Krieg der Drachen - Roman
Befehle für den Fall überreicht, dass Lhord Rivendell den Verstand verliert?«
Vladimir schüttelte den Kopf. »Warum fragt Ihr?«
»Er hat mir gesagt, das hätte er. In einem Gespräch fragte er mich, ob Ihr bei klarem Verstand und ob Ihr ehrgeizig seid. Und er fragte, ob Ihr in der Lage wäret, die militärische Führung der Expedition zu übernehmen, falls Rivendells geistige Gesundheit infrage stünde.«
Seine Augen wurden schmal. »Zu mir hat er nichts dergleichen gesagt. Er hat mich ermuntert, unsere Männer zum Bau Fort Hoffnungs einzusetzen, da Rivendell uns sicher nicht in die Schlacht schicken wird. Euer Oheim hat zu keiner Zeit eine militärische Rolle für mich erwähnt, und der Wahrheit die Ehre, ich bin dafür auch durchaus nicht geeignet.«
»Er sagte, Ihr könntet den Grafen als Berater einsetzen.«
»Und ich bin sicher, er wäre höchst fähig. Was geht in Eurem Kopf vor, Owen? Es liegt ein Glanz in Euren Augen.«
Der Soldat blinzelte. »Ich denke, dass ich meinen Verstand wohl ausgeschaltet haben muss. Mein Oheim tut bestimmt nichts, was nicht ihm persönlich zum Nutzen gereicht. Also war es zu seinem Wohl, dass er mit mir redete, wie er es tat. Er war freundlich und entschuldigte sich bei mir für die üble Behandlung, die er mir hat angedeihen lassen. Ich hielt es für ehrlich, doch wie sollte ich das beurteilen? Er war noch niemals ehrlich zu mir.«
Vladimir nickte. »Mir sagte er, Rivendell würde scheitern, und im kommenden Jahr würde er mit genügend Truppen und Artillerie zurückkehren, um du Malphias zu vernichten. Fort Hoffnung wäre sein Brückenkopf. Er würde die Truppen anführen und den Ruhm ernten.«
»Das ist sicherlich ein Teil davon.« Owen runzelte die Stirn.
»Doch nun frage ich mich, nach allem, was er Euch und mir erzählte, was wird er Rivendell gesagt haben?«
»Eine sehr gute Frage.« Der Prinz senkte den Kopf und schützte seine Augen mit der Hand vor der sich im Wasser grell spiegelnden Sonne. »Euer Oheim gewinnt, wenn Rivendell scheitert. Das erklärt die lächerliche Truppenstärke unter seinem Befehl. Ein siegreicher du Malphias ist eine Gefahr. Das zwingt Norisle, im kommenden Jahr die Truppenstärke und die Mittel zu erhöhen.«
Owen starrte ihn mit offenem Mund an. »Das würde meinem Oheim die größte und stärkste Militärmacht in Mystria in die Hand geben. Er könnte tun, womit du Malphias nur droht: eine eigene Nation ausrufen.«
»Das ist möglich, doch würde eine dankbare Königin ihm sicher mit Freuden das Land zum Lehen geben, das er gesichert hat, was ihm alle Vorteile und zusätzlich größeren Einfluss in Norisle gäbe.«
Owen kaute auf der Unterlippe. »Da ist noch etwas, Hoheit. Er trug mir auf, wenn wir du Malphias’ Festung einnehmen, dessen Unterlagen in meinen Besitz zu bringen. Mein Oheim sucht das Geheimnis der Kontrolle über die Pasmortes zu erlangen. «
Vladimir schwirrte der Kopf. »Das bedeutet, um Euren Oheim aufzuhalten, müssen wir erreichen, dass Rivendell Erfolg hat. Und dass du Malphias’ Geheimnisse niemals in Herzog Todeskamms Hände fallen.«
»Unmöglichkeiten über Unmöglichkeiten.«
»Diesen Anschein hat es in der Tat.« Er nickte, dann deutete er zurück zur Straße. Bischof Binsen, in frischen weißen Strümpfen und neuen Schuhen mit blitzenden silbernen Schnallen, wartete ungeduldig. »Geht, befreit mich von diesem ermüdenden
Priester, und ich werde sehen, ob es einen Weg gibt, das Unmögliche möglich zu machen.«
ACHTUNDFÜNFZIGSTES KAPITEL
6. Juli 1764
Lindental, Mystria
O wen Radband blieb in geduckter Haltung, als er sich zu Lieftenant Marnhull umdrehte. »Zum letzten Mal, haltet endlich den Mund. Euer Geplapper wird uns noch das Leben kosten.«
Der blonde Offizier reagierte verschnupft. »Ich bin kein Feigling, Radband! Und dass wir hier Posten stehen müssen, ist ohnehin lächerlich.«
Rivendells kleine Provokationen machten Owen wenig aus. Postendienst hatte ihn noch nie gestört, aber mit einem Dauerschwätzer im Wald stehen zu müssen, das war einfach zu viel für ihn. Er wechselte die Muskete in die linke Hand und packte mit der Rechten das Beil. Dann sprang er – und war sich selbst nicht sicher, ob er dem Mann nur Angst einjagen oder ihn wirklich erschlagen wollte.
Durch die plötzliche Bewegung traf die Kriegskeule des Ungarakii nur seine rechte Schulter, statt ihm den Schädel einzuschlagen. Der Hieb riss Owen herum, und stechender Schmerz schoss durch seinen Arm. Aus
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