Kreuzzüge
Badewanne in einer deiner Taschen.«
»Nicht in meiner Tasche, aber ich habe trotzdem eine.« Sie grinste ihn an. »Ich habe mich ein wenig in unserer Zelle umgesehen. Direkt hinter dieser Ecke … Sir, darf ich bitten? Das Bad ist bereitet.«
Zwar war der Raum nicht gerade komfortabel, doch handelte es sich zweifellos um ein Badezimmer. Ein großer Stopfen verschloss das Zuflussrohr, aus dem man Wasser in ein Waschbecken mit einem verschließbaren Auslass fließen lassen konnte. Der Auslass des Waschbeckens mündete in eine große, kreisrunde Wanne ein, aus der das Wasser wiederum in eine breite Bodenrinne weitergeleitet wurde.
»Ich schätze, hier haben wir das Waschbecken, dort die Badewanne und da unten die Toilette vor uns. So werde ich es jedenfalls benutzen. Das Wasser ist schön warm und fühlt sich gut an, beinahe wie Mineralwasser – es kommt wahrscheinlich aus einer der heißen Quellen. Ist nicht viel Druck auf der Leitung, aber in einer halben Stunde könnte das Becken gefüllt sein.« Sie öffnete den Verschluss, und ein breiter Wasserstrom ergoss sich in das Becken, gurgelte durch den Auslass und füllte dann die Wanne.
Er tauchte einen Finger in das Wasser und empfand es als angenehm warm. Das Becken füllte sich schneller als erwartet, und Hauskyld streifte die Tunika und die Hose ab. Clio verschwand höflich hinter der Ecke, als er die Unterhose auszog und ins Wasser stieg.
»Soll ich dir vielleicht den Rücken waschen?«, fragte sie, als sie zurückkam.
»Das wäre herrlich.«
Sie schwiegen lange Zeit, während Clio seinen Rücken mit dem warmen Wasser abwusch. Er stöhnte immer wieder auf, wenn er sich bewegte, doch die sanfte Berührung ihrer Hände tat ihm gut.
»Oh Mann«, sagte sie plötzlich. »Jetzt fehlt nur noch ein schönes Badeöl.«
»Oh ja.«
»Also gut, für deinen Rücken kann ich nichts mehr tun.« Sie schöpfte mit den Händen Wasser aus dem Becken und ließ es über seinen Kopf rinnen. Er lehnte sich zurück und tauchte die Haare ins Wasser.
»Es ist kaum zu glauben, dass wir nur wenige Tage von der Festung entfernt sind«, sagte er. »Ich habe auf einmal einen Riesenhunger. Was ist denn in dem Korb da?«
»Was zu essen, glaube ich. Aber ich kenne mich mit den hiesigen Lebensmitteln nicht aus. Sie haben den Korb einfach vor die Zellentür gestellt.«
Sie humpelte um die Ecke und kam mit dem Korb in der Hand zurück.
»Wie geht es dir denn heute Morgen? Was ist mit dem Knöchel, tut er noch weh?«
»Es geht schon besser. Also, was ist das für ein Zeug?«
»Es ist wirklich etwas zu essen.« Er holte einen flachen, kleinen Fladen aus dem Korb. »Das hier ist Phel'leth, so eine Art Brot. Schmeckt gar nicht schlecht. Das hier ist gekochter Buddelfisch, zäh wie ein alter Schuh, aber sehr nahrhaft. Und das hier sind Greifbuschnüsse.«
Sie sahen aus wie Miniaturkürbisse von der Größe einer Wasserkastanie. »Ihre Schale ist steinhart und mit durchaus genießbarem Wasser gefüllt. Man isst sie meist zum Frühstück. Wenn man durch die Spenswüste wandert, findet man sie immer wieder und kann sich praktisch ausschließlich davon ernähren.«
Er hob einige grüne Stängel aus dem Korb. »Das hier nennt man Gritha, schmeckt wie Seegras und ist überall billig zu haben. Das Essen für die Armen und für Gefangene – das Äquivalent zu unseren Bohnen mit Reis.« Hauskyld durchfühlte den Korb. »Das war's wohl. Wird für einen Tag reichen. Ich schlage vor, dass wir erst die Greifbuschnüsse essen. Die halten sich nicht so lange wie das andere Zeug.«
»Ich habe nichts dagegen. Irgendwelche Vorschläge bezüglich der Weinmarke?«
»Scheint ein guter Wasserjahrgang zu sein.« Er schüttelte das Wasser von den Händen. »Wenn ich mein Messer haben könnte …«
Sie griff in die Tasche und reichte ihm das Messer. Er schnitt die Phel'leth durch und belegte sie mit dicken Scheiben der Nüsse.
»Hey, da fällt mir etwas ein. Warum haben die uns wohl das Messer gelassen?«
»Vermutlich weil wir hier nicht viel damit anfangen können, angesichts der Mauern und des Tores«, antwortete sie und biss in ihr Brot. »War es denn unbedingt nötig, hier mitten auf dem Hof zu beten?«
»Ich hatte plötzlich das unbestimmte Gefühl, ich müsse es tun.«
Schweigend aßen sie weiter. Hauskyld hätte nur zu gerne gewusst, warum sie ihm diese Frage gestellt hatte. Aber dann beschloss er, dass ihn die Antwort vermutlich gar nicht interessieren würde. Sie war eben ein typischer
Weitere Kostenlose Bücher