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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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Innenhof bei oder liefen mitten in die gerade von der Mauer aus gestartete Gegenoffensive.
    Die Soldaten, die gerade mit der Offensive begonnen hatten, waren von dem plötzlichen Ansturm völlig überrascht und verloren wertvolle Sekunden, ehe sie wieder in ihre gewohnte Formation zurückkehren konnten. Einer der Greife nutzte die Gelegenheit, attackierte sie mit seinem Schnabel und schlug mit den weit ausgebreiteten Schwingen mehrere Soldaten von der Mauer.
    Noch immer wurde den Randallanern Widerstand entgegengesetzt. Hauskyld fühlte fast eine Art von perversem Stolz in sich aufsteigen, als er seine Glaubensbrüder beobachtete. Doch egal wer am Ende die Schlacht gewann, das Blutvergießen war so sinnlos, dass ihm die Tränen über das Gesicht rollten. Kurze Zeit später waren alle Teile der Festung, die er überblicken konnte, in der Hand der Randallaner. Ungefähr zweitausend Tripel waren noch im Anflug und würden bald in der Festung landen.
    Hauskyld hörte plötzlich an seiner linken Seite einen ohrenbetäubenden Knall. Als er den Kopf drehte, sah er einen jungen Aquinier, sicher nicht älter als fünfzehn Jahre. Der Junge hatte gerade dem hilflosen, noch immer am Pfahl festgebundenen Rha'ngri mitten ins Gesicht geschossen. Mit weit aufgerissenen Augen und starrem Blick richtete der Mönch den Lauf der Pistole auf Hauskyld.
    Ein Greif, der hinter dem Jungen stand, drehte sich blitzschnell um und versetzte ihm einen heftigen Stoß, sodass er über die Brüstung stürzte. Hauskyld lehnte sich so weit wie möglich vor, um zu sehen, ob der Junge noch lebte. Sein linkes Bein war merkwürdig verdreht, und auch der rechte Knöchel schien gebrochen zu sein. Hauskyld rief dem Jungen zu, er solle sich nicht bewegen, doch entweder konnte oder wollte der ihn nicht hören. Er stützte sich mit den Armen auf und versuchte, von der Festung wegzukriechen.
    Hauskyld fragte sich noch Jahre später, warum der Junge diese Richtung eingeschlagen hatte. Dort gab es nichts außer den Minen, der Wüste und den Randallanern. Hoffnung auf Rettung und seine Freunde bestand für ihn nur in der entgegengesetzten Pachtung, also in der Festung. Er kam noch nicht einmal zwanzig Meter weit, dann riss ihn eine detonierende Mine in Stücke.
    »Hauskyld!« Thwov stand plötzlich hinter ihm und trennte ihm die Fesseln durch; Hauskyld wäre beinahe über die Brüstung gefallen, doch im letzten Augenblick verlagerte er sein Gewicht und landete mit einem lauten Plumps auf dem Hinterteil.
    »Wisch dir mal dein Gesicht ab.« Erst jetzt merkte er, dass seine Kleidung mit seinem Mageninhalt besudelt war. Er wischte sich die Reste des Erbrochenen aus dem Bart und blickte dann zu Clio hinüber, die sich heftig die Arme massierte, um die Taubheit loszuwerden. Es dauerte nicht lange, dann waren auch Kuf und Thingachganderook frei.
    Im großen Innenhof, führte Pater Sherman eine zerlumpte Gruppe an, mit nichts anderem bewaffnet als mit einem großen Kruzifix, das er vor sich hertrug. Einige seiner jungen Adjutanten hatten sich um ihn gedrängt, offensichtlich waren sie völlig verängstigt. Der weiße Haarschopf des Abtes schimmerte im Licht der untergehenden Sonne rosa, und er grölte aus vollem Halse ein altes Kampflied. Plötzlich ragte der Bolzen einer Armbrust aus seiner Stirn heraus.
    Hauskyld war nahe genug an dem Geschehen, um zu beobachten, dass Sherman den Kopf hob – es sah fast so aus, als wollte er sich den Bolzen genauer ansehen – und dann nach vorne umkippte. Zwei der Jungen knieten bei ihm nieder, und ein anderer fiel ihnen, durch eine Pistolenkugel in den Hinterkopf getroffen, ins Kreuz.
    Eine fast unheimliche Stille breitete sich aus. Die Kunde von dem, was gerade geschehen war, verbreitete sich ungemein schnell durch die ganze Festung. Sowohl Menschen als auch Randallaner hielten einen Augenblick im Kampf inne.
    Der Lautsprecher knisterte.
    »Hier spricht Kanegawa, Komtur der Tempelritter. Als Befehlshaber dieser christlichen Garnison weise ich alle Terraner an, sich den Anordnungen der Hochkrone zu fügen und sich zu ergeben.«
    Dann wiederholte er die Botschaft in der Wahren Sprache, indem er sie langsam und sorgfältig von einem Zettel vorlas, den Hauskyld ihm noch am Morgen zugesteckt hatte.
    Damit war die Schlacht zu Ende. Die Menschen ergaben sich, erst einzeln und dann in immer größeren Gruppen legten sie alle Waffen ab. Überall hörte man das Geräusch der Pistolen und Gewehre, die auf den Boden geworfen wurden, und dann

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