Kreuzzug der Templer
dass ich das Weiße darin sah. Es hätte mich nicht mal gewundert, wenn vor seinem Mund Schaum gesprüht hätte. Godwin war zu einem anderen Menschen geworden. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Mit ihm war in diesem Fall nicht zu reden. Er würde sich auf keinen Kompromiss einlassen.
»Soll ich Sophie sterben lassen?«, flüsterte er. »Willst du, dass sie in der feuchten Erde liegt? Möchtest du hin und wieder ihr Grab besuchen, wenn du herkommst?«
»Nein.«
»Dann lass mich machen, was ich tun muss!«
Suko und ich wussten nicht, was wir noch unternehmen sollten. Wir schauten uns an, wir hätten uns den Boten natürlich schnappen können, um ihn eventuell als Druckmittel einzusetzen, aber das hätte Sophie in große Gefahr gebracht. Es musste noch einen anderen Weg geben, und genau darüber grübelte ich nach.
Godwin sah uns nicht mehr als seine Freunde an. Alles, was mal passiert war, das hatte er vergessen. Ihm ging es einzig und allein darum, seine Frau wieder in die Arme schließen zu können. Er dachte nicht mal darüber nach, dass die andere Seite ein falsches Spiel treiben konnte, denn den Helfern der Hölle durfte man nicht trauen.
»Sag was, John!«, forderte mich de Salier auf.
»Wenn du Sophie zurückhaben willst, dann musst du auf den Handel eingehen.«
»Ach. Und du hast nichts dagegen?«
Ich lächelte knapp. »Natürlich habe ich etwas dagegen, das ist doch klar. Aber ich gebe zu, dass ich im Moment keine bessere Möglichkeit erkennen kann.«
»Das ist gut, John, das ist gut.« Er leckte sich über die Lippen. »Damit kann ich leben.«
Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte. Ich verstand ihn ja. Er liebte Sophie. Und ich dachte darüber nach, was ich in der gleichen Situation getan hätte. Wahrscheinlich hätte ich ähnlich reagiert, wenn es um Glenda Perkins oder Jane Collins gegangen wäre. Ich konnte ihm nicht mal einen großen Vorwurf machen.
»Wann kommt sie?«, fragte der Templer.
»Ich weiß es nicht. Wir haben über die Bedingungen im Einzelnen noch nicht besprochen.«
Er war etwas irritiert. »Dann... dann... müsste ich...«
»Wir beide zusammen.«
Das akzeptierte er. Nach einem knappen Nicken drehte er sich um. Suko und mich hatte er fast vergessen. Außerdem standen wir schräg in seinem Rücken, und genau diese Chance nutzte mein Freund aus.
»Ich bin mal weg!«, flüsterte er mir zu.
Das Wohin blieb mir in der Kehle stecken, denn mein Freund tauchte ab wie ein Schatten. Er nutzt die Dunkelheit perfekt aus, sodass ich mit Godwin plötzlich alleine war.
Er hatte von Suko’s Verschwinden nichts bemerkt, denn für ihn gab es nur den Unterhändler, der weiterhin wie angegossen auf seinem Pferd hockte und nach unten schaute.
»Was sollen wir tun?«, fragte der Templer.
»Das Buch...«
»Ja!«, keuchte Godwin. »Ihr bekommt es. Das ist kein Problem. Ihr bekommt das Buch...«
»Sehr gut.«
»Aber was ist mit Sophie?«
»Ein Austausch«, flüsterte er. »Wir werden einen Austausch vornehmen.«
»Wo?«
»Bei uns. Du kommst auf den Friedhof. Dort warten wir auf dich. Da geben wir dir Sophie wieder.«
Godwin de Salier zuckte zusammen. Er trat einen Schritt zurück. Wahrscheinlich schoss durch seinen Kopf, auf was er sich da einlassen wollte. Wenn der Austausch auf dem Friedhof stattfand, dann hatte die Gegenseite alle Trümpfe in der Hand. Das war ihr Gelände, und man musste davon ausgehen, dass es ihr nicht allein um den Austausch ging, sondern um die Vernichtung der Personen, die auf der anderen Seite standen. Sie würden versuchen, die Templer zu töten. Ein Überfall auf das Kloster, wie er schon mal stattgefunden hatte.
»Lass dich darauf nicht ein, Godwin!«, zischelte ich meinem Freund zu. »Dort haben sie ein Heimspiel. Das können wir nicht zulassen.«
»Was soll ich tun?«
»Ich rede jetzt!«
Auf einmal sah er wieder so aus, als wollte er mir ins Gesicht springen. Doch im nächsten Moment erkannte er, dass ich es ehrlich meinte. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und nickte. »Gut, John, ich vertraue dir.«
»Keine Sorge, das kannst du.«
Ich sah, dass im Hintergrund seine Templer-Brüder warteten. Sie griffen aber nicht ein und waren so weit entfernt, dass sie auch nicht alles von unserer Auseinandersetzung mitbekommen hatten.
Godwin hatte es zwar eilig, was verständlich war, aber ich rechnete anders. Die Nacht lag noch vor uns. Lange Stunden, in denen viel passieren konnte.
Allerdings wollte ich die Geduld des Boten nicht zu sehr
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