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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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nicht mächtig war, nahm einen joglar in Dienst. Überraschend viele Sänger waren übrigens die Komponisten ihrer eigenen Lieder. Das muß um so mehr verwundern, als sie fast durchweg des Schreibens unkundig und genötigt waren, ihre Dichtungen zu diktieren. Dichten wurde aus diesem Grunde gleichbedeutend mit Diktieren gebraucht. Ein Troubadour war während der schönen Jahreszeit unterwegs und zog allein oder - wenn es seine Mittel gestatteten - in Begleitung von joglars von Schloß zu Schloß. Er besuchte die alten Gönner und erwarb sich neue. Wenn dann die schlechte Jahreszeit kam, kehrte er in seine Heimat zurück, um von dem Gewonnenen zu leben oder - falls die Ernte kärglich gewesen war - sich anderweitig seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Den Winter über schmiedete er neue Verse und bereitete sich zur nächsten Frühlingsfahrt vor. Das Leben eines solchen Minnesängers ähnelte dem, wie wir es von den homerischen Dichtem kennen (vgl. Kannegießer S. XVII ff.).
    Im ersten Band seiner Albigensergeschichte führt Napoléon Peyrat folgendes aus: Wie Griechenland hat Aquitanien mit der Poesie begonnen; Frankreich hingegen hat, wie Rom, anfänglich nur die Prosa gekannt. In Aquitanien befand sich, wie in Hellas, der Sitz der dichterischen Inspiration auf wolkenverhüllten Berggipfeln, Pius, Pogs oder Pechs genannt (vom lateinischen Wort podium) ... (Seite 47 u. 51).
    Ein solcher »Pog« war der von Montségur. El Pog de Mont Segur fo per aital bastiz ... (Tudela, Vers 3260).
    8 Zu dem Troubadour Wilhelm von Montanhagol vgl. die Arbeit von Coulet (Seite 48 ff.): E d'amor mou castitatz (wörtlich: Und von Minne kommt Keuschheit).
    Der romanische Minnebegriff mit seiner - uns fast unnatürlich anmutenden - Entsagungssucht hat auch bei den deutschen Minnesängern nicht recht Eingang finden können. Trotzdem mag die Gegenüberstellung des deutschen Minnesängers Wolfram von Eschenbach und des romanischen trobaire Peire Cardinal erhellen, wie scharf man dazumal Liebe und Minne zu nennen pflegte:
    Ich lobe hoch die gut' und rechte Minne, die schöner Hoffnung ist und edler Sitte, doch nicht die falsche, lügnerische Liebe,
    deren Beginn dem Ende widerstreitet, nicht jene, die den Liebenden betrügt, wo langer Dienst den Lohn verkürzt, nicht jene, die im Wachsen kleiner wird.
    Peire Cardinal (Voßler S. 8).
    Durch die Gelehrten wird uns kund,
    Daß Amor und Kupido und Frau Venus, Mutter diesen Zwein,
    Den Menschen Minne pflanzen ein Durch spitze Pfeil' und Fackelglut.
    Die Minn' ist weder schön noch gut.
    Wem wahre Treue füllt das Herz,
    Den bannt die Liebe allerwärts,
    Ob sie betrüb', ob sie erfreue,
    Denn rechte Minn' ist wahre Treue.
    Kupido, deiner Pfeile Strahl,
    Fehlt mich ganz sicher jedesmal;
    Nicht minder Amors Speer mich fehlt.
    Wenn auch der Minn' ihr zwei befehlt Nebst Venus mit der Fackel Brand -Solch Minnen ist mir unbekannt.
    Wolfram von Eschenbach. (532)
    9    Die didaktischen Gedichte der Troubadoure Arnold von Marveil und Amanieu des Escas wurden Peyrat (Band I Seite 86 u. 87) entnommen.
    10    Die provengalische Sprache ist die erste Abart der lateinischen lingua rustica, die sich zum Kunstgebrauch hervorbildete. Ihren Namen hat sie von der Provence, wurde aber in ganz Südfrankreich, namentlich in Dauphine, Languedoc, Auvergne, Poitou, Guienne, Gascogne und außerdem in den spanischen Landschaften Aragonien, Katalonien und Valencia gesprochen. Als occitanische Sprache oder langue d'oc bezeichnet man sie nach dem Wort oc (= ja; von dem lateinischen hoc), im Gegensatz zu der französischen langue d'oil (oil = ja; von dem lateini-schen hoc illud; das jetzige oui). Alle Völker, die die provençalische Sprache redeten, also alle französischen Südprovinzen, gehörten zum Gebiete der Languedoc (französisch: le Languedoc). Vgl. Vic-Vaissette Band IX. Kannegießer Seite XIV usw.
    Nach dem Albigenserkreuzzug ging die langue d'oc in die langue d'oil über und hat sich noch als landschaftliche Mundart (patois) erhalten. Das im Department Ariège gesprochene Patois hat manche Ähnlichkeit mit der baskischen Sprache aufzuweisen; z. B. fenno (Frau) heißt auf baskisch henno. Auch unverkennbare Reste der Goten- und Sarazenenbesetzung sind noch vorhanden. Drei Sabar^s-Dörfer, Gourbit, Banat und Rabat sind zweifelsohne von den Mauren nach den bekannten nordafrikanischen Städten benannt worden. Vgl. Garrigou: Ibérie und ders. Foix.
    11    Dante, Hölle, achtundzwanzigster Gesang: Bertran de Born;

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