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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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alten Stacheldrahtzaun und stolperte über ein umgepflügtes Feld mit verharschten Schneeresten und in den Schutz der Baumgruppe.
    Aufregung, so stellte ich fest, war nicht gut für mein Leiden. Ich bekam einen neuen Übelkeitsanfall, der mich blaß und zitternd zurückließ. Ich tappte schwankend auf allen vieren herum, roch vermodertes Laub und Baumrinde, hörte Mäuse rascheln, dürre Zweige im Wind aneinanderschlagen.
    Die Dämonen hatten mir eine hübsche Falle gestellt. Sie hatten mich beobachtet und verfolgt – wahrscheinlich von dem Augenblick an, als ich über Bord gesprungen war – und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Offenbar war es ihnen darauf angekommen, mein Ziel in Erfahrung zu bringen, bevor sie mir den Garaus machten. Im Augenblick hatte ich ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei all ihrer Kraft und Klugheit schien ihnen die Fähigkeit zu fehlen, mit dem Unerwarteten fertigzuwerden, zu improvisieren.
    Mein Trick mit dem Lieferwagen hatte mir eine Verschnaufpause verschafft – aber nicht mehr. Die Polizeikontrollen würden den leeren Wagen nach wenigen Kilometern anhalten, und dann würde ein Kordon das Gebiet einkreisen und jedes Gebüsch durchstöbern, bis ich zum Vorschein käme.
    Inzwischen hatte ich Zeit genug, um mir anzusehen, wofür ich acht- oder neuntausend Kilometer weit gereist war – das Ding, das Felix mit dem letzten Fragment seines Willens bewacht hatte. Ich zog den Manilaumschlag aus meinem Hemd, riß eine Seite auf. Eine zehn Quadratzentimeter große Waffel aus durchscheinendem Polyon rutschte in meine Hand. Im blassen Mondlicht konnte ich feine Verdrahtungen und farbige kleine Kugeln sehen, die in das Material eingebettet waren. Ich drehte es um und um, roch daran, schüttelte es, hielt es an mein Ohr …
    »Identifizieren Sie sich«, sagte eine winzige Stimme.
    Ich fuhr zusammen, hielt das Ding auf Armeslänge, um es anzustarren, hob es vorsichtig von neuem an mein Ohr.
    »Sie haben sechzig Sekunden Zeit, um sich zu identifizieren«, sagte die Stimme. »Neunundfünfzig, achtundfünfzig …«
    Ich hielt das rechteckige Ding an meinen Mund. »Bravais«, sagte ich. »John Bravais, CBI SA Null-sechs-fünf-vier.«
    Ich lauschte wieder. »… zweiundfünfzig, einundfünfzig …«
    Ich redete ein bißchen mehr.
    »… vierundvierzig, dreiundvierzig, zweiundvierzig …«
    Mit Sprechen kam ich nicht weiter. Wie, zum Teufel, sollte man sich einer Plastikwaffel von Handtellergröße gegenüber identifizieren? Fingerabdrücke? Eine Mitgliedskarte der Geographischen Gesellschaft?
    Ich nahm hastig meinen CIA-Ausweis aus der Tasche und hielt ihn gegen die Waffel; dann horchte ich von neuem.
    »… einunddreißig, dreißig …« Eine Pause folgte. »Falls innerhalb von dreißig Sekunden keine hinreichende Identifikation erfolgt, wird diese Platte detonieren. Unbefugte werden gewarnt, sich rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu entfernen. Mindestabstand vierzig Meter… zwanzig Sekunden, neunzehn, achtzehn …«
    Ich holte mit dem Arm aus, um das Teufelsding fortzuwerfen, hielt inne. Die Explosion würde alles im Umkreis einiger Kilometer aufmerksam machen und anlocken, von Polizisten bis zu Beobachtern in fliegenden Untertassen und rotäugigen Höllenbestien, die auf menschenähnlichen Händen galoppierten, und ich hätte mein einziges As in einem Spiel um Leben oder Tod verloren… Ich zögerte, sah die tickende Bombe in meiner Hand an. Sprechen nützte nichts. Ausweiskarten mit Lochkombinationen für Spezial-Abtastgeräte bedeuteten dem Ding ebenso wenig. Es mußte etwas Einfaches sein …
    Ein Signal mußte übermittelt werden. Ich hatte nichts – außer einer Anzahl Tricks, die Felix in meine Zähne eingebaut hatte -
    Da war ein Detektor für Spionenaugen, der Schmerzen im linken oberen Schneidezahn verursachte, wenn ich in den Strahlungsbereich solcher Geräte kam. Im dritten unteren Backenzahn rechts befand sich ein Radar-Pulser …
    Ein Sender – vielleicht, wenn die Zeit noch reichte. Ich preßte die Waffel an mein Ohr.
    »… zehn, neun …«
    Mit der Zunge schob ich die Schutzkappe vom Zahn, nahm das Ding in den Mund und biß zu. Es gab einen sauren Geschmack, und ich hielt die Waffel zwischen die Kiefer gepreßt. Wenn das nicht half, konnte nichts helfen.
    Ich riß die Platte aus dem Mund und wollte sie wegwerfen –
    Aber wenn ich es täte, würde ich sie im Dunkeln nie wiederfinden, nicht rechtzeitig. Und es war zu spät, um sie fallen zu lassen und wegzulaufen.

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