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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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haben, scheint eine böse Schnittwunde zu sein. Sie sollten zu einem Arzt gehen.«
    »Ich bin diese neumodischen Sicherheitsrasierer nicht gewöhnt«, sagte ich. »Ich werde mich schon wieder fangen.« Der Boden glitt wieder zurück, wohin er gehörte. Der Schleim hatte sich ausreichend verdünnt, daß ich das Übernachtungsregister und einen Finger mit langem, abwärts gebogenen Nagel sehen konnte, der die Stelle markierte, wo ich unterzeichnen sollte.
    Ich ergriff den Stift und kritzelte etwas und watete durch knietiefen Nebel zum Aufzug. Ich fuhr aufwärts, wankte an ein paar Meilen Tapeten vorüber, die jemandes Rache für ein Leben voller Enttäuschungen waren, fand mein Zimmer, brachte die Tür auf und ging einen Schritt auf das Bett zu. Dann kippte mir die ganze Zimmereinrichtung entgegen, und ich wußte nichts mehr.
     
    *
     
    Eine Anzahl kleiner roter Männer arbeitete mit Äxten und Sägen an meinem Arm, während ein weiterer auf meiner Brust saß und mit einem Schweißbrenner vor meinem Gesicht spielte. Ich versuchte sie mit Schreien zu verscheuchen, brachte aber nur ein schwaches Krächzen zustande. Ich öffnete die Augen und entdeckte, daß mein Gesicht auf einem staubigen Teppich mit verblaßtem Blumenmuster lag.
    Ich kroch zum Waschbecken, zog mich in die Höhe und ließ das eiskalte Wasser über meinen Kopf plätschern. Ich hörte mich ächzen und stöhnen.
    Durch das schmutzerblindete Fenster schien helles, gelbes Licht herein, als ich zum Bett taumelte. Als ich das nächste Mal hinsah, war es nur noch ein schwach erhelltes Rechteck. Die Zeit schien in großen Stücken vorbeizugleiten, wie ein in Bewegung geratender Eisstau. Beim dritten Erwachen stand ich auf und hielt meinen Kopf wieder unter das kalte Wasser, dann spreizte ich die Füße und riskierte einen Blick in den Spiegel. Eine grauweiße Maske mit langen Bartstoppeln starrte mich aus roten, tief in blauschwarzen Höhlen liegenden Augen an. Die von Felix' Gesichtschirurgie herrührenden Narben waren rote Linien. Das Plastikheftpflaster auf meiner Wange hatte sich gewellt und zum Teil abgelöst, und uner ihm war der tiefe, blutleer klaffende Schnitt zu sehen.
    Ich schaffte es bis zu meinem Bett und kramte meine Brieftasche hervor. Ich hatte immer noch eine Menge Geld. Jetzt war es an der Zeit, etwas davon zu gebrauchen. Ich rief den Empfangsschalter. Der Angestellte meldete sich mit gereizter Stimme.
    »Gibt es hier in der Stadt einen durchgehend geöffneten Automatenladen?« fragte ich, bemüht, meiner Stimme einen ehrlichen und finanziell verläßlichen Klang zu geben.
    »Gewiß«, sagte er. »Zwei.«
    »Gut. Ich zahle jemandem zehn Dollar, wenn er mir ein paar Dinge besorgt.«
    In zwei Minuten war er an meiner Tür. Ich reichte ihm die Liste durch den Spalt, dazu ein Bündel Geld.
    »Jawohl, Sir«, strahlte er. »Wird keine halbe Stunde dauern, Sir. Ah – soll ich nicht doch einen Arzt holen?«
    »Danke.« Er ging, und ich ließ mich aufs Bett fallen und wartete.
     
    *
     
    Eine Stunde später – ich hatte ein Sortiment von einem halben Dutzend Antipyretika, Kreislaufstimulantia, Antibiotika und Schmerztabletten im Magen – nahm ich eine heiße Dusche, rasierte mich, legte ein frisches Heftpflaster auf die Schnittwunde im Gesicht und zwängte mich mitsamt meinem geschwollenen Arm in einen neuen olivgrünen Anzug. Ich steckte meinen restlichen Besitz in die Taschen und ging nach unten. Ich fühlte mich nicht viel besser, aber der Angestellte nickte glücklich, als er meiner ansichtig wurde; anscheinend sah ich jetzt eher wie einer aus, den man in der Herberge einer christlichen Organisation anzutreffen erwartet.
    »Ah – der Hammer«, sagte er, ohne mich direkt anzusehen. »Hat er die richtige Größe?«
    »Genau«, sagte ich.
    Er streifte mich mit einem besorgten Blick. »Vielleicht sollten Sie nicht ausgehen, Sir«, meinte er. »Alle diese Mittel, die ich für Sie besorgt habe – das sind alles bloß schmerzbetäubende Sachen…«
    »Meine Schmerzen sind betäubt, und das ist mir im Moment genug«, erwiderte ich. »Übrigens – wo ist die Franklin Street?«
    Er gab mir die Richtung an, und ich ging in die frostige Nacht hinaus. Ich dachte daran, ein Taxi zu nehmen, ließ es aber sein. Den Lieferwagen wollte ich nicht nehmen; ein gestohlener Wagen konnte gerade die Aufmerksamkeit auf mich lenken, die ich im Augenblick nicht gebrauchen konnte.
    Ich machte mich in einem wackeligen Trott auf den Weg, der sich normalisierte, als die

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