Stoffes wurde von einem Muster aus Punkten und Kreisen geziert, das der Gesichtstätowierung ähnelte.
    Blakes Hände zitterten so, daß er die Schale mit beiden Händen an die Lippen führen mußte. Er nahm einen Mundvoll. Zunächst schmeckte es milde auf der Zunge, dann aber erreichte die Wärme seine Kehle und wurde zu Feuer im Magen – einem Feuer, von dem sich ein Glühen durch seinen kalten und verhungerten

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