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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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dass es an der Zeit war, sich abzulenken.
    Also zog er sich hastig an und verließ die Zelle, die eigentlich eher einer der Höhlen in der Nähe des Greifbuschs ähnelte – so wie die, in der sie die vorige Nacht verbracht hatten. Er streckte sich und stellte fest, dass ihm noch immer alle Glieder schmerzten. Lange war es her, dass er regelmäßig gebetet hatte, doch nun schien es ihm das Natürlichste zu sein, was er in seiner Situation tun konnte. Der Heilige Mbwe hatte darauf bestanden, dass regelmäßig zweimal am Tag gebetet wurde. Also kniete Hauskyld auf dem staubigen Hof nieder und murmelte leise die lange vertrauten Worte. Tiefe Stille breitete sich ringsherum aus.
    Er dankte Gott für Clio und für die Gelegenheit, die Festung zur Abwechslung noch einmal verlassen zu dürfen, und dafür, dass er überhaupt nach Randall gekommen war. Dann sprach er noch das Gebet des Heiligen Mbwe. »Herr, gibmir Weisheit, wo sie mir fehlt. Und lass sie von meiner Seele fluten zu jeder anderen Seele, so lange bis Frieden herrscht im ganzen Universum. Zeig mir die Seelen, die …«
    Irgendetwas traf ihn hart am Hinterkopf. Er schlug auf dem Boden auf und rollte zur Seite. Schützend hielt er sich die Hände vor das Gesicht, doch der Greif, der vor ihm stand, trat ihm mit voller Kraft in die Rippen. Hauskyld kullerte zur Seite, und dort wartete schon ein anderer Greif auf ihn, der ebenfalls zutrat. Als ihm dann noch ein Randallaner einen Hieb in die Magengrube versetzte, wurde ihm wieder schwarz vor Augen.
    Die Randallaner und Greife, die ihn einkreisten, schlugen und traten weiter auf ihn ein. Hauskyld wehrte sich nicht und versuchte, langsam und vorsichtig Luft zu holen. Ihre Schläge waren hart und kamen rasch hintereinander, doch erstaunlicherweise verschonten sie sein Gesicht und die Genitalien.
    Er fühlte seine Arme nicht mehr, die Rippen schmerzten bei jedem Atemzug, und er hatte das Gefühl, sich im nächsten Augenblick übergeben zu müssen. Trotzdem lag er nur da und wehrte sich nicht.
    Schließlich hörten sie auf, und eine der Handschlangen kroch auf seine Brust.
    Das darfst du nicht, dieses Sprechen zu Jesus.
    »Ich verstehe.«
    Wirst du gehorchen?
    »Ja, ich habe verstanden.«
    Die Handschlange kroch wieder von ihm herunter. Dann schlugen die anderen wieder auf ihn ein, mit Händen und Füßen, und überall dort, wo keine bleibenden Schäden zu erwarten waren. Sie bearbeiteten sein Gesäß, bis die Haut wund und dunkelrot war. Ihre Prügel folgten einer eigenen, präzisen Methodik. Irgendwann schoss Hauskyld trotz der Schmerzen der Gedanke durch den Kopf, dass sie sicher schon viele menschliche Körper obduziert haben mussten um zu wissen, wie sie ihm große Schmerzen bereiten konnten, ohne ihn ernsthaft zu verletzten.
    Zuletzt rollten sie ihn auf den Rücken, dann setzte sich ein Randallaner auf seine Brust und schlug ihn hart ins Gesicht. Hauskyld zählte nicht mit, aber nach etwa zehn Schlägen hatte er unerträgliche Kopfschmerzen, und seine Zähne fühlten sich an, als würden sie herausfallen, wenn er den Mund öffnete. Wieder kroch die Handschlange auf seine Brust.
    Das geschieht von nun an jedes Mal, wenn du machst das Sprechen mit Jesus.
    »Ich verstehe.«
    Die Handschlange glitt wieder von ihm herab und verschwand im Beutel eines Greifs. Das schwere Holztor wurde hochgezogen, und die Wachen schritten hindurch. Danach rumpelte und polterte das Tor wieder herunter. Hauskyld sah genauer hin und bemerkte, dass ein riesiger Felsbrocken als Gegengewicht diente, der bestimmt einige Tonnen wog. Der Mechanismus selbst war jedoch versteckt und konnte vermutlich nur von außen betätigt werden.
    Trotz seiner Schmerzen rollte sich Hauskyld auf die Seite und stand langsam und vorsichtig auf. Er wischte sich den roten Sand aus dem Gesicht und kontrollierte seine Zähne. Erstaunlicherweise schien keiner von ihnen locker zu sein. Und seine Rippen, die ihn am meisten schmerzten, waren nicht gebrochen.
    Als er in die Zelle zurückschritt, durchwühlte Clio gerade ihre Tasche.
    »Hallo«, sagte sie und dann blickte zu ihm auf. »Um Gottes willen, was hast du gemacht?«
    Er ließ sich ächzend auf dem Boden nieder.
    »Dafür bin ich selbst am wenigsten verantwortlich. Ich habe lediglich gebetet, aber das gefiel den Wachen wohl nicht. Also haben sie dafür gesorgt, dass ich damit aufhöre.«
    Sie stand auf und humpelte zu ihm. »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Nein, nichts. Danke. Es sei denn, du hast zufällig eine

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