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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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seine, sodass die Kopfbewegungen für sie einfach eine Notwendigkeit waren. Doch mitunter kam es ihm noch so vor, als wollten sie ihn beißen, wenn sie so rasch den Kopf bewegten …
    »Letzter Check!«, verkündete Andros. »Hat noch jemand was vergessen? Hauskyld könnte es noch schnell holen!«
    »Ich habe alle meine Aufzeichnungen in dieser Tasche und auch meine Kleidung. Die anderen Sachen sind schon gestern mit dem Gepäckcontainer verladen worden«, zählte Clio auf. »Und wenn ich doch etwas vergessen haben sollte, springe ich ganz schnell durch das Gate zurück.«
    Nyth sah sie verwirrt an, bis Hauskyld ihm versicherte, dass das nicht möglich sei.
    Kuf vermutete, dass Nyth mit dieser Art des terranischen Humors noch seine Schwierigkeiten haben würde – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass vor gerade einmal drei Monaten mehr als eine Million terranischer Siedler auf der Südpolinsel gelandet waren. Allein der Anblick der Schiffe – merkwürdige Konstruktionen, die auf den Flussmündungen Floyds schwammen wie Baumstämme! Auch der zunehmende interkontinentale Flugverkehr war sicher eine Neuerung, an die man sich erst gewöhnen musste. Aber die Veränderungen, die sie bisher erlebt hatten, waren nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen würde.
    »Gibt es einen besonderen Grund für diese Versammlung, oder seid ihr nur ein paar Freunde, die ein kleines Schwätzchen halten?«, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
    Kuf versuchte, seine Wut zu beherrschen. Von allen Hregh'dhumisten war Phrath'chra der schlimmste.
    »Ah, Bischof Kuf«, fuhr der Randallaner fort, »schön Sie mal wieder zu sehen! Aber sind Sie überhaupt noch Bischof?«
    »Ein Bischof bleibt immer ein Bischof«, sagte Hauskyld. »Theoretisch sind zurzeit sowohl Kuf als auch Nyth Bischöfe, aber Kufs Amtsgewalt ruht, solange er mit dem Gate unterwegs ist. Das ist aber wichtiges, protokollarisches Grundwissen, und ich bin überrascht, dass du als Botschafter nicht darüber Bescheid weißt? Wenn du auf Arimathea eingetroffen bist, solltest du dir wohl ein wenig Nachhilfeunterricht erteilen lassen!«
    »Ich entschuldige mich«, sagte Phrath'chra in höflichem Ton. »Ich bin nur ein armer, provisorisch eingesetzter Beamter und noch nicht so vertraut mit den Angelegenheiten der Kirche. Ich fürchte, dass ich eher die praktische Seite der Dinge sehe und die unbewiesenen Behauptungen der spirituellen Seite noch nicht so recht nachvollziehen kann! Überdies habe ich mich nur gefragt, welcher der beiden geistigen Autoritäten mein Respekt gebührt, obwohl es hier fast den Anschein hat, als sei die Autorität gerecht geteilt worden, nicht wahr? Und wenn ich mir den Hinweis erlauben darf – es gibt nur sehr wenige Greife, die überhaupt unseren Respekt verdienen!«
    Kuf fragte sich, warum das terranische Wort ›Greif‹ bei Phrath'chra so aggressiv klang; wenn es von einem Terraner ausgesprochen wurde, wirkte es stets wie eine gewöhnliche neutrale Umschreibung. Vielleicht war es die Betonung, oder es lag daran, dass es in Standardterranisch keine eigenen Deklinationen für intelligente Lebewesen gab. Ganz anders als in der Wahren Sprache …
    »Du hast deine Chance vertan. Kuf reist ab«, sagte Andros. »In deiner eigenen Umgebung sind aber bestimmt noch genügend Greife, mit denen du Höflichkeitsformen austauschen kannst.«
    Phrath'chra atmete tief durch. Ihm schien schon eine wütende Antwort auf der Zunge zu liegen, doch dann schrillte auch schon die Alarmsirene los. Das Gate war bereit, sie konnten es betreten.
    Überall standen Terraner und umarmten ihre Angehörigen, die jetzt gleich abreisen würden. Wasser lief ihnen aus den merkwürdig kleinen, plumpen Augen – anscheinend passierte das immer, wenn sie ein wenig traurig waren. Das Gate brauchte siebzehn Standardjahre, also fünfundzwanzig Randall-Jahre, um nach Arimathea zu gelangen. Viele der Terraner reisten von dort aus weiter zu anderen Welten und kehrten wahrscheinlich niemals nach Randall zurück. Und selbst wenn sie irgendwann zurückkamen, wären die Zurückgebliebenen inzwischen längst sehr alt oder schon tot. Kuf vermochte das Phänomen zwar rein rechnerisch nachzuvollziehen, aber es sich richtig vorzustellen, war etwas ganz anderes. Er hoffte nur, dass die Zukunft, in die er jetzt reisen würde, den ganzen Aufwand auch wert war.
    Kuf drängte die trüben Gedanken beiseite und stellte sich zu den anderen in die Reihe. Hauskyld umarmte ihn, und Kuf rieb den

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