Kreuzzug gegen den Gral
stößt der Abt von Citeaux mit neuen Truppen zu ihm. Wilhelm, der Herr von Minerve, will die Stadt den Kreuzfahrern ausliefern, wenn man seinen Untertanen das Leben schenkt. Arnold wünscht sehnlichst den Tod aller Ketzer; er glaubt aber, den Befehl, alle Belagerten umzubringen, mit seiner Priesterwürde nicht vereinigen zu können. Er bestimmt deshalb, daß man allen Katholiken und den Ketzern, die bereit seien, ihren Glauben abzuschwören, das Leben lassen solle. Montforts Ritter protestieren: »Wir sind gekommen, die Ketzer auszutilgen und nicht sie zu begnadigen. Aus Furcht, sterben zu müssen, werden sie eine Bekehrung vorspiegeln!« Abt Arnold beruhigt sie: »Ich kenne sie zur Genüge, kein einziger von ihnen wird sich bekehren.«
Er kannte die Ketzer wirklich gut. Mit Ausnahme von drei Frauen weigern sie sich alle, ihr Leben durch Abschwören ihres Glaubens zu erkaufen und ersparen ihren Schergen die Mühe, sie in die lodernden Scheiterhaufen zu treiben. Frohlockend stürzen sie sich selber in die Flammen.
Dann soll Termes dem Erdboden gleichgemacht werden ...
Eine uneinnehmbare Burg, eine vorzüglich befestigte Stadt, eine ebenfalls mit starken Mauern umgebene Vorstadt, das ganze umschlossen von einem reißenden Fluß in seinem tief in den Granit eingefressenen Bett: das ist Termes.
Ramon, der greise Schloßherr, ein Belissensohn, ist zur Verteidigung bereit. Das »Gottesheer« läßt nicht auf sich warten. Aber erst als ein Nachschub kommt, von Bretonen, Franzosen und Deutschen, wird es ernst.
Ein erfahrener Fachmann leitet die Belagerung: Guilhem, Erzabt von Paris und Spezialist für Belagerungsmaschinen. Er predigt, schilt, gibt den Zimmerleuten und Schmieden Anweisungen, feuert die Soldaten an, kurz: er versteht seine Sache. Rings um die Stadt läßt er modernste Mauerbrecher und Katapulte aufstellen.
Monate vergehen. Die Belagerten machen sich über die nutzlosen Bemühungen der Angreifer lustig:
>Unsere Stadt ist stark, rennt euch den Kopf nur ein, und ... wir haben mehr zu essen als ihr .!«
Die Belagerten wissen wohl, daß im Kreuzzugslager der Hunger wütet. Blätter und Gras müssen das fehlende Brot ersetzen. Aber Gott sorgt für seine Pilger im Harnisch. Wieder verbietet er den Wolken, die Ketzer zu tränken. Die Brunnen der belagerten Stadt versiegen. Die Belagerten stillen ihren Durst mit Wein. Der aber droht zu Ende zu gehen. Hunger ist furchtbar, aber noch furchtbarer ist der Durst.
»Morgen ergeben wir uns«, läßt Ramon, der Herr der Stadt, den Kreuzfahrern melden.
Aber Ramon läßt sich am anderen Morgen Zeit. Vom Bergfried seiner Burg schaut er zu den Corbieren hinüber: über dem Bugaratsch steht eine Wolke, klein und bleich. Er. weiß, was sie bedeutet ...
Die Wolke wird immer größer und schweflichter. Überzieht den Himmel. Eine Sintflut bricht los. Die Halbverdursteten schlürfen aus Bottichen das göttliche Naß. Das sollte ihnen Verderben bringen. Die Ruhr bricht in der Stadt aus und mäht die Einwohner dahin. Von Panik ergriffen, versuchen die Bürger von Termes dem überall drohenden Tod zu entrinnen. Ein Pilger bemerkt ihren nächtlichen Fluchtversuch und weckt das schlafende Kreuzlager.
Und wieder brennen die Scheiterhaufen ...
Triumphierend kehrt Montfort nach Carcassonne zurück. Ramon von Termes wird dort in den Verliesen eingemauert. Als sein Sohn viel später den begnadigten Vater aus seinem Grab befreien will, findet er hinter den Mauern nur noch Gebeine.
Unterdessen haben die Legaten auf Verlangen. des Papstes doch ein Konzil (zu Saint-Gilles, im September 1210) einberufen müssen.
Mit kalter Gelassenheit erklären sie dem Grafen von Toulouse, er habe sich als meineidig erwiesen, denn er habe nicht alle Ketzer vertrieben, und es sei ihnen unmöglich, einen Meineidigen von einem Mordverdacht freizusprechen. Ohne seine Verteidigung anzuhören, exkommunizieren sie ihn aufs neue.
Ein Mann von großer Charakterstärke hätte sich wahrscheinlich bei der Enthüllung eines so nichtswürdigen Betruges flammenden Zornes entrüstet. Raimon hingegen bricht, von der plötzlichen Vernichtung seiner Hoffnungen erschüttert, in Tränen aus. Seine Richter deuten das als neuen Beweis für seine »angeborene Schlechtigkeit«.
Auf Drängen des Papstes müssen die Legaten in Arles (Januar 1211) erneut eine Konferenz abhalten. 122 Während sie Raimon »bei großer Kälte und Wind« vor den Türen warten lassen, ertüfteln die Legaten neue Bedingungen, die ihnen im voraus
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