Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
Vom Netzwerk:
ein Vulkan. Rinnendes Blut, brennende Tote, lodernde Stadt, stürzende Mauern, singende Mönche, mordende Kreuzfahrer, plündernde Zigeuner ... So starb Beziers, so begann der Kreuzzug gegen den Gral.
    In Ermangelung von Geiern und Krähen überläßt man Beziers den Hunden und Wölfen. Sein grauenvoller Untergang verursacht eine Panik in den Städten der Languedoc. Das hatte man nicht erwartet. Daß der »Kreuzzug« ein »Krieg« war, darüber war man sich längst klar geworden. Daß aber Louvre und Vatikan sich gegenseitig überbieten könnten in der Vernichtung Romaniens, das hatte man nicht erwartet. Die Erkenntnis kam jedoch zu spät: der Kreuzzug mit seinen dreihunderttausend Pilgern war mitten im Land und ... der Graf von Toulouse, selbst Teilnehmer am Kampf, hatte seine Trümpfe verspielt. Das war das Schlimmste!
    In Carcassonnes 118 Mauern, von Gotenkönigen und den kühnen »Tren-cavel« erbaut, wimmelt es von Flüchtlingen. Weinbauern aus dem Lau-ragais, Hirten aus dem »Schwarzen Gebirge« und den Vorbergen der Pyrenäen haben sich mit ihren Viehherden und ihrem wenigen Hab und Gut vor dem heranjagenden Orkan in Sicherheit bringen wollen.
    Am Abend des ersten August, einem Dienstag, meldet die Wache vom höchsten Turm des Schlosses den nahenden Kreuzzug. Erst am Donnerstag früh wird es im Kreuzfahrerlager auf der anderen Seite des Au-deflusses lebendig.
    Veni creator spiritus ... tönt die Kreuzzugshymne durch den Morgen. Das ist das Zeichen zum Sturm. Die Pilger setzen über den Fluß und beginnen die Vorstadt Graveillaude zu bestürmen. Nach zweistündigem Kampf müssen die Truppen der Vicomte der Übermacht weichen und die Vorstadt dem Feinde überlassen. Graveillaude wird dem Erdboden gleichgemacht.
    Am Freitag hoffen die Kreuzfahrer, auf die gleiche Weise die Vorstadt Saint-Vincent nehmen zu können. Sie rücken durch die rauchenden
    Trümmer von Graveillaude vor und stürmen gegen die Mauern von Saint-Vincent. Aber die sind fester und besser verteidigt. Der Angriff mißlingt.
    Der König von Aragon, Ramon-Rogers Schwager, ist auf die Kunde von dem Blutbade in Béziers über die Pyrenäen gekommen. Er hofft, durch seine Fürsprache das gleiche Los von Carcassonne abwenden zu können. Mit einer Eskorte von hundert aragonischen und katalonischen Rittern zieht er in das Kreuzfahrerlager ein. Nach kurzer Ruhepause im Zelte des Grafen von Toulouse reitet er unbewaffnet, nur von drei Reitern begleitet, zur bedrängten Cité hinauf. In Carcassonne herrscht große Freude: »Der König kommt uns zu Hilfe, wir sind ja seine Vasallen und Freunde ...!«
    »Vicomte«, sagt der König von Aragon zu seinem Schwager, »bei Jesus unserem Herrn, habe ich Ihnen nicht oft geraten, die Ketzer mit ihrer verrückten Lehre aus der Stadt zu weisen? Und nun bin ich voller Sorge, Sie und Ihre Stadt in solcher Gefahr zu sehen. Ich weiß keinen anderen Ausweg als einen Vergleich mit Frankreichs Baronen. Das Kreuzheer ist so gewaltig, daß ich einen guten Ausgang Ihrer Sache bezweifeln muß. Ihre Stadt ist stark, ich weiß das wohl; sie enthält jedoch zu viel Frauen und Kinder. Erlauben Sie mir, mit den Baronen Verhandlungen anzuknüpfen?«
    »Sire«, antwortet der Vicomte im Einverständnis mit seinen Baronen, »tun Sie, wie Sie für gut halten. Wir vertrauen Ihnen.«
    Der Monarch reitet ins Lager zurück. Die französischen Prinzen und Barone sind einverstanden, wollen aber ohne die Zustimmung des päpstlichen Legaten nichts zusagen. Aragons König sucht deshalb den Abt von Citeaux auf und trägt ihm den Fall vor. Schweigend hört ihm der zu und sagt dann:
    »In Anbetracht unserer Hochachtung für den König von Aragon erlauben wir seinem Schwager, dem Vicomte von Carcassonne, mit zwölf Begleitern nach seiner Wahl abzuziehen. Die Stadt und alle Menschen in ihr gehören den Kreuzfahrern.«
    Betrübt steigt der König wieder zur Cité hinauf ...
    »Sire«, ruft Ramon-Roger, »glauben Sie, ich verriete auch nur den geringsten meiner Untertanen? Lieber tötete ich mich selbst. Reitet nach Hause, ich bitte Euch darum. Ich werde mich und meine Stadt selbst zu verteidigen wissen.«
    Bekümmert küßt der König seinen Schwager und reitet durch die Grafschaft Foix nach Hause zurück, an Montsegur und an den Höhlen des Sabarthes vorbei, deren Mauern man gerade ausbessert und verstärkt ...
    Die Kreuzfahrer wiederholen den Ansturm. Aber dieses Mal werden sie von einer Flut von Pfeilen, Steinen, siedendem Wasser und griechischem Feuer

Weitere Kostenlose Bücher