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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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philosophisch.«
    Nathaniel stöhnte. »Das heißt, Ihr wollt große Worte hören?«
    »Das ist nicht notwendig. Ihr liebt das Land ganz offensichtlich. «
    »Tja, schätze, vor allem mag ich es unverdorben.« Einen Moment saß er schweigend da und ließ das Knistern des Feuers und den fernen, traurigen Schrei eines Eistauchers die Stille durchdringen. »Ich weiß, die Menschen werden es kaputt machen. Die Bäume fällen, einen Bauernhof bauen, aber das ist nur, um leben zu können. Die Shedashie tun das auch irgendwie, aber sie tun es anders. Wenn sie Sankt Fortunas morgen abbrechen würden, wie lange würd’ es dauern, glaubt Ihr, bis das wieder Wildnis wäre?«
    »Ein Jahr?«

    »Eher eine Jahreszeit.« Nathaniels Augen wurden schmal. »Wie lange würd’ es brauchen, damit Port Maßvoll verschwunden ist?«
    »Eine Generation?« Owen erinnerte sich, wie er in Tharyngia über ein Stück remische Heerstraße marschiert war. »Möglicherweise sehr viel länger.«
    »Die Menschen sind arrogant. Da erzählt ihnen ihre Heilige Schrift, dass Gott sie aus Lehm geformt hat wie alles andere auch. Aber sie bilden sich ein, weil sie ihm nicht gehorcht haben und aus dem Paradies vertrieben worden sind, sie wären was Besseres als die Tiere, die Pflanzen und der Dreck.« Der Waldläufer schüttelte den Kopf. »Sie denken sich Regeln und Gesetze aus, die ihnen nutzen. Mit denen sie noch mehr kriegen. Und noch mehr behalten. Spielt keine Rolle, ob sie lügen und betrügen, um es zu kriegen.«
    Owen runzelte die Stirn. »Ihr redet nicht nur vom Land, oder?«
    »Tja, schätze, da habt Ihr Recht.« Nathaniel zögerte, dann grinste er. »Und ich schätze, ich will über die Sache jetzt nichts mehr sagen. Aber es ist so, dass die Menschen mit ihrer Gesellschaft häufig genug mehr Schaden anrichten als Nutzen. Deshalb halt ich lieber Abstand zu den meisten Leuten.«
    »Ist das eine verbreitete Haltung unter Mystrianern?«
    »Keinen Schimmer. Könnte sein, Euer kleines Buch kann Euch das verraten. Ist mir egal. Bin kein Mystrianer.« Nathaniel hob die Hand. »Ja, bin hier geboren. Werd’ vermutlich auch hier sterben, falls es einen Gott gibt, der halbwegs bei Verstand ist. Aber ich gehör nicht zu deren Gesellschaft. Will nichts damit zu tun haben.«
    Owen machte ein skeptisches Gesicht. »Warum lebt Ihr dann nicht einfach bei den Altashie?«

    »Gibt Zeiten, Kapteyn Radband, da kann ein Mensch nicht so, wie er’s gerne hätte. Keiner kann seiner Geschichte entkommen. «
    Kamiskwa schnaubte. »Zumindest nicht ohne eine gewisse Anstrengung.«
    »Schätze mal, der Prinz Kamiskwa hat seinen eigenen Rat in dieser Sache vergessen.«
    Owen hatte nicht die geringste Ahnung, wovon seine Begleiter sprachen, und er war sich ebenso sicher, dass er von keinem der beiden eine Erklärung erwarten durfte. Nathaniel sprach grundsätzlich kaum über sich. Owen vermutete, dass die Sticheleien und Prüfungen, mit denen Wald ihn traktierte, teilweise damit zu tun hatten, dass der Waldläufer herausfinden wollte, wie weit er ihm trauen konnte. Offensichtlich hatte er bis jetzt noch keine endgültige Entscheidung darüber gefällt, und bis es so weit war, würden seine Geheimnisse, welcher Art sie auch waren, genau das bleiben.
    Der Soldat konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Er hielt sich nun schon zehn Tage in der Gesellschaft dieses Mannes auf, und alles, was er über ihn wusste, hätte auf einer Seite seines Tagebuches Platz gehabt. Katherine hätte ihm Vorwürfe gemacht, nicht mehr herausgefunden zu haben. Er hätte versucht, ihr zu erklären, dass Männer sich nicht auf dieselbe Weise austauschten wie Frauen, und sie hätte gekontert, er habe nur Angst zu fragen.
    Dabei hatte Angst absolut nichts damit zu tun. Es war Respekt. Er respektierte Nathaniels Recht auf Privatsphäre. Wer er war und was er tat, all das hatte keinen Einfluss auf ihre Expedition. Wäre dem so gewesen – wäre Nathaniel zum Beispiel ein Trinker gewesen –, dann wäre es zu einer Aussprache gekommen.

    Und was noch wichtiger war: Indem er darauf verzichtete, Fragen zu stellen, baute er Vertrauen auf. Owen vertraute darauf, dass Nathaniel ihm alles mitteilen würde, was notwendig war. Bisher hatte der Waldläufer diesen Teil der Vereinbarung erfüllt. Indem er keine persönlichen Fragen stellte, bewies er auf wortlose Weise sein Vertrauen in Nathaniel Wald, was seinerseits dessen Vertrauen in ihn nur stärken konnte.
    Nathaniels Haltung ging vermutlich darauf zurück, wie

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