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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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leeren Raum hin und her und hielt einige Male inne, um zu lauschen. Einmal trat er gegen einen Stapel von Konservendosen, und eine davon rollte nahe an Blakes Versteck heran.
    Die Büchsen zogen Blakes Aufmerksamkeit auf sich. Nahrung! Wenn er bloß das Glück gehabt hätte, sie als erster zu finden! Manny war zwar allein, doch war er mit einem Gewehr und zwei Messern bewaffnet, und seine ganze Haltung deutete darauf hin, daß er dieses Waffenarsenal sehr wohl einzusetzen wußte.
    Blake fuhr mit der Zunge über die Lippen und zuckte zusammen. Nur knapp außer seiner Reichweite lag Nahrung. Wie gern hätte er über jene Kraft verfügt, die Kittson – vor Tagen und Welten – bewiesen hatte, als er eine Schachtel Zigaretten durch den Raum zu sich bewegt hatte. Das konnte Blake nicht, auch konnte er Manny nicht seinen Willen aufzwingen, wie Erskine es damals bei Beneirs getan hatte. Oder doch?
    In Griffweite lag ein Wurfgeschoß. Blake hob einen Ziegelstein auf. Wenn er Manny bloß dazu bringen könnte, sich ein Stück zu bewegen!
    Er konzentrierte Blick und Bewußtsein auf den Wachtposten und wirkte auf ihn ein, sich von dem Eingang zu entfernen – sich ein wenig nach links zu bewegen – nur einen oder zwei Schritte ...
    Manny wurde unruhig. Der Mann sah in das schwelende Feuer und bewegte die Füße. Aber er wandte dem Eingang nicht den Rücken zu. Statt dessen trat er links zur Seite, und in diesem Augenblick schleuderte Blake den Ziegel. Er traf den anderen an der Schläfe. Dieser stieß ein Brummen aus, fiel gegen die Wand und glitt an ihr herab zu Boden.
    Blake sprang aus seiner Deckung. Er konnte den Mann nicht wegzerren, aber er konnte ihn entwaffnen, und das tat er auch. Dann nahm er eine Konserve und setzte sich ans Feuer, das er wieder zum Brennen brachte.
    Er riß den Deckel ab und begann zu essen. Er kaute wie wild und bemerkte dabei, daß Manny die Augen offen hatte und ihn beobachtete. Aus irgendeinem Grund schien der andere gar nicht überrascht zu sein.
    »Sind Sie ein Tech?«
    Da Blake nicht wußte, ob er diese Bezeichnung akzeptieren oder ablehnen sollte, trank er einen Schluck aus Mannys Feldflasche und wartete auf den nächsten Hinweis.
    »Sie müssen einer sein – nach der Pelzjacke zu schließen und all dem anderen Zeug. Hier können wir uns diese Sachen nicht verschaffen, und ein Untergrundmensch sind Sie auch nicht. Wir hätten Sie längst erwischt. Bei der ersten Bewegung hätten wir Sie geschnappt.«
    Blake sah an seinem Parka hinunter. Der Pelz war auffallend schwarz und weiß gefleckt. Um die Mitte trug er ein Band aus leuchtend rotem Stoff, verziert mit glänzenden Fäden in kreisrunden Mustern, die das Volk der Jäger geschaffen hatte. Nein, in diesem Kleidungsstück wirkte man sicher nicht unauffällig. Mannys Bekleidung hingegen war farblos und verschmolz fast mit dem Hintergrund. Sogar das graumelierte Haar paßte zu dieser Tarnfarbe.
    »Ein echter, lebendiger Techniker! Aber wie sind Sie bloß hergekommen? Waren Sie mit dem Jungen zusammen, den der Tommy erledigt hat? Long sagte, er sei sicher, daß hier mehr als nur einer versteckt wäre. Aber wenn unsere Jungs Sie gesehen hätten, dann hätten sie es auch gemeldet. Sagen Sie mal –« Mannys Augen leuchteten, und er nahm eine bequemere Haltung ein – »habt ihr schon wieder Flugzeuge? Von der Art, die man genau dort landen kann, wo man will – die Helikopter? Baldy hat gemeldet, daß er einen großen gesehen hätte, aber wir dachten, es wäre eher ein Nasti und haben uns drei, vier Tage in den Tiefen versteckt, bis wir sicher sein konnten, daß sie über uns kein Zeug mehr abluden.«
    Blake griff das auf. Es würde als ausreichende Erklärung für seine Ankunft hier dienen. »Ja, ich bin mit einem Helikopter gekommen. Er ist aber abgestürzt. Wo befinden wir uns übrigens?«
    Manny beugte sich vor. »Sie sind kein Nasti«, bemerkte er mit Überzeugung. »Ich habe ja nie an die Geschichten geglaubt, daß die Nastis da oben im Norden noch irgendwo 'rumhängen. Sie haben hier nie richtig Fuß fassen können, und in den letzten Radiomeldungen hieß es, daß sie von Übersee keine Hilfe zu erwarten hätten. Sie haben uns hier zwar fertiggemacht, – das haben Sie sicher von oben gesehen. Aber das hier ist gar nichts, verglichen mit dem, was wir ihnen angetan haben. Das hier ist –« und er nannte den Namen der Stadt.
    Blake hielt im Kauen inne. Natürlich. Im Innersten hatte er die ganze Zeit über schon gewußt, daß es stimmte,

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