Kreuzzug der Templer
schickt ihn hinter uns her. Ansonsten bleibt bitte wachsam.«
»Was kann passieren?«
»Wir wissen es nicht.«
Die Templer ließen uns vorbei. Dass sie es nicht gern taten, sahen wir ihnen an. Aber im Augenblick war es wirklich die beste Lösung, wenn wir uns nur zu zweit auf den Weg machten.
Verschlossen war die Tür nicht, und der abendliche Garten empfing uns. Eine hohe Mauer friedete das große Grundstück ein. In ihrer Nähe waren die Schatten dunkler, aber dort wollten wir nicht hin. Unser Ziel war die Kapelle, und die konnten wir auf dem direkten Weg erreichen.
Nichts passierte. Wir nahmen den mit Kies bestreuten Weg, der uns bis zum Ende des Grundstücks führen würde. Rechts und links zweigten schmalere Wege ab. Hecken waren gepflanzt und sorgfältig beschnitten worden.
Es gab auch Lücken zwischen den Gewächsen, in denen Bänke standen, die bei schönem Wetter zum Ausruhen einluden. Einen Nutzgarten hatten die Templer ebenso angelegt, doch der lag weiter rechts und war für uns nicht einsehbar.
Vom Fenster aus hatte ich den einsamen Reiter gesehen. Im Moment konnten wir ihn nicht entdecken, aber wir gingen nicht davon aus, dass er geflohen war. Bestimmt hatte er die Dunkelheit genutzt und hielt sich dort verborgen.
»Was denkst du über sein Kommen?«, flüsterte Suko.
»Ich denke, dass Alain Giradot ihn geschickt hat, um zu verhandeln.«
»Nein, er soll nicht verhandeln.«
»Wieso nicht?«, fragte ich irritiert.
»Er will Bedingungen stellen, John.«
»Das ist auch möglich. Fragt sich nur, ob wir auf die eingehen werden.«
Wir hatten den Reiter in der Nähe der Kapelle gesehen, und dort würden wir ihn auch finden, das stand fest. Von Godwin de Salier sahen und hörten wir noch immer nichts. Das war vielleicht auch besser so. Er hätte zu emotionsgeladen reagiert, weil er so persönlich betroffen war.
Urplötzlich sahen wir den Höllentempler. Er schien wie vom Himmel gefallen oder aus der Erde hochgestiegen. Er war da, er wirkte wie ein Standbild, das sich um keinen Millimeter bewegte. Von ihm ging eine unbestimmte Kälte aus. Er war kein Mensch, auch wenn er auf einem normalen Pferd saß.
Auf uns machte er nicht den Eindruck einer angriffslustigen Gestalt. Wir sahen nicht mal eine Waffe. Natürlich konnte er die unter seiner schmutzigen Kutte verborgen haben, aber eine Sense oder ein Schwert fielen uns nicht auf. So wie er vor uns auf dem Pferd saß, machte er tatsächlich den Eindruck eines Unterhändlers und nicht den eines Kämpfers. Wir hatten offenbar richtig vermutet.
Das Pferd bewegte sich nicht. Es gab keinen Sattel, nicht mal eine alte Decke. Da sich unsere Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten wir auch sein Gesicht.
Es war heller als die übrige Gestalt. Godwin hatte von einer Fratze mit grünlicher Haut gesprochen, und wenn wir genau hinschauten, traf das auch bei dieser Gestalt zu.
Sie hatte nicht gesprochen, wir redeten auch nicht. Es waren die langen Sekunden der Stille und des sich gegenseitig Belauerns, die uns hier umfasst hielten.
»Machst du es?«, flüsterte Suko schließlich.
»Ja«, entgegnete ich ebenso leise und sprach dann die Gestalt an. »Wer bist du? Warum bist du gekommen? Wer hat dich geschickt?«
»Ich will reden.«
»Bitte.«
»Nicht mit dir!«
Wir mussten uns erst an die Stimme gewöhnen, die im Prinzip keine war. Sie klang künstlich, als stammte sie von einem alten Recorder, dessen Ton mit anderen Geräuschen vermischt worden war.
»Man hat uns geschickt«, erklärte ich.
»Wo ist de Salier?«
»Nicht hier.« Ich blieb hart. »Was du uns zu sagen hast, werden wir an ihn weitergeben.«
»Ja, ich habe es gehört. Ich soll bestellen, dass wir die Frau haben.«
»Das hatten wir uns gedacht.«
»Und sie wird sterben!«, drohte die Gestalt.
»Warum?«
»Vielleicht auch nicht. Wir wissen, wer sie ist. Aber es kommt auf euch an.«
»Und was sollen wir tun?«, fragte ich.
»Etwas geben.«
»Einen Tausch?«
»Ja.«
»Was wollt ihr haben?«
Der Reiter bewegte den Kopf. Eine Kapuze, die in eine Kutte überging bedeckte einen Teil, sodass nur das Gesicht zu sehen war. Auf mich wirkte er noch immer wie ein schauriges Monument, aber ich wunderte mich nicht mehr darüber, dass er noch sprechen konnte.
»Was wollt ihr haben?«, wiederholte ich meine Frage.
»Die Bibel. Die Bibel des Baphomet...«
Jetzt war es heraus, und wir mussten beide feststellen, dass wir uns geirrt hatten. Ich hörte, wie Suko scharf den Atem
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