Kreuzzüge
Wort.
»Also gut. Ich kann mir schon denken, dass ihr euch fragt, ob ihr mir überhaupt noch trauen könnt und so weiter! Aber glaubt mir bitte, ich wusste nicht, was eure Gegner da oben ausgeheckt haben, und wie weit sie schon mit den Vorbereitungen waren! Die Kirche wird darauf reagieren, doch im Moment kann ich wirklich nicht viel tun. Erst einmal können wir nur öffentlich verkünden, dass wir mit Hregh'dhums Verhalten nicht einverstanden sind!«
Andy seufzte. »Ich muss immer daran denken, was für eine wunderschöne Welt das war, als wir hier ankamen. Und jetzt – mein Gott! Rassismus. Genozid. Religionskriege. Giftgas. Konzentrationslager. Gibt es noch einen Vorzug der so genannten Zivilisation, an dem wir sie nicht haben teilhaben lassen?«
Hauskyld schien zunächst etwas darauf antworten zu wollen, doch dann machte er nur eine hilflos wirkende Handbewegung und wandte den Blick von dem Templer ab. Clio erblickte einen Greif, der noch weit entfernt war, sich ihnen jedoch offensichtlich näherte.
»Kuf«, rief sie freudig überrascht, als sie ihn von weitem erkannte.
»Der neue Bischof von Randall«, sagte Hauskyld. »Er hat jetzt die Macht, kirchliche Würdenträger einzusetzen, die Doktrin zu ändern, unliebsame Mitbürger zu exkommunizieren und andere nette Sachen durchzusetzen, die sein Amt mit sich bringt.«
Die beiden sahen ihn überrascht an. »Ich verstehe«, murmelte Andy. »Aber … äh – ich traue mich ja kaum zu fragen, aber wie viele Divisionen hat der Papst denn nun wirklich?«
»Das würde mich auch interessieren«, meinte Clio.
Hauskyld ließ den näher kommenden Greif nicht aus den Augen. »Wie viele Soldaten hatte er denn, als die Kirche sich hoch verschulden musste, um den Satelliten Vatican Supra hoch zuschießen – nur weil sie auch einen Platz am Himmel haben wollte? Oder als es 2047 zum Krieg kam? Und jetzt gibt es schon seit mehr als Hundert Jahren die Christliche Union – die mehr oder weniger nur durch die Kraft der Überzeugung gebildet wurde. Doch um auf Bischof Kuf zurückzukommen, in einem Punkt ist er für uns nützlicher als alle Armeen, die wir hier nach Randall bringen könnten! Im Moment zählt allein, wer die besseren Ideen hat und nicht die besseren Gewehre. Langfristig gesehen sind gute Ideen immer mehr wert als eine Armee.«
»Aber im Moment hätte ich hier lieber eine gute Armee«, sagte Clio.
»Ich auch. Aber lass uns von etwas anderem sprechen, Kuf kommt langsam in Hörweite. Also, wir brauchen ein paar gute Ideen, und etwas Selbstvertrauen kann uns auch nicht schaden! Ein Läufer kann einen König matt setzen, wenn er ein bisschen geschickt ist.«
»Ich hoffe, unser neuer Bischof findet noch Zeit zum Schachspielen«, meinte Andy. »Es sieht nicht so aus, als ob er sich gut amüsieren würde.«
Sie senkten die Köpfe, und sowohl Clio als auch Hauskyld knieten neben Andys Rollstuhl nieder, während sie auf die Ankunft des neuen Bischofs von Randall warteten. Clio hörte, dass die anderen beiden leise beteten. Selbst jetzt, nachdem sie schon so viele Jahre auf einem Planeten der Christlichen Union lebte, konnte sie noch immer nicht an die Existenz Gottes glauben. Sie betete aus Höflichkeit mit, mehr nicht!
Clio fühlte, wie der Schatten des Bischofs auf sie fiel, und wusste, dass er ihr vergeben würde. Sie war selbst völlig überrascht, wie viel ihr daran lag.
Teil III
KUF: RANDALL 2911 A.D./
ARIMATHEA 2928 A.D.
Kapitel 1
Die versklavten Greife blieben in gebührender Distanz zu Kuf stehen. Der Bischof war das mittlerweile gewohnt, doch auf Nyth traf das anscheinend nicht zu, denn er schien ausgesprochen nervös zu sein.
Vielleicht lag es an dem unerträglichen Anblick, den die eisernen Klammern an den Flügeln der versklavten Traditionalisten boten. Oder aber auch vielleicht an der Art, wie sie die Köpfe neigten, als erwarteten sie, dass man sie jeden Augenblick schlüge.
»Beruhige dich doch«, sagte Kuf freundlich. »Sogar sie wissen, dass wir auf ihrer Seite sind. Wenn dich der Anblick der Sklaven so aufregt, solltest du vielleicht so bald wie möglich abreisen – die da oben würden sich bestimmt darüber freuen.«
Nyth schüttelte den Kopf. »Ich werde versuchen, mich zusammenzureißen, Ehrwürden. Aber ich weiß eigentlich noch immer nicht genau, warum Sie mich vom Kloster hierher gerufen haben.«
»Keine Angst, es wird dir gleich klar werden! Aber vielleicht kannst du mir dann nicht mehr vergeben«, entgegnete Kuf.
Er
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