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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Benzintank. Ich fuhr den Mercette in die Waschhalle auf die Hebebühne, hob ihn bis unter die Decke und ließ ihn dort. An der Wand hing eine nicht zu schmutzige Arbeitsjacke. Ich zog sie an und ließ den linken Ärmel leer. Nach einem vorsichtigen Rundblick kletterte ich in den Lieferwagen und fuhr ihn auf die Straße, nicht ohne das beunruhigende Gefühl, daß verborgene Augen mich beobachteten.
     
    *
     
    Die Nacht war eine Tortur; Stunde um Stunde nichts als das Singen der Turbine, das Dröhnen der Reifen, während die Straße sich aus der Dunkelheit abrollte, während ich am Lenkrad hing und gegen Fieber, Schwäche, Bewußtlosigkeit und Erbrechen ankämpfte.
    Kurz vor Morgengrauen, unweit der Grenzlinie zwischen Oklahoma und Kansas, überholte mich ein Streifenwagen der Polizei, blieb eine Weile auf gleicher Höhe neben mir. Ein Beamter mit brutalen Zügen und schwarzen Augen schaute heraus und musterte mich ausdruckslos. Ich grinste, winkte und verlangsamte mein Tempo; der Streifenwagen erhöhte die Geschwindigkeit und tauchte im Grau des frühen Morgens unter.
    Ich nahm das Gas weg, bog in den erstbesten einspurigen Feldweg ein und holperte zehn Kilometer an verfallenden Farmen und zusammengebrochenen Scheunen vorbei. Eine Stunde später erreichte ich eine Siedlung namens Cherokee Farm. In einem Fernfahrercafe brannte Licht. Ich parkte, ging hinein, nahm einen Ecktisch mit Blick zur Tür und bestellte Spiegeleier mit Schinken. Ich aß langsam und konzentrierte mich darauf, das Essen bei mir zu behalten. In meinem Kopf begann sich wieder alles zu drehen, und die Schmerzen in meinem geschwollenen Arm wurden von Stunde zu Stunde schlimmer. Ich hielt mich nur noch mit bloßer Willenskraft und Drogen aufrecht. Ohne das künstliche Kräftereservoir, das meine PAPA-Ausrüstung mir gab, wäre ich längst zusammengebrochen.
    So konnte ich immerhin noch durch den grauen Schleier sehen, der vor meinen Augen hing, das Essen mechanisch schlukken und ohne übermäßiges Schwanken das Lokal verlassen und in den eisigen Morgen hinaus zu meinem Lieferwagen gehen.
     
    *
     
    Eine Stunde danach steuerte ich den Lieferwagen an den Rand einer von Schnee und Eis überkrusteten Nebenstraße mit baufälligen, höhlenartigen Häusern, die vor hundert Jahren einmal Höhepunkt des Erfolges reicher Farmer und Viehhändler gewesen waren. Heute sahen sie trostlos und vernachlässigt aus.
    Ich stieg aus, wartete, bis der Boden unter mir zur Ruhe gekommen war, und ging zwei Blocks zurück zu einem altmodischen roten Ziegelbau mit einem handgemalten Schild: YMCA, Coffeyville, Kansas, 1965.
    Drinnen saß ein gelangweilt aussehender jüngerer Mann mit gelichtetem Haar hinter dem aufgequollenen Furnier eines nie-renförmigen Schreibtisches und betrachtete mich mit geschürzten Lippen. Hinter ihm hing ein großes Schild an der Wand. »Willkommen, Bruder«, las ich. Darunter hing ein kleineres Schild mit der handschriftlichen Bekanntmachung: »Dusche – 50 Cents«.
    Ich ignorierte den See aus grauem Schleim, in dem sein Gesicht zu schwimmen schien, konnte meine Hand auf die Schreibtischplatte stützen und mich mehr oder weniger aufrecht halten. Dann hörte ich mich sagen: »Ich möchte ein Zimmer für diese Nacht.«
    Sein Mund bewegte sich. Der Raum war überheizt. Ich zerrte an meinem Kragen. Der graue Schleim hatte das Gesicht vor mir überzogen, so daß ich es kaum noch sehen konnte, aber eine Stimme, scharf wie eine Knochensäge, drang bis zu meinem Ohr durch:
    »… keine Betrunkenen hier. Sie müssen dieses Haus wieder verlassen. Dies ist eine christliche Organisation.«
    »Unglücklicherweise bin ich nicht betrunken.« Ich hörte mich die Worte langsam und deutlich aussprechen. »Ich bin ein bißchen von den Füßen; vielleicht eine alte Malaria. Von Zeit zu Zeit kommt immer wieder so ein Anfall…«
    Er schwamm wieder in meinen Gesichtskreis. Ich hielt mich mit beiden Händen an der Schreibtischkante fest und versuchte mich davon zu überzeugen, daß meine Füße fest auf der Gummimatte standen, die die abgewetzte Stelle im Teppich bedeckte. Meine Füße schienen in langsamen Kreisen über meinem Kopf zu schwingen. Ich brachte es fertig, so lange unge-stützt zu stehen, bis ich meine Brieftasche gezogen und Geld auf den Tisch gelegt hatte.
    Er legte seine Hand auf die Banknote. »Nun – Sie sehen tatsächlich ein bißchen fiebrig aus. Vielleicht ist es die Grippe; in dieser Jahreszeit verschont sie kaum einen. Und was Sie da im Gesicht

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